Briefe von Briefsammlungen

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Regierungssache vom kgl. bayer. Landgericht Lauingen vom 12. November 1838, vom Briefsammler und Postboten in Lauingen nach Dillingen gebracht und dort am 16. November aufgegeben nach Wien. Ankunftsvermerk vom 22. November.
    Aus dem Vorphilahandbuch Bayern von Friedrich Pietz:
    Lauingen
    1783: K.R.Briefsammlung: Postbotengang mit Dillingen;
    1810: erwähnt als K.B.Briefsammler und Postbote: Martin Wörnher Postlokal: Wohnung des Briefsammlers Unterstellung: Oberpostamt Augsburg;
    1.7.1843: K.B.Brief- und Fahrpostexpedition ohne Poststall am Eilwagenkurs Ulm-Donauwörth;

    Zwei Stempel der Briefsammlung nur in der Zeit von 1785-1791 registriert (De Lauingen + Von Lauingen); Erst dann ab 1843 bei der Postexpedition (Halbkreisstempel);

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Portobrief aus Beilngries nach Eichstädt vom 16. August 1814. Der Empfänger bezahlte 4 Kreuzer Porto.
    Aus dem Vorphilahandbuch von Herrn Friedrich Pietz zu Beilngries:
    24.9.1742: K.R.Posthalterei am Reitpostkurs Ingolstadt-Amberg;
    1.1.1754: Ordinary Reitpost mit Ingolstadt über Eichstädt; Postbotengang mit Deining;
    14.2.1806: Lehenspostanstalt in Thurn und Taxis Pacht im Königreich Bayern;
    1.7.1808: K.B.Briefsammlung;
    20.2.1812: täglicher Reitpostkurs Amberg-Eichstädt über Beilngries; zusätzlich zur Briefsammlung wird eine Relaisstation installiert;
    1815: K.B.Postexpedition mit Poststall; Als Postexpeditor genannt: Elisabeth Aichele (Witwe des vorigen);

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    nachdem Hermann schon reihenweise seltene Briefe gezeigt hat (solches Material taucht nur selten auf den üblichen Kanälen ebay oder Philasearch auf), muss ich auch einmal nachlegen.

    Das unterfränkische Wirtheim befand sich postalisch in einer besonderen Situation, wie Friedrich Pietz herausgefunden hat: Der kleine Ort lag an einer wichtigen Poststraße, nämlich Frankfurt-Fulda (und weiter nach Leipzig). Er hatte keine Verbindung zu bayerischen Postkursen, sondern wurde zunächst von Thurn und Taxis bedient. Der Ort lag noch nördlich von Aschaffenburg, also so weit oben in Bayern, dass er heute hessisch ist. Er gehört zum Gebiet, das 1866 an Preußen abgetreten werden musste. Wirtheim ist mittlerweile in Biebergemünd aufgegangen.

    Der gezeigte Frankobrief in der zweiten Gewichtsstufe stammt vom 1. Mai 1840, und für die etwa 11 Meilen bis Schweinfurt bezahlte der Absender nach dem Generaltarif von 1810 6 Kreuzer.

    Die 1833 begründete Briefsammlung und Postexpedition ab 1845 wurde 1852 vermutlich mangels ausreichender Auslastung aufgehoben. Schon Dienstbriefe sind kaum zu bekommen, wie sieht es dann erst mit Privatbriefen aus?

    Viele Grüße aus Erding!

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Frankobriefhülle (12 Kreuzer Franko) von Windsheim nach Weissenburg mit Präsentiertvermerk vom 21. Oktober 1802. Sehr früher Abschlag des Rayonstempels "WINDSHEIM.R.3.". WIndsheim und Weissenburg waren zu dieser Zeit noch freie Reichsstadt. Bereits im Vorgriff auf den Reichsdepudationshauptschluß vom 25. Februar 1803, in Kraft am 27. April 1803, besetzten bayerische Truppen zuvor schon einige Reichsstädte, wie z.B. Weissenburg. Am 9. September 1802 besetzten 160 Mann vom bayer. Militär Weissenburg. Im November 1802 erfolgte die Übergabe der Stadt an Bayern. Nachdem Weissenburg ganz von preußischen Gebiet (Fürstentum Ansbach)
    umschlossen war, erfolgte durch den Landestauschvertrag zwischen Bayern und Preußen vom 30. Juni 1803, der zum 31.12.1803 vollzogen wurde, der Übergang von Weissenburg an Preußen (Fürstentum Ansbach). Ab 15. Februar 1806 kam das Fürstentum Ansbach an Frankreich und ab 24. Mai 1806 an Bayern.

