Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Ralph,


    Der mit 6g gewogene Brief lief ausweislich seines Stempels "3 Autriche - Culoz 13.8.1870" sicher nicht über Belgien, wie auch 5 Tage von Maribor nach Culoz (östlich der Schweiz gelegen) keine normale Beförderungsdauer ausmachten, sondern 2 Tage wären normal gewesen. Eigentlich sollte dieser Stempel mit der vermuteten Nr. 3 in Paris als Eingangsstempel fungieren.
    Ausweislich der Siegelseite hatte er am 9.8. Wien gesehen, aber wie er von dort nach Culoz kam, hätte ich gerne gewusst.


    Meiner Meinung nach, ist die Strecke dieses Briefes ganz normal (Kriegzustand oder nicht). Culoz ist ein Grenzpostamt im Postvertrag Österreich-Frankreich vorhergesehen.
    Die Dauer des Strecke betreffend, muß man sich erinnern, daß das Stempel "3 Autriche - Strasbourg 3" in Paris und nicht in Culoz geschlagen ist. Der Brief konnte schnell in Culoz sicher ankommen, aber er hat eine Verspätung auf der französischen Strecke wegen des Krieges ertragen.


    Jedenfalls lief er in das noch unbesetzte Paris ein, konnte aber nicht abgeholt werden. Eigentlich sollten poste restante gestellte Briefe 3 Monate lang liegen bleiben, aber ob das hier der Fall war, kann ich nicht bestätigen. Vlt. hilft mir hier ein Frankreich - Kenner weiter. Siegelseitig erhielt er 2 Abschläge des Stempels "non reclamé", also nicht abgefordert und wurde (wie jetzt?) zurück geschickt.


    Ja, die Briefe waren daher Postlagernd während 3 Monate aufbewahrt. Dieser Brief ist also nach Österreich nicht vor Februar 1871 zurückgegangen.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für deine Antwort - ja, du hast Recht, 5 Tage bis Paris dürften dann normal gewesen sein. In Friedenszeiten wohl 2 Tage weniger.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    für mich deutet das relativ weit südlich gelegene Culoz darauf hin, daß der Brief über Italien gelaufen ist. Bekanntlich waren die Eisenbahnlinien in Norditalien im Jahre 1870 schon sehr weit ausgebaut. Wenn der Brief wirklich über Basel gelaufen sein sollte, wie kam er dann nach Culoz? Wenn man Google.Maps bemüht erkennt man, daß Basel und Culoz von Paris gleich weit entfernt sind. Die Strecke Culoz - Basel beträgt jedoch mehr als die Hälfte der Strecke nach Paris. Zumindest auf französischer Seite stehen zusätzlich die Westalpen im Weg.
    Wenn meine Überlegungen nicht richtig sein sollten lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo vals59,

    Meiner Meinung nach, ist die Strecke dieses Briefes ganz normal (Kriegzustand oder nicht). Culoz ist ein Grenzpostamt im Postvertrag Österreich-Frankreich vorhergesehen.


    Das mag ja sein und hat auch einen Sinn gemacht für Post aus Österreich die nach Südfrankreich laufen sollte. Aber der von @bk ist nach Paris adressiert und wäre - wenn ich nicht alles falsch verstanden habe - normalerweise über Strasbourg gelaufen. Das war bei @bk`s Brief aber nicht (mehr) der Fall. Warum wohl ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Klesammler,

    guter Einwand - aber im Elsaß und Lothringen wurde massiv gekämpft. Da war das Kriegsgebiet zu umgehen, sonst hätte das übel ausgehen können.

    Ich halte daher die Leitung über Bayern und über Italien für die einzig möglichen Wege zu dieser Zeit.

    Wenn man Briefe aus Passau über München - Schweiz - Paris schickte, warum dann nicht solche von oder via Wien?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,


    Das mag ja sein und hat auch einen Sinn gemacht für Post aus Österreich die nach Südfrankreich laufen sollte. Aber der von @bk ist nach Paris adressiert und wäre - wenn ich nicht alles falsch verstanden habe - normalerweise über Strasbourg gelaufen. Das war bei @bk`s Brief aber nicht (mehr) der Fall. Warum wohl ?

    Ja, Normalerweise, das ist wahr, aber nicht während des Krieges. Großenteils der östlichen Fassade Frankreichs ist durch die Kämpfe blockiert. Die französische Postverwaltung benutzte die verbleibenden Grenzpostämter.
    Am 20. September 1870 kündigt die französiche Postverwaltung an, daß das einzige verbleibende Grenzpostamt für Österreich das Eisenbahnpostamt Mâcon-Mont-Cenis ist. Culoz findet sich auf der Eisenbahnlinie Mâcon-Mont-Cenis.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für diese wertvolle Informationen - was meinst du, wie er nach Culoz kam? Über die Schweiz oder über Italien?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    du scheinst mich etwas falsch verstanden zu haben. Auch ich schließe den Lauf über Strassburg wegen der Kriegswirren aus.
    In einem anderen Forum - dir auch bekannt - wurde ebenfalls ein Brief besprochen: von Wien nach Frankreich, ich meine es war Paris. Allerdings meiner Erinnerung nach etwa 3 Jahre vorher. Der Leitweg sollte auch da über Strassburg gehen, aber vermutlich war es doch Norditalien. Ich kann mich entsinnen, daß ich einige Bahndaten aus meinen Unterlagen herausgesucht habe.

    beste Grüße

    Grüße

  • Hallo Klesammler,

    Strasbourg war ab 19.7. Historie. Wenn es schon 3 Jahre früher (1867) von Österreich aus via Italien nach Frankreich ging, wäre das eher ungewöhnlich, weil Paris ja nordfranzösisch ist/war und da eher Strasbourg, Forbach, Valenciennes und Erquellines die Regel waren, als ganz im Süden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo vals59,

    Ja, Normalerweise, das ist wahr, aber nicht während des Krieges.


