Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Liebe Sammlerfreunde,

    der französische Grenzübergangsstempel dürfte v.d.L Nr. 1807 sein: ITALIE / 3 LANSLEBOURG 3. Die Zahl kann ich nicht eindeutig erkennen, aber nur dieser Stempel macht Sinn. Er wurde in St. Jean Maurienne verwendet.

    Beste Grüße
    Jürgen

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich bin überwältig, vielen Dank für eure Hilfe.

    Der Brief wurde also zuerst Richtung Norden gesendet, dann wieder Richtung Süden über Wien, vielen Dank lieber Michael für die Entschlüsselung der Route in Rußland.

    Und bei einem Stempel ITALIE / 3 LANSLEBOURG 3 wäre er nicht über Genua mit dem Schiff sondern über den Mont Cenis gelaufen, das macht mein Glück perfekt, so einen Laufweg konnte ich noch nicht aufweisen.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo, 

    folgender Brief aus Genf vom November 1870 ist rätselhaft wegen des Laufweges. Auf der Rückseite ist ein Bahnstempel Heidelberg-Basel vom 16.11. und ein Ankunftstempel Strassburg vom 17.11. zu sehen. Warum lief der Brief von Basel nicht direkt nach Frankreich, eine Bahnverbindung Basel – Strassburg gab es schon seit 1846.

    Irgendwie steht der Laufweg des Briefes im Widerspruch zu den Aussagen oben, nach denen ab 19.7.1870 kein direkter Austausch zwischen Baden und Frankreich mehr erfolgte.
    Bin verwirrt, wo ist mein Denkfehler? ?( ?(

    Viele Grüsse
    kantonal

  • Hallo kantonal,

    dein Brief wurde zwischen der Schweiz über Baden mit den besetzten französischen Gebieten (Straßburg i.E.) ausgetauscht.
    Frankreich war nicht involviert!

    Gruß
    1870/71

  • Verehrte Sammlerfreunde,

    wieder einmal begegnet uns ein Belegstück aus der Aufmarschphase des deutsch-französischen Krieges in der Südpfalz und wie es sich recht schnell herausgestellt hat, ist es mit trauriger Tragik verbunden. Geschrieben wurde die gebührenfrei weiter zu befördernde Feldpostkarte am 01.08.1870 in Ottersheim bei Bellheim, dessen Postexpedition den Aufgabeabschlag am Folgetag den 02.08.1870 angebracht hat.


    Der Absender schrieb:

    An Herrn Schwerdtmann Berlin
    Leipziger- und Charlotten-Straße

    Feldpostbrief
    Absender: von Borke, Hauptmann & Compagn.(ie) Chef
    im Hess.(ischen Füs.(ilier) R(e)g(imen)t. No 80.

    Ottersheim baier.(ische) Pfalz 01.08.1870

    H(err)n Wohlgeborgen ersuche ich im Namen sämtlicher Offiziere des II. Batallions Hessisch Füsislier Regiment No 80 (XI. Armeecorps, 21. Division) möglichst schleunigst die von uns bestellten Sachen nachzuschicken - Bemerken Sie auf dem Paquet das Armee-Corps und die Division, Regiment und Batallion und schreiben Sie die persönliche Adresse deutlich.

    Wir stehen zur Zeit in der baierischen Pfalz, einer weiteren Angabe bedarf es nicht - Ich persönlich hatte bei Ihnen eine wasserdichte große Decke und 1 Kopfkissen bestellt, wünsche aber auch ein zusammenlegbar praktisches Feldbett zu haben. Zahlung erfolgt durch die Soldatenkasse.

    von Borke Hauptmann & Chef der 7ten Compagn.(ie) Hess.(isches Füs.(ilier) R(e)g(imen)t. No 80.


    Das Hessische Füsilier Regiment No 80 war Teil der III. deutschen Armee (Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preussen) unter Befehl von General Leonhard Graf von Blumenthal und dort dem preussischen XI. Armeekorps (General Julius von Bose) unterstellt. Die Einheit nahm zwei Tage nach Abgang der Feldpostkarte in Bellheim, d.h. am 04.08.1870 bei dem Gefecht von Weissenburg teil und am 06.08.1870 an der - mitunter vorentscheidenden - Schlacht bei Woerth-Froeschwiller (Elsass).

