• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Beleg mit interessanter Rückseite:

    1851 wurde in Odessa, Russland, eine Champagnerbestellung als Portobrief aufgegeben und ging im geschlossenen Transit durch Österreich nach Preußen.
    Der Weg durch Preußen ist rückseitig gut belegt. Via Aachen - Valenciennes - Paris ging es dann nach Bordeaux, wo der Empfänger Clossmann & Co. 20 Dec. für den Brief zu zahlen hatte (Ausgabestempel rs. vom 28.8.).
    Der russische Ra2-Aufgabestempel von Odessa ist rs. 2x schwach zu erkennen, vorderseitig wurde ein russ. Porto-Stempel in Schreibschriftform verwendet. Rückseitig wurde die russ. Portoforderung von 3 1/4 Sgr. mit blauer Tinte notiert.

    In Preußen wurden folgende Strecken dokumentiert:
    MYSLOWITZ-BRESLAU (+ Zackenstempel AUS RUSSLAND)
    BRESLAU-BERLIN
    MAGDEBURG-HALBERSTADT
    MINDEN-DEUTZ
    Zur Verwendung kamen nur die beiden frühen Kursstempelformen mit Doppelring bzw. ohne Einfassung. Diese Stempelformen bewährten sich nicht und wurden schnell von den bekannten L- und Ra-Formen abgelöst.
    Interessant zudem, dass auf der Verbindung Berlin-Magdeburg-Braunschweig-Hannover-Minden nicht ein dementsprechender Kursstempel Berlin-Minden benutzt wurde, sondern einer von der Zwischenstrecke Magdeburg-Halberstadt. Dieser ist in der vorliegenden Form anscheinend so selten, dass Thalmann ihn in seiner Poststempel-Abhandlung noch nicht aufführte.

    Viele Grüße
    Michael

  • liebe Sammlerfreunde,
    ich zeige hier einen Frankobrief, der von MÜNSTER nach AHLEN ging. Er ist mit 1 Sgr. bar frankiert und trägt den Hinweis: "per Hann. Eisenbahn". Rückseitig ist der Kursstempel (R II T nach Marbach, Text-Bogenstempel bo2z nach Anderson) DEUTZ - MINDEN, T I vom 10.9. abgeschlagen.
    Zwei Fragen habe ich:
    1. wer kann mir den blauen Vermerk 2/1 auf der Rückseite erklären?
    2. was hatte der Herr Bernard Klosterman für einen Titel ?
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • Lieber Erwin,

    1. wer kann mir den blauen Vermerk 2/1 auf der Rückseite erklären?
    2. was hatte der Herr Bernard Klosterman für einen Titel ?

    1. Ich glaube, es hieß 1/2 Groschen Bestellgeld.
    2. ... Intendanten ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ein hässliches Entlein - leere Dienstbriefhülle, nicht exakt datierbar, mäßiger Zustand - wie man es normalerweise in der Krabbelkiste findet und liegenläßt.

    Immerhin zeigt die portofreie Justiz Sache einen deutlichen Beamtenstempel.
    Das entscheidende ist aber der rückseitige Kursstempel Pr.ODERBERG / 15 12 / KANDRZIN. Im Arge-Bahnpostkatalog wird der Stempel nur mit nicht belegt (was vermutlich nur dem Verwendungszeitraum gilt) aufgeführt. Er gehört sicherlich zu den selten zu findenden Kursstempeln, weshalb ich diesen Beleg auch einsammelte. Die Datierung kann man wohl auf 1852/53 eingrenzen: Der in der Ecke zu sehende Kursstempel BRESLAU / 16 12 II / BERLIN ist ab 1852 bekannt und ab 1854 fände man nur noch einen Kursstempel.
    Die bei der Wilhelmsbahn verwendeten Stempel bieten einige interessante Aspekte, wie man z.B. in einem Artikel von K. Krauß nachlesen kann (DASV-Rundbrief 492 von 2011). Wenn ich dann mal alle haben sollte, stelle ich es hier vor.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    Wenn ich dann mal alle haben sollte, stelle ich es hier vor.