    Das ist mir vollkommen klar, über Strasbourg ging es defintiv nicht.

    Am 20. September 1870 kündigt die französiche Postverwaltung an, daß das einzige verbleibende Grenzpostamt für Österreich das Eisenbahnpostamt Mâcon-Mont-Cenis ist. Culoz findet sich auf der Eisenbahnlinie Mâcon-Mont-Cenis.


    Ok, dass das dann aber auch vor dem Krieg der normale Weg für Post aus Österreich nach Paris gewesen sein soll, ist mir nicht klar. Das passt nicht zusammen:


    Meiner Meinung nach, ist die Strecke dieses Briefes ganz normal (Kriegzustand oder nicht). Culoz ist ein Grenzpostamt im Postvertrag Österreich-Frankreich vorhergesehen


    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer und Ralph,

    Frankreich benutzte mehrere Grenzpostämter in Verbindung mit Österreich. Mindestens 3: Erquelines, Straßburg und Culoz. Ich denke diese Büros, waren entsprechend dem Anfangsort der Briefe gewählt. Das Postamt Culoz bekam die Briefe von Süd-Ost-Europa. Sehr schnell nach der Kriegserklärung werden das Grenzpostamt Straßburgs unbenutzbar und das Grenzpostamt Erquelines sehr beschränkt. Für die ganze österreichische Post bleibt nur Culoz.

    Wenn man einige Beispiel von Briefen nimmt, sieht man gut, daß vor Krieg und nach Krieg Culoz sud-österreichischen Briefe behandelte.
    1868 :
    1872:

    Wenn man eine Karte der europäischen Eisenbahnlinien von 1870 ansieht, kann man feststellen, daß er tatsächlich einfacher sein kann, Italien zu durchqueren, wenn man aus Maribor kommt, um nach Culoz zu gehen.

    Aber der Brief ist nach Wien zuerst geleitet und es ist schwer, zu glauben, daß in Wien, er südwärts nach Italien wieder geleitet ist. Dazu, wenn der Brief in Frankreich über Italien eingetreten war, hätten wir ein Stempel " Autriche 2 Culoz 2" (Nizza). Also, meine ich daß dieser Brief in Frankreich über der Schweiz eingetreten ist, aber weiß ich nicht, welcher Weg er benutzt hat.

    Schliesslich, während ich einige Beispiele suchte, habe ich diesen Brief noch im Verkauf gefunden, den ich Mühe zu erklären habe.
    Brief von England, der nach Paris Ende Februar 1871 gesandt ist, und der ein Stempel "Autriche 3 Culoz 3" trägt.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für deine anschaulichen Beispiele und Informationen. Auch ich halte eine Leitung mittlerweile über Italien für unwahrscheinlich, weil man von Wien aus kaum den Brief wieder in den Süden zurück geleitet hätte, wo sich doch die Schweiz als Transitland anbot und von den süddeutschen Staaten genutzt wurde.

    Den letzten Brief kann ich nicht klären und tippe auf eine Fehlverwendung des Stempels in Paris.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • P.S. Weils mir gerade einfällt: Bei Bayern waren alle Sendungen nach Frankreich nach München zu leiten, von wo aus es dann über die CH nach Paris ging.

    Vlt. war es in Österreich auch so? Erst alle Post nach Wien und dann von Wien aus gebündelt über Italien nach Frankreich? Wäre doch möglich ... Dann wäre der Hinweg Maribor - Wien geklärt, weil man nicht direkt über Italien nach Frankreich versenden durfte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Das ist eine Möglichkeit, umso mehr, als ich mir gerade klargemacht habe, daß das Grenzpostamt Culoz diente zum Postaustausch zwischen dem Königreich von Sardinien und Frankreich früher. Das Postamt von Culoz ist für Postaustausch mit der Schweiz nicht benutzt.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    dann sieht es jetzt so aus, dass der Brief über Italien nach Frankreich lief - auch recht, hatte ich auch noch nicht in der Sammlung. Danke für diese Erkenntnis!

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Pietro,

    prima - gibt es zu dem Flug etwas zu sagen? Wie flog er? Wie viele Poststücke hatte man dabei?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,

    Ballon ist um 5 Uhr 31.12.1870 von Gare du Nord weggeflogen, und ist um 13 Uhr 31.12.1870 in Montbizot (Le Mans) geladet.
    Er hat 4 Tasche von Post, (230 kg) transportiert.

    "Er landete in einem Militärlager, begleitet vom Klang der Horner, inmitten der zweiten Armee, deren Namen sein Ballon trug, Armée-de-la-Loire (Général-Chanzy)." Valeurs & Références, Collection 1870 Ballons Montés, Boules de Moulins, Seite 243