    Ein Tag später am 07.08.1870 kam die Karte ausweislich des auf der Vorderseite angebrachten Distributionsabschlages beim Adressaten in Berlin an...doch da hatte die 7.Compagnie des Hessischen Füsilier Regiments No 80 keinen Chef mehr, denn der Absender Hauptmann von Borke war der nachstehenden Quelle zu Folge einen Tag zuvor gefallen. Die Bequemlichkeit eines zusammenlegbaren Feldbettes des Berliner Kaufmanns C.L. Schwerdtmann (siehe Anhang) hat er somit nicht mehr erfahren dürfen...

    + Gruß

    vom Pälzer...der @bk für die Transcription eines Kernstücks des FePoKa-Inhaltes nochmals recht herzlich dankt !

    verwendete Quelle:
    http://home.foni.net/~adelsforschung1/ehren00.htm
    http://adressbuecher.genealogy.net/entry/show/832054

  • Hallo Pälzer,

    auch wenn es am Ende traurig ausging - eine tolle Karte aus der Aufmarschphase, dazu in sehr guter Erhaltung mit interessantem Inhalt.

    Danke fürs Zeigen dieser kleinen Pretiose. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    vielen Dank für die Einschätzung und anbei gleich wieder ein durchaus bemerkenswertes Schriftstück aus der für die Pfalz turbulenten Phase des deutsch-französischen Krieges. Diesmal handelt es sich um eine recommandirte Regierungssache, verfasst von dem beim Königlich Bayerischen Bezirksamt Speyer bediensteten Regierungsrat Ludwig Römmich (1816-1894) an den Magistrat der Stadt Husum.

    Wenige Tage vor Aufgabe des Belegs hatten die deutschen Truppen schon mit der Belagerung von Paris begonnen, in der Pfalz wird man jedoch immer noch die Folgen des dt. Truppen-Aufmarsches und der grenznahen Gefechte zu verarbeiten gehabt haben. Die Transcription zeigt recht schnell worum es vor diesem Hintergrund dann gegangen ist:


    Speyer den 22. September 1870

    An den Magistrat der Stadt Husum

    Den Empfang der übersandten Summe von 200 Thl. in Worten Zweihundert Thalern habe ich ganz ergebendst zu bescheinigen. Von dem geschäftsführenden Cómité für Unterstützung der Gemeinden der Pfalz bin ich zugleich beauftragt, dem verehrlichen Magistrate für seine patriotische und brüderliche Gabe unseren wärmsten Dank auszudrücken. Der Gesammt-Ausschuß wird nicht verfehlen diesen Dank im Namen der Pfalz zu wiederholden.

    Mit Hochachtung

    ergebendster

    Römmich

    k. Regierungsrath


    Um die gespendete Summe von 200 Thalern = 300 Gulden einmal ins Verhältnis zu setzen: Alleine das kleine Örtchen Berg (Pfalz) nahe der französischen Grenze bei Lauterburg - also mitten im Aufmarschbereich der deutschen 3. Armee gelegen - hatte den Aufzeichnungen seines Kriegstagebuches zu Folge durch Feldschäden, Vorspannleistungen und Naturallieferungen eine Gesamtsumme von 13.372 Gulden berechnet.

    Nicht (einmal) eingerechnet sind dabei die mit den einzelnen Haus- bzw. Hofeigentümern abzurechnenden Quartierskosten sowie insbesondere freiwillige Leistungen zur Betreuung von Verwundeten, zur Versorgung von Kriegsgefangenen, welche auch und phasenweise ausschließlich durch die Zivilbevölkerung erbracht worden sind.

    Wenn man das auf die gesamte Region überträgt, dann müssen das akute Belastungen der dortigen Gemeinden von mehreren Millonen Gulden gewesen sein. Da war jede direkte Unterstützung aus dem Reich - hier aus Husum / Schleswig - natürlich allerherzlichst willkommen.

    Nach dem deutsch-französischen Krieg entrichtete Frankreich zwar innerhalb von zweieinhalb Jahren 4 Mrd Mark Reparationsleistungen, was wenn ich es richtig ausgerechnet habe 3 Mrd Gulden entspricht...aber das hat den vom Krieg (mittelbar) betroffenen Gemeinden wenn überhaupt erst weit später zu Gute kommen können.