    1. Viel Glück und 2. bitte gerne.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    danke + mache ich :)

    Liebe Freunde,

    aus selbem Fundus des hässlichen Entleins vom vorigen Beitrag stammt dieses Brüderchen.

    Die Vorderseite war offensichtlich mal mit Klebefalzen auf einem Albumblatt befestigt, daher die Spuren. In der Tat ist die Rückseite interessanter.
    Der Brief lief 1851 von Sorau nach Langensalza und bei diesen frühen Bahnpostbelegen findet man a) den Leitweg schön dokumentiert und b) Kursstempel, die häufig nicht lange im Gebrauch waren.

    Zunächst ging es über die Strecke BRESLAU-BERLIN, dieser Stempel wurde 1851-52 verwendet
    Dann ging es weiter auf der Strecke BERLIN-MINDEN, dieser seltene Stempel mit Zielort in der 2.Zeile und drunter gesetztem Datum wurde nur 1851 eingesetzt
    In Magdeburg erfolgte die Umspedierung auf die Strecke MAGDEBURG-LEIPZIG, dieser Stempel gehört zu den wenigen, die bereits 1850 zum Einsatz kamen (bis 1852)
    In Halle wurde der Brief erneut umgeladen, diesmal auf die Strecke HALLE-EISENACH, dieser Stempel war etwas länger im Gebrauch: 1851-1856

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein tolles Stück - hier würde ich als Aussteller tatsächlich die Siegelseite im Original und die Vorderseite als Kopie zeigen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    danke. Ja, die Rückseite ist interessant, aber ob so ein Beleg für eine Ausstellungssammlung geeignet ist? Habe da so meine Zweifel.
    Abgesehen davon, denke ich derzeitig an so was noch nicht. Bin eher noch dabei zu verstehen, was bei der Bahnpost so in den einzelnen Speditionsbüros ablief. Ein interessantes Gebiet, bei dem es aber noch diverses aufzuklären gibt.

    Noch mal zu den Kursstempeln des Sorau-Langensalza-Briefes: Sowohl der offene Stempeltyp (hier HALLE-EISENACH) als auch der Doppelkreistyp scheinen sich in der Praxis nicht bewährt zu haben, da sie schnell abgelöst wurden. Der 3-zeilige Typ wurde schnell modifiziert, indem die Datumszeile in die Mitte rutschte. Wahrscheinlich aus der Erfahrung heraus, dass die mittlere Zeile in der Regel am deutlichsten zu lesen war. Dieser modifizierte Typus erlangte dann auch schnell eine weite Verbreitung bei der Bahnpost.

    Hier ein weiterer Beleg aus gleicher Quelle wie die beiden vorigen.

    Der Brief von Erfurt nach Berlin stammt aus dem Jahr 1852. Die Leitung und Stempelung:
    In Erfurt von einem Zug der Strecke EISENACH-HALLE mitgenommen, der Kursstempel war parallel zu dem beim vorigen Brief verwendeten Typ im Einsatz, allerdings auch schon ab 1850 belegt und bis 1863 bekannt.
    In Halle Umspedierung auf einen Zug der Strecke LEIPZIG-BERLIN, hier umgekehrte Angabe im Stempel mit "R"-Kennzeichnung für die Retourstrecke. Dieser offene Stempeltyp wurde auf dieser Strecke nur 1851-52 verwendet.