    Zur Briefsammlung in Weissenburg folgendes aus dem Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz:1746:
    Der Nürnberger Oberpostmeister Freiherr von Lilien schreibt an den Stadtmagistrat zwecks Errichtung einer Kaiserlichen Reichspostanstalt. Der Magistrat antwortet zustimmend und schlägt den Torwächter am Ellinger Tor als geeignete Persönlichkeit vor.
    September 1747: K.R.Briefsammlung (Briefkollektion) am Reit- und Fahrpostkurs Nürnberg-Augsburg. Die Briefsendungen für Weissenburg werden durch die Taxisschen Postillione in einen am Tor angebrachten Kasten (Boite) hinterlegt bzw. die abgehenenden dort entnommen. Die Entlohnung des örtlichen Briefsammlers besteht aus dem Briefkreuzer je Brief, welcher der Absender / Empfänger in Weissenburg zu entrichten hat. Briefsammler (Briefkollektor): Johann Störzer (Januar 1750 gestorben), Bürger und Torwächter am Ellinger Tor nach Amtseinweisung durch den Nürnberger Oberpostamtsverwalter Johann Balthasar Andreas. Unterstellung: Oberpostamt Nürnberg;
    Januar 1750: Briefsammler: Sophie Barbara und Georg Friedrich Störzer, Tuchmacher (Kinder des vorigen). Briefsammler: Georg David Raab, Tuchmacher, Ehemann der vorigen. Sein Schwager Georg Friedrich Störzer verzichtete gegen eine einmalige Abfindung von 50 Gulden auf die Teilhaberschaft.
    Um 1780: Postgehilfe: Georg Tobias Raab (Neffe des vorigen).
    10.8.1786: Georg David Raab bittet den Fürsten von Thurn und Taxis um die Anwartschaft auf die Postanstalt für seinen Neffen. Bei Nachforschungen wurde festgestellt, daß die Anwartschaft seit 1774 dem Weissenburger
    Schreinersohn Johann Leberecht Vogt zugesagt ist. Dieser war seit mehreren Jahren verschollen.
    1789: Ermittelt wurde, daß Vogt in Mainz wegen des Verdachts der Falschmünzerei einsaß und seiner Aburteilung entgegen sah.
    1794: Die Taxissche Postadministration in Regensburg erklärt die Anwartschaft Vogts für erloschen und überträgt diese nunmehr ab:
    1.11.1797: an Georg Tobias Raab (gestorben 1839).
    1.4.1798: Briefsammler: Georg Tobias Raab (Neffe des vorigen).
    1805: Briefsammlung wird zur Expedition.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    zwei Briefe aus der kurzen Zeit bei der Weissenburg zu Bayern gehörte (November 1802 bis 31.12.1803) und noch eine Briefsammlung bestand (1805 wurde in Weissenburg eine Postexpedition eröffnet.
    Brief von Wetzlar, franko Hanau, nach Weissenburg im Nordgau, mit Präsentiertvermerk vom 28. Januar 1803. Der Absender hatte anscheinend bis Hanau Gebührenfreiheit. Von da bis Weissenburg kostete der Brief 8 Kr. Porto. Wetzlar war zu dieser Zeit noch freie Reichsstadt. Weissenburg offiziell auch noch. Bereits im Vorgriff auf den Reichsdepudationshauptschluß vom 25. Februar 1803, in Kraft am 27. April 1803, besetzten bayerische Truppen zuvor schon einige Reichsstädte, wie z.B. Weissenburg. Am 9. September 1802 besetzten 160 Mann vom bayer. Militär Weissenburg. Im November 1802 erfolgte die Übergabe der Stadt an Bayern. Nachdem Weissenburg ganz von preußischen Gebiet (Fürstentum Ansbach) umschlossen war, erfolgte durch den Landestauschvertrag zwischen Bayern und Preußen vom 30. Juni 1803, der zum 31.12.1803 vollzogen wurde, der Übergang von Weissenburg an Preußen (Fürstentum Ansbach). Ab 15. Februar 1806 kam das Fürstentum Ansbach an Frankreich und ab 24. Mai 1806 an Bayern.
    Desweiteren ein ähnlicher Brief mit Präsentiertvermerk vom 15. April 1803 und 10 Kreuzer Porto.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    Belege aus diesen überaus kurzen Zeiträumen zeigen zu können, ist die ganz hohe Kunst des Briefsammlungs-Sammelns.
    Ich glaube, dass es nur ganz wenige gibt, die die Informationen aus dem Pietz-Handbuch so konsequent anwenden wie du.
    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich über gelegentliches Nachschlagen noch nicht hinausgekommen bin, seit ich das Handbuch letztes Jahr kaufen konnte.