    So wird man auch aus den Erfahrungen vorangegangener Konflikte heraus, Hilfsvereine und Hilfskomitees wie das w.o. angesprochene gegründet haben, um möglichst zeitnahe die allernötigsten Zuwendungen erbringen zu können, die nicht über langwierige und oft fruchtlose staatl. Entschädigungsverfahren geflossen sind bzw. fließen konnten.

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_R%C3%B6mmich
    http://www.berg-pfalz.de/historie/his10-1.html
    http://www.geschichtsforum.de/f45/1870-71-re…nkreichs-18881/


  • Hallo Pälzer,

    großes Kino in perfekter Qualtiät - warum man aber eine Quittung chargiert absandte, weiß ich auch nicht. Immerhin freut es uns, diesen 1870 und mit dem allgemeinen Kriegsgeschehen eher seltenen Postsonderdienst hier sehen zu dürfen.

    By the way - einen zweiten Brief nach Husum dürfte man in diesem Jahrtausend wohl er nicht mehr aus der Pfalz finden. 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    Euphorie und Sorge, so könnte man den Inhalt des nachstehend abgebildeten Feldpostbriefes einer im schlesischen Herrnlauersitz (Luboszyce) bei Guhrau (Góra) ansässigen Familie an ihren dem V. Armeekorps (Posen) unterstellten Sohn in Landau zusammenfassen. Er war dort als Assistenzarzt beim 7. Feld-Lazareth eingesetzt und somit am Tag der Aufgabe in seiner Funktion mit Sicherheit schwer beschäftigt. Warum geht schon ein Stück weit aus dem Schreiben selbst hervor:


    Herrnlauersitz 8.8.70


    Lieber Arthur !
    Wir sind in Sorge wie es dir geht,
    theile mir so bald Du kannst etwas mit. Gestern haben wir uns sehr über die
    ersten Siege gefreut, die Freude ist so groß, dass schon eine Fahne am Thurme
    weht. Schreibe mir ob Preussen große Verluste gehabt hat. Theodor schrieb
    vergangene Woche von Liegnitz und theilte mit, dass sie Donnerstag nach Landau
    abreisten, wo er dich zu treffen hofft. Du sollst dich nicht über deine Kräfte anstrengen
    und vor Erkältungen hüten. Die Depeschen welche ankommen muss Grihlken bald
    drucken und im Kreise versenden, so erfahren wir immer schnell, was geschehen
    ist. Der Vater wird noch Einiges ergänzen. Sei herzlichst gegrüßt von deiner
    dich liebenden Schwester Anna (und deiner Mutter, komm` gesund wieder !


    Der Vater ergänzte rückseitig unter anderem:

    Gebe Gott, dass der Krieg so auf unserer Seite bleiben möge !

    Du wirst mit Deinen Kollegen gerade viel zu tun haben,
    da das Corps besonders angegriffen worden ist.

    Damit hatte er Recht, im Gefecht bei Weissenburg am 04.08.1870 erlitt das V. Armeekorps (General von Kirchbach) schwerste Verluste. Insgesamt waren dort 1.460 Mann und 91 Offiziere gefallen, 700 Angehörige der 3. Armee verwundet worden. Davon trug das V. Armeekorps 18 Offiziere und 162 Mann als Gefallene und 668 Verwundete.

    Damit hatte das V. Armeekorps die stärksten Verluste an Verwundeten und der Assistenzarzt Schmidt wird als Angehöriger dieser Formation am Aufgabetag des Briefes (08.08.1870) wohl mehr als alle Hände voll zu tun gehabt haben, denn schon zwei Tage zuvor war es zu weitaus größeren Verlusten der 3. Armee bei der Schlacht von Woerth-Froeschwiller gekommen.

    Die o.a. Feststellung des Vaters muss man insofern auch in Relation mit dem seinerzeit bei weitem noch nicht effizient genug organisiertem Sanitätswesen stellen. So gab es grundlegende Probleme mit der Erstversorgung von Verwundeten, die für ihren Zustand auf z.T. nicht verantwortbare und viel zu lang dauernde Rücktransporte auf Karren oder mit der Bahn geschickt wurden und während dessen verstarben.