    Im Kursstempel EISENACH-HALLE wurde wohl etwas falsch gesteckt ODER es wurde anders gehandhabt, als vermutet:
    Die Aufgabe in Erfurt erfolgte am 9.6. abends zwischen 7 und 8 Uhr.
    Der EISENACH-HALLE-Stempel zeigt den 10.6. und den IV. Zug
    Der LEIPZIG-BERLIN-Stempel zeigt den 10.6. und den 1. Retourzug
    Die Zustellung in Berlin erfolgte am 10.6. zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags.
    Mein Fahrplan zeigt für den ersten Zug Leipzig-Berlin Ankunft in Halle um 6:05 Uhr morgens. Der nächste Personenzug fuhr nachmittags um 4:45 Uhr Halle an, wäre also nicht mehr rechtzeitig in Berlin gewesen. Dazwischen gab es noch einen Güterzug mit 6:15 Uhr in Halle. Die Angaben des Leipzig-Zuges und der Zustellung in Berlin passen zusammen.
    Für Erfurt gibt es folgende Abfahrzeiten Richtung Halle: 05:30 morgens (Ankunft Halle 09:35), 12:55 mittags (Ankunft Halle 04:05), 04:55 nachmittags (Ankunft Halle 08:05) und schließlich noch ein Schnellzug 02:55 nachts (Ankunft Halle 05:40 früh morgens)
    Die einzig plausible Verbindung nach der abendlichen Briefaufgabe ist die Benutzung des Nachtzuges. Dieser befuhr die Strecke am 10.6. (also richtiges Datum), war aber nach herkömmlichen Verständnis nicht der IV. Zug des Tages sondern der I.Zug. Es sei denn, die Bahnpost hat hier anders gezählt? Weiß jemand etwas darüber oder hat eine Idee?

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,

    ich vermute, daß die Anordnung der Bestandteile des Bahn-L3 deshalb nach kurzer Zeit geändert wurde, weil sie sich als nicht vorteilhaft erwies. Mit der Einführung von Briefmarken war die Versendung eines Briefes stark vereinfacht und deren Menge stieg sprunghaft. Also mußte bei der Bearbeitung schneller gearbeitet werden und die untere Zeile mit den beweglichen Teilen wurde stark belastet. In der vorphilatelistischen Zeit war das änderbare Datum als untere Zeile eines L2 sicherlich problemlos. Aber später war die Unterbringung der beweglichen Teile zwischen feststehenden bei dem erhöhten Tempo sicher von Vorteil. Bis auf die Hufeisenstempel waren bei fast allen Stempeln ab ca. 1830 die austauschbaren Teile von feststehenden umschlossen. Ohne den Spalink hier zur Verfügung zu haben meine ich mich zu erinnern, daß die außen liegenden Uhrzeiträder der Hufeisenstempel öfter beschädigt waren oder sogar ausgetauscht wurden.
    Was meinst du zu meiner Vermutung?

    beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,

    deinen Überlegungen kann ich durchaus zustimmen. Ich würde nur nicht Vorphila- und Markenzeit als die prägende Entwicklung ansehen, sondern die Entwicklung der Bahnpost (ist ja auch ein Kursstempel) und die allgemeine Zunahme des Briefverkehrs. Beides zusammen führte zu einem stark steigenden Arbeitsdruck in den Bahnpostwagen und dementsprechend stiegen auch die Anforderungen an die Stempel - was Haltbarkeit und auch das möglichst schnelle und zuverlässige Anbringen von Stempelabschlägen in den schwankenden Waggons betraf.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Brief passt auch in 2 andere Themen: Contraventionen und Zugaufgaben. Dieses Thema hier habe ich gewählt, da für den rückseitigen Kursstempel FRANKFURT A/M / 19 9 I / COELN der Katalog der Arge Bahnpost bisher als Frühdatum 1868 zeigt, also in der NDP-Zeit. Dieser Brief belegt, dass es sich um einen preußischen Stempel handelt, vermutlich aus 1867.

    Der Brief wurde in Boppard direkt am Zug aufgegeben und lief Richtung Norden nach Mülheim am Rhein, heute ein Stadtteil von Köln.

    Korrekt mit 2 Sgr. frankiert, nur vergassen die Bahnpostler die Entwertung des Wertstempels.

    Viele Grüße
    Michael