    Von Gräfenberg haben wir auch schon etwas aus deiner Sammlung sehen können. Dazu möchte ich einen Postschein aus dem Ort zeigen. Der ist allerdings etwas rätselhaft: Franco wurde gestrichen, dafür zwischen diesem Posten und Scheingebühr noch eine "1" eingefügt, wodurch unter dem Strich 5 Kreuzer herauskamen. Botenlohn zur nächsten übergeordneten Postexpedition können wir wohl ausschließen, denn Gräfenberg lag direkt am Reit- und Fahrpostkurs Nürnberg–Bayreuth. Also wofür der Extra-Kreuzer?

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    vielen Dank.
    Zu deinen Postschein von Gräfenberg mit dem zusätzlichen einen Kreuzer, denke ich, daß es der Botenlohn für den Boten ist, der den Brief aus einen Ort, evt. Weissenohe, nach Gräfenberg brachte. Von Kirchenthumbach habe ich mehrere Postscheine mit einen - bis drei Kreuzer Botenlohnvermerken, für die Postbötin aus Auerbach, die die Briefe nach Amberg und Kirchenthumbach brachte und abholte. Als Beispiel ein Postschein von Kirchenthumbach von 1836 mit Vermerk: "2 Kr. der Böthin"

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    diese Botenlohnvermerke auf Postscheinen kenne ich auch, aber sie wurden immer erst hinzugefügt, wenn der Schein vom Aufgeber als Beleg für eine Ausgabe abgelegt wurde. Das Botengeld wurde nicht vom Expeditor eingenommen und abgerechnet.

    Na ja, wo kämen wir hin, wenn man alles auf Anhieb enträtseln könnte.

    Briefsammlungen aus der Pfalz haben wir noch nicht allzu viele hier gesehen. Annweiler bekam am 1. August 1829 eine Briefsammlung mit Poststall, aber offenbar ohne Fahrpostexpedition. Alle drei Elemente zusammen hätten eine Postexpedition ergeben, aber das traute man dem Ort offenbar nicht zu. Die Rangerhebung gelang erst 1841.

    In der Regel bekommt man von vielen kleineren Orten in der Pfalz nur Dienstbriefe zu sehen, hier aber mal ein Privatbrief von 1832 nach Zweibrücken, für den der Empfänger 8 Kreuzer Porto entrichten musste.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    vielen Dank, auch für das Zeigen des Briefes von Annweiler.
    Zu Pörnbach sind die Hinweise im Vorphilahandbuch von Peter Feuser und Friedrich Pietz unterschiedlich:
    Handbuch Deutsche Vorphilatelie von Peter Feuser:
    1.1.1795 Briefsammlung;
    1.7.1808 Postexpedition;
    Vorphilahandbuch Bayern von Friedrich Pietz:
    1.1.1795: K.R.Briefsammlung am Postkurs Augsburg-Regensburg;
    Briefsammler: Franz Xaver Kurländer, Schullehrer, Lottokollekteur und Unteraufschläger;
    Postlokal: Wohnung und Schulhaus des Briefsammlers;
    1.71808: K.B.Postexpedition;
    Briefpostexpediteur (Briefsammler): Franz Xaver Kurländer;
    1813/14: Der Briefsammler spendet 3 Gulden für die allgemeine Landesbewaffnung;
    usw.
    also ist im Jahr 1813 eine Briefsammlung in Pörnbach.
    Hierzu folgender Brief:
    Dienstbrief von Reichertshofen mit Aufgabestempel "POERNBACH.R.4" vom 15. März 1813, nach Ingolstadt.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    keines der einschlägigen philatelistischen Handbücher, ob nun Englram oder Pietz, verzeichnet Bergzabern in der Pfalz als Briefsammlung. Ein Handbuch allerdings schon, nämlich das Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern von 1819. Im letzten davor erschienenen Handbuch von 1813 konnte der Ort nicht aufgeführt sein, denn die Pfalz war ja erst 1816 bayerisch geworden, und im nächsten Staatshandbuch von 1824 zählte Bergzabern schon als Expedition.

    Nach den Revolutionskriegen war der Ort französisch (seit 1793 im Département Bas-Rhin), die ehemals kaiserliche Reichspostverwaltung mutierte zum Direktionspostamt. In der zweiten Hälfte der 1790er-Jahre stufte man den Ort zur Distribution herab, und daran änderte sich bis 1814 nichts mehr, als der Handelsmann Hobelsberger (laut Pietz – bei Englram: Vogelsberger) zum Expeditor einer überrheinischen Postanstalt wurde. Bei der Übernahme durch Bayern im Mai 1816 blieb Hobelsberger in Amt und Würden. Es gab dort eine reine Briefexpedition, keine Fahrpost (die kam erst 1853) und auch keinen Poststall.