    Für die helfende Hand war das schlicht unerträglich. So schrieb der bei den beiden vorstehend genannten Treffen mit der Organisation von zivilen Lazaretten betraute deutsch-österreichische Medizinier Christian Albert Theodor Billroth (1829-1894) in seinen Chirurgische Briefen aus den Kriegs-Lazarethen in Weissenburg und Mannheim 1870:

    Ich kann nicht unterlassen, Ihnen einen Gedanken
    mitzutheilen, der mir immer wiederkehrte, wenn ich in den Trubel am Bahnhof
    (Anm.: Weissenburg)
    hineingerieth, nämlich dass das helfende Individuum dieser ungeheuren Masse von
    Verwundeten gegenüber wie ein Tropfen im Meere ist; anfangs überwältigte mich
    das so, dass ich mir einigemal die Frage vorlegte, ob es denn überhaupt etwas
    nützen könne, unter diesen Verhältnissen mit Hand anzulegen; man steht diesen
    Vorgängen gegenüber, wie einem ungeheuren Naturereignis, es scheint wie eine
    Ironie, sich mit der Erhaltung des Einzelnen abzumühen, während Tausende
    draussen hingeopfert werden. Man muss sich in der That in solchen Situationen
    zu aussergewöhnlicher Energie aufraffen, wenn man nicht vollständig apathisch
    werden will.

    Ich lasse das mal so stehen.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    danke für das Zeigen dieses hervorragenden Poststücks. Briefe Heimat - Front blieben viel weniger erhalten, als in anderer Richtung, weil sie die Soldaten kaum lange mit sich herum schleppten, während Briefe von den Soldaten an ihre Lieben natürlich wie ein Schatz gehütet wurden. Für die Tatsache, dass er einem "Metzger" zugeschickt und sicher einige Zeit lang von ihm im Lazarett verwahrt wurde, sieht er m. E. blendend aus. Glückwunsch zu dieser Rosine! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Forumsfreunde,
    kann mir jemand sagen, ab wann Sendungen aus dem neutralen Ausland (Schweiz) in die besetzten Gebiete (Straßburg) mit dem für Deutschland geltenden Portosatz freigemacht wurden.
    Herzlichen Gruß remstal

  • Hallo remstal,

    du hast eine sehr interessante Frage gestellt, die ich dir gerne beantworte.

    Ab dem 10.9.1870 war der Briefpostverkehr in dem von deutschen Truppen besetzten Frankreich freigegeben worden. Für das Ausland galten die französischen Tarife.

    Nach Einrichtung der Oberpostdirektionen für das Elsaß und Deutsch-Lothringen am 6.10.1870 blieben diese Tarife zunächst bestehen. Erst ab dem 7.11.1870 wurden die deutschen Tarife in den OPDen eingeführt (nicht in den weiteren besetzten Gebieten).

    Der früheste mit 25 C. (= 2 Gr.) frankierte Schweizbrief ist mir vom 8.11.1870 bekannt.

    Vielleicht zeigst du uns deinen Schweizbrief?

    Viele Grüße
    1870/71

  • Hallo 1870/71,
    ganz herzlichen Dank für Deine kompetente Erklärung der Sachlage. Mir war das nicht bekannt, dass noch während des Kriegszustands hier die deutschen Tarife zur Anwendung kamen, für die Absender in CH war es ja 5 Rappen billiger. Gerne zeige ich den Brief, den ich neulich für 1 € bei ebay bekommen habe. Zwar kein ganz frühes Datum, für mich wegen der geschichtlichen Hintergründe jetzt aber interessant.

    Mit vielen Grüßen remstal

  • Hallo remstal,

    dein Brief ist vielleicht optisch keine Augenweide, aber postgeschichtlich interessant!

    Vielleicht ist es interessant zu wissen, dass Briefe in die Schweiz häufig, in umgekehrter Richtung jedoch recht selten sind.

    Gut 50 % aller Auslandsbriefe gingen in die Schweiz.

    Das Franco war in beide Richtungen gleich: 2 Groschen entsprachen 25 Centimes gleich 25 Rappen.

    Viele Grüße
    1870/71

  • Verehrte Sammlerfreunde,

    preussische Husaren haben nicht nur edle Pferde geritten...sie stärkten sich nebebei auch mit Filets vom pfälzer Rind ! Diese "enorm wichtige" Erkenntnis ^^ konnte aus nachstehendem Beleg gewonnen werden. Verfasst wurde er vom Feld-Proviantamt der 2ten preussischen Garde Infanterie Division mit Quartier in Le Mesnil-Amelot - unmittelbar vor den Toren von Paris.

