Bayern - Österreich 1819 bis 1842

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine Armensache des k. b. Landgerichts Werdenfels vom 25.2.1842 mit Postaufgabe in Partenkirchen am 5.3.1842 (!!) nach Wien. Als Armensache portofrei in Bayern, aber portopflichtig ab der Grenze mit 42 Kreuzern Conventionsmünze taxiert (Brief der 3. Gewichststufe, also 3 mal 14 Kreuzer), dazu 1 weiterer Kreuzer Bestellgeld in Wien.

    Es ging um die Hinterlassenschaft eines gewissen Matthias Rieger, lediger Geigenmacherssohn in Mittenwald, der vermögenslos verstorben war. Zuvor hatte man bei seiner verwittweten Mutter Rosina Rieger und 5 Kindern nachgefragt, ob sie aus Kostengründen "die Verlassenschaft ohne die Rechtswohlthat des Gesetzes und Inventars antreten wollten. Da diese alle in der Gegend von Garmisch - Partenkirchen wohnten, war dies sichergestellt. Nur eine Verwandte in Wien, Magdalena Rieger, war diesbezüglich noch zu befragen.

    Diese Nachfrage wurde teuer, denn unten links ist mit roter Tinte vermerk von Wien: "Faszikel 206 des Taxamtes 43x Porto zu vergüten" und für 43 Kreuzer konnte man in Wien 10 Mal Mittagstisch bekommen.

  • Liebe Freunde,

    einen veritablen Postbetrug kann ich heute zeigen, den die Firma Leohard Jak. Oberlindober für ihren Kunden Venino in Würzburg vornahm: Man schrieb eine Speditions - Faktura (Rechnung) am 10.2.1841 für 2 Colli (Packstücke) von Triest nach Würzburg, die gesiegelt wurde, womit wir einen Brief vor uns haben. Gesiegelte Briefe mussten im Land des Absenders der Post zur Weiterspedition aufgegeben werden (Postzwang).

    Stattdessen musste man 4 Tage warten, bis er in Füssen - immerhin ein Fußmarsch von 112 Kilometern! - ankam und dort als innerbayerischer Portobrief der Post übergeben wurde. Diese taxierte ihn als einfach (bis 1/2 Münchener Loth) mit 12 Kreuzer nach dem Tarif vom 1.12.1810 (30 - 36 Meilen).

    Bei einer Postaufgabe in Innsbruck wäre es ein Auslandsbrief mit Grenzfranko bis Füssen gewesen, der nach der Anzahl der Poststationen zu frankieren gewesen wäre - hier bis 3 Posten 2 Kreuzer CM, bis 6 Posten 4 Kreuzer CM oder 8 Kreuzer CM für bis zu 9 Posten, womit genau dies auch die Ersparnis war.

    Dergleichen Unterschleifbriefe gibt es zwischen Österreich und Bayern einige - aber mit einem schönen, roten, bayerischen Fingerhutstempel wird man wohl nicht so viele finden ...

  • Gratuliere, Ralph - ein super Brief!

    Ich frage mich bei diesen Dingen immer, ob sich das wirklich ausgezahlt hat. Ein paar Kreuzer wird der Herr Oberlindober seinem Boten ja auch gezahlt haben...???

    Liebe Grüße

    Gerald

  • Lieber Gerald,

    danke für die lieben Worte!

    Das hat sich sicher ausgezahlt - vlt. gab es ein Dutzend Briefe, ein paar Frachtstücke, die man über die Grenze schob - das könnten pro Aktion schon ein paar Gulden CM eingespart haben. Macht man das regelmäßig, hat man einen finanzökonomischen Vorsprung vor anderen, die das nicht gemacht haben. Die Aufdeckungsgefahr war gering, Zöllner wurden auch mal gerne "gekauft" auf beiden Seiten - alles Teil einer großen Rechnung, die aufzugehen hatte.

    Es ist aber viel schwieriger, bayerische Schmuggelbriefe nach Österreich zu bekommen. Einen von dir habe ich in der Bucht vor Jahren schnappen können (1851), aber viele kenne ich leider nicht. Wenn du mal was für mich hättest ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich bin nicht sicher, ob dieser Brief hierher gehört. Ich vermute aber, dass Roveredo damals zu Österreich gehörte. Falls der Brief hier falsch ist, bitte in den richtigen Thread verschieben.

    Die Beschreibung des Beleges übernehme ich vom Vorbesitzer:

    Irrläufer vom 3.3.1836 aus Memmingen nach Rovereto.

    Laufweg: Memmingen-Füssen-Innsbruck-Rovereto-Mailand-Roveredo bei Bellinzona

    Bayrisches Grenzfranko für 1/2 Lot : 4x rh. vom Absender

    Irrtümliches österr. Grenzporto bis Rovereto: 14x CM nicht eingehoben

    weitergeleitet über Mailand = LT, ins Tessin

    schlussendlich in Roveredo: 18 Soldi vom Empfänger

    Laut Wikipedia gehörte Bellinzona zur Schweiz, darum bin ich mir nicht sicher, wo Roveredo wirklich hingehörte.

    Ist die Beschreibung des Vorbesitzers korrekt? Wohin gehörte Roveredo?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    es gab Rovereto in Österreichisch-Italien und Roveredo im CH - Tessin, s. Auszug:

    https://www.luftlinie.org/Rovereto/Bellinzona

    Da er meine Sammelgebiete Bayern, Österreich und Schweiz verbindet, wäre der auch etwas für mich, wenn du ihn mal nicht mehr brauchen solltest ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen herzlichen Dank für deine Info.:thumbup::thumbup:

    Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe

    ging der an das schweizerische RovereDo adressierte Brief, versehentlich ins österreichische RovereTo, wo der Fehler bemerkt wurde, und der Beleg zum Zielort in die Schweiz weitergeleitet wurde.