    Die Redaktion des Hof- und Staatshandbuchs – des maßgeblichen Werks für alle amtlichen Ränge in Bayern – beurteilte Postexpeditionen nach einem konsistenten System:
    Briefpostexpedition mit/ohne Fahrpostexpedition = Briefsammlung
    Briefpostexpedition mit/ohne Fahrpostexpedition plus Poststall = Postexpedition
    Nur das Vorhandensein eines Poststalls machte in der amtlichen Nomenklatur eine Expedition aus.
    Klingt wortklauberisch, war es aber nicht. Die Post selbst war weit weniger präzise.

    1821 wurde der Poststall von Barbelroth nach Bergzabern verlegt. Damit fungierte Bergzabern als Postexpedition mit Relais und also aus Sicht der Handbuchredaktion in der nächsten Ausgabe 1824 als vollwertige Expedition.

    Einen in Bergzabern in dieser Zeit aufgegebenen Brief kann ich zeigen, vom 17. Juli 1818.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Liebe Freunde,

    vor drei Jahren habe ich hier im Forum die Festschrift zum 40jährigen Vereinsjubiläum des Briefmarkensammler-Vereins Trostberg von 1996 eingetauscht. Die stellte im Hinblick auf Briefsammlung auch gleich einen Treffer dar.

    Die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Post- und Relaisstation im nahen Stein (an der Route München–Wasserburg–Salzburg–Wien) wurde 1808 als königlich bayerische Poststation übernommen.
    Dort wurde auch die Post aus dem Markt Trostberg abgefertigt. Im September 1808 wird von einer Botenstelle in Trostberg berichtet, ebenso von zeitweiligen Boten zur »Verführung der officiosen Correspondenz, Gelder und Pakete« der Gerichte. 1831 wird eine Briefsammelstelle erwähnt, aus der der Bote Franz Huber aus Stein die Briefe mitnahm und in die er aus München und Salzburg eintreffende Briefe brachte. Nach dem Tod Hubers im April 1848 übernahm der Trostberger Gerichtsdienergehilfe Josef Kefer diese Botengänge nach Stein und zurück. Erst 1851 bekam Trostberg eine eigene Postexpedition, und zwar unter Leitung des Expeditors Josef Reiner von Stein.

    Der Postverkehr in solche »Nebenorte« wurde praktisch immer der Privatinitiative einzelner überlassen. Auch Friedrich Pietz führt solche Verbindungen nur selten auf, wohl auch, weil sie keinen offiziellen Charakter besaßen. Botenvermerke sind mir bisher nicht bekannt geworden.

    Briefe aus Trostberg über Stein in dieser Zeit sind keine Weltraritäten, ganz leicht zu finden sind sie aber auch nicht.
    Zwei kann ich zeigen: Einen von 1822 nach Ansbach als Parteisache (mit dem dort üblichen Bestellkreuzer) und einen weiteren von 1842 nach Haag, bei dem die rückseitige Beilage offenbar bewirkte, dass Wasserburg seinen Durchgangsstempel auf der Vorderseite anbringen musste.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Liebe Freunde,

    im Hof- und Staatshandbuch 1833 noch Briefsammlung, in der Ausgabe 1835 unter den Postexpeditionen des OPA Nürnberg zu finden. Was war in der Zwischenzeit passiert? Genau, die am 1. April 1828 in Lauf geschaffene »Briefpostexpedition ohne Poststall« hatte wegen ihrer Lage am Eilwagenpostkurs Nürnberg—Amberg am 1. März 1834 einen Poststall erhalten.

    Parteisache aus Lauf nach Ansbach, in der 2. Entfernungs- und 2. Gewichtsstufe nach dem Generaltarif von 1810 mit 6 Kreuzern bei der Aufgabe bezahlt. Innen datiert mit 21. November 1833.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Liebe Freunde,

    zu den eindeutigen Fällen bei den bayerischen Briefsammlungen gehört das pfälzische Edenkoben, das bis Mitte August 1816 von Neustadt, ab dann von Landau aus postalisch versorgt wurde. Am 5. Februar 1833 wurde dem Bürgermeisteramt mitgeteilt, dass die Generaladministration der Posten die Errichtung einer Briefsammlung in Edenkoben genehmigt hatte. Diese wurde bis 1838 von Jakob Hosemann in seinem Haus betrieben.
    Am 1. Juni 1844 kam noch eine Fahrpostexpedition hinzu, aber nie ein Poststall. Das spielte aber zu dieser Zeit keine Rolle mehr, weil die Post in der Zwischenzeit die Klasse der Briefsammlungen weitgehend abgeschafft hatte und sie als "Expeditionen ohne Poststall" führte.