    Das heute östlich des Flughafens Charles De Gaulle liegende Örtchen war als Vorposten zur Belagerung der Stadt vollständig geräumt worden. Die gesamte Bevölkerung musste in Folge dessen nach Paris fliehen. Später richteten die Preussen dort ein Versorgungslager ein.

    Während der seit September 1870 laufenden Belagerungsphase fand man im Feld-Proviantamt die Muse mal beim Bürgermeisteramt in Landstuhl über den Verbleib von dort gelieferten "Versorgungsgegenständen" nachzufragen. Das am 20.12.1870 durch das Feldpostrelais No. 46 gelaufene Schreiben traf am 24.12.1870 in Landstuhl ein (siehe zarter HK Landstuhl rückseitig).

    Text wie folgt:

    Nach einer uns vorliegenden Quittung des dortigen Bürgermeisteramtes sind dahalben am 6. Auguste zwei Stück Rindviech durch ein Commando vom Garde Husaren Regiment übergeben, über den Verbleib wir um gefälligst umgehende Benachrichtigung ersuchen - Unterzeichner


    Das Landstuhler Bürgermeisteramt gab umgehend eine Correspondance in Auftrag...

    ...mit dem Bemerken, dass die 2 St. Rindviech bei G. Schreber angestellt & nach 3 Tagen von dem Feldmetzger der hier bivouarkierenden Truppen ( ??? ) in Begleitung genommen wurden.


    Was dann mit dem angestellten Rindviech passiert ist kann man sich denken. Das das Nutzgetier einst übernehmende (Leib-)Garde-Husaren-Regiment bildete mit weiteren Einheiten der Garde-Dragoner und Garde-Ulanen die Kavallerie der Garde des Königs von Preussen (Wilhelm I).

    Schade, dass das große Siegel rückseitig nicht mehr vorhanden ist. Aber wenn mir noch jemand bei dem in Klammer gesetzten Wörtchen helfen könnte, dann wäre der - uff...durchaus nicht einfach zu transcibierende - Briefinhalt immerhin schon mal komplett.

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Garderegiment
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Le_Mesnil-Amelot
    https://books.google.de/books?id=-ysMA…%201871&f=false

  • Hallo Pälzer,

    tolles Stück - klasse! Ich lese "wohin unbekannt".

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Magdeburger,

    Intendatur - Secretair steht da.

    Der Brief sollte aus 1871 stammen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Magdeburger,

    die 7. Infanterie-Division (Heimatstandort Magdeburg / Kommandeur Julius von Groß) war Teil des IV. Armeekorps (Kommandeur Gustav von Alvensleben) im Verband der 2. Armee unter Prinz Friedrich Karl von Preussen. Das IV. Armeekorps nahm an der Belagerung von Paris teil und wehrte bis kurz vor dem Waffenstillstand am 28.01.1871 zahlreiche Ausfallversuche der französischen Armee ab. Am 29.01.1871 besetzte das Korps dann St. Denis im Norden der Stadt.

    Im Monat Mai wurden die siegreichen Deutschen Zeuge der innerhalb von Paris wütenden Kämpfe zwischen den revolutionären "Communards" und den französischen Regierungstruppen aus Versailles. Der am 26.03.1871 gewählte Gemeinderat (franz. Commune) hatte die allgemeine Volksbewaffnung verkündet.

    Ziel war die Erlangung der Autonomie der Stadt und deren Verteidigung sowohl gegen die noch in den früheren Belagerungsstellungen rechts der Seine stehenden deutschen Truppen als auch gegen die französischen Regierungstruppen, die die deutschen Stellungen links der Seine übernommen hatten. Die Pariser Kommune endete nach der "blutigen Maiwoche" am 28.05.1871 mit der Erschießung der vermutlich letzten aktiven Communarden.

    Die 7. Infanterie-Division wird nach Aufgabe Deines (Klasse-)Belegs vom 31.05.1871 nur noch wenige Tage in Frankreich zugegen gewesen sein, denn sie ist nicht als Verband der dann noch rd. 50.000 Mann umfassenden Okkupationsarmee aufgeführt, welche mit Kabinettsbefehl vom 20.06.1871 gebildet wurde ( vgl. > http://www.deutsche-kriegsgeschichte.de/Besatzungsarmee.html )

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (22. August 2015 um 08:45)