    Falls ich mich mal von dem Brief trenne, geht er an dich:)

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    aus dieser Bally - Korrespondenz gibt es mehrere Briefe aus bayerisch Schwaben, die vergleichbar liefen. Einen habe ich, aber aus Aussteller Bayern - Österreich braucht man halt 2 auf einer Seite, daher mein Wunsch.

    Vielen Dank, wenn du an mich denken würdest. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    woraus entnehmt ihr, daß der Brief zuerst nach Rovereto lief? Es steht da gut lesbar presso Bellinzona. Daher sollte eine Fehlleitung bei den Kenntnissen der damaligen Postler ziemlich unwahrscheinlich sein.

    viele Grüße

    Dieter

  • ... weil es sonst keinen LT - Stempel von Österreich gab; bei direkter Leitung nach der CH wäre Österreich nie im Spiel gewesen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • .... ich glaube, daß ich mir dringend den van der Linden zulegen muß. Aber den gibt es leider nicht gratis und meine Kasse ist etwas leer, da unplanmäßig eine neue Brille fällig war.

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    den v. d. Linden habe doch etliche hier im Forum zu Hause im Schrank stehen (darunter ich) - so teuer ist der nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    ich habe vorige Tage mal gesucht, aber nur bei Schneider in Frankfurt gefunden. Der möchte immerhin 160 Euronen haben. Kennst du eine preisgünstigere Quelle?

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    leider nicht - aber das ist das Buch doch allemal wert, wenn man in der eigenen Sammlung 2 oder 3 nette Stempel findet ...

    Lieber Franz,

    zu deinem Brief # 145 darf ich noch eine Seite zeigen, die mir "zufällig" in die Hände gefallen ist. Massenware ist aber anders ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Franz,

    ich bin eben ein Glückspilz, wie du auch. :):thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein einfacher Grenzfrankobrief vom 7.8.1822, von Augsburg nach Wien.

    Vorderseitig wurde in schwarz 14 notiert

    Der Brief kostete den Empfänger 14 x CM ( Gebühr bis 1/2 Loth, Entfernung über 18 Posten).

    Auf der Siegelseite wurde 12/8 in Rötel notiert, ich nehme an, das war das Ankunftsdatum von Wien am 12.8.1822.

    Weiters wurde auf der Siegelseite der bayrische Anteil notiert, welchen ich aber nicht sicher entziffern kann (?10?) .

    Der Vorbesitzer notierte zum Leitweg: Augsburg-München-Braunau-Lambach -Linz-Wien

    Wieviel Kreuzer rheinisch musste der Absender bis zur Grenze bezahlen?

    Wurde der Leitweg vom Vorbesitzer korrekt beschrieben?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    10x hinten sind das bayer. Franko bis zur österr. Grenze.

    10x reichten bis 30 Meilen =225 km circa vom Aufgabeort.bis Braunau (159 km), aber dann wäre es ein Brief mit 8x Franko bis 24 Meilen, daher nehme ich nicht an, dass er so, wie beschrieben lief, sondern über Passau spediert wurde (sind 189 km und damit über 25 Meilen, was für die Entfernungsstufe 24 - 30 Meilen passt).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    Berchtesgaden bekam am 17.4.1813 eine Posthalterei und erst 1816 eine kgl. bayerische Postexpedition. Es bestand schon früher eine Botenverbindung von Berchtesgaden über Schellenberg nach Salzburg (alle genannten Orte gehörten zum Fürstentum Salzburg). Seit 1794 ist dieser Botengang mit Salzburg durch die Bötin Elisabeth Mooslechner nachgewiesen. Am 1.11.1810, nachdem Berchtesgaden am 12.9.1810 zu Bayern kam, wurde dieser Botengang von der königl. bayer. Postdirektion bestätigt und weiterhin aufrechterhalten. Das Postlokal der Bötin war im Hause von Christian Mundigl (später Cafe Forster). (Quellen: Vorphilahandbuch Bayern von Friedrich Pietz - Berchtesgaden). Im Postvertrag Bayern - Österreich vom 15.3.1819 der am 1. Mai 1819 in Kraft trat, wurde u.a. folgendes geregelt: 2 x wöchentliche Botenpost "Berchtesgaden-Salzburg" auf Kosten der königl. bayer. Posten. Als Beispiel ein Privatbrief vom 20. März 1820 von Berchtesgaden nach Neustadt bei Coburg (Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld / Thurn und Taxissche Lehenspostanstalt). In Bayern fielen 14 Kr. Porto an (36 bis 42 Meilen bis 1/2 Loth). Im Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld weitere 2 Kr. Dazu kam noch ein Ortsbestellgeld von einen Kreuzer. Der Empfänger bezahlte gesamt 17 Kreuzer. Der Brief wurde von der Botenpost bis Salzburg (Österreich) befördert. Ob es ab 1.5.1819 weiterhin Frau Mooslechner war, kann ich nicht sagen. Von Salzburg aus wurde der Brief bis Laufen (Bayern) befördert. Diese Post war wöchentlich zweimal und eine reitende Post (auf Kosten der österreichischen Post). Von Laufen aus lief der Brief mit der bayerischen Post weiter.

    Beste Grüße von VorphilaBayern