    Dieser einfache Portobrief vom 13. August 1843 lief nach Kandel, wo ausweislich der Abrechnung auf der Rückseite noch ein Bestellkreuzer hinzukam. In Edenkoben wurde von Beginn an eigentlich immer farbig gestempelt, zuerst lange in rot, aber auch in blau und grün.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Liebe Freunde,

    Königshofen im Grabfeld ist eine der ältesten Briefsammlungen, die seit mindestens 1767 belegt ist. Der Ort kam 1802 erstmals zu Bayern, 1806 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 wieder zu Bayern. Bei einer Festungsstadt – denn um eine solche handelte es sich bei Königshofen – möchte man einen stetigen und nicht zu geringen Postausgang erwarten.

    Das Erstaunliche ist aber, dass Briefe mit bestimmten Ortsstempeln zu den seltensten und am höchsten bewerteten in der bayerischen Vormarkenzeit gehören. Damit nicht genug, gibt es hier einen hohen Grad an verschiedenen Typen und Varianten (zum Teil mit Datum!), der zur offensichtlichen Seltenheit von Briefen in genau umgekehrt proportionalem Verhältnis steht.

    Was diese Vielfalt bewirkt hat, bei der unterschiedliche Stempel sogar im gleichen Zeitraum geführt wurden, ist bislang ohne Erklärung geblieben. Denkbar wäre, dass bestimmte Stempel nicht ausschließlich postalischen Zwecken gedient haben. Allerdings sind mir bislang eigentlich nur Dienstbriefe bekannt.

    Friedrich Pietz bildet in seinem Handbuch einen Brief ab, der meinem nahezu vollständig entspricht, gleicher Tag, gleiche Handschrift, nur nach Mellrichstadt und nicht wie hier nach Neustadt gerichtet.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Verehrte Freunde,

    machen wir gleich mit dem Buchstaben K weiter: Im oberbayerischen Badeort Kreuth bestand seit 1825 nur während der Saison eine Briefsammlung, die aber mit einer dreimal wöchentlichen Verbindung nach München über Tegernsee über eine sehr gute postalische Anbindung verfügte, verglichen mit vielen anderen Orten.

    Streng genommen ist der hier gezeigte Brief (ex Sammlung Pietz) kein Beleg für die Briefsammlung mehr, sondern für eine Postexpeditionsfiliale mit Poststall, die seit 1. Juni 1840 bestand. Dieser Brief nach Frankreich wurde eine gute Woche später, am 9. Juni, aufgegeben und traf bereits am 15. Juni in Paris ein. In der entsprechenden Sammlung von Friedrich Pietz wurde der Brief nur sehr stiefmütterlich beschrieben, und ich fühle mich (noch) nicht berufen, das zu tun.

    Mehr noch wundert mich, dass der Stempel im Pietz’schen Handbuch der Vorphilatelie eher bescheiden bewertet wird. Vielleicht gibt es ja Dutzende Briefe von dort, aber vor diesem habe ich viele Jahre lang keinen anderen gesehen, auch nicht in älteren Auktionskatalogen. Briefe aus Tegernsee (sozusagen das Mutterpostamt) bekommt man auch nicht ständig unter die Nase gerieben.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    ein sog. "Umentscheidungsbrief".

    Der Absender wollte zuerst frankieren und legte wohl 42x auf den Tisch des Hauses, Verzeihung, der Expedition: 22x für Bayern (immer im Nenner) und 20x für Frankreich (immer im Zähler, nie Transitkosten zeigend).

    Dann entschied er sich aber um und wollte sein Geld wieder haben und den Brief bloß porto verschickt wissen. Also war das siegelseitige Franko zu streichen, vorne der CBR4 - Stempel für bayer. Portobriefe aus dem 4. Rayon zu Frankreich anzubringen und die 9 zeigte die rechnerische (nicht die tatsächliche!) Portotaxe in Decimes für Bayern bzw., die Bayern optisch hätte vergütet bekommen sollen. Intern wurden sich die Briefe je Unze (30g) jedoch aus den verschiedenen Rayons verrechnet und das hatte mit diesen Taxzahlen nurmehr sehr wenig zu tun.

    Zu den "optischen" 9 Decimes für Bayern kamen 8 Decimes für Frankreich, so dass der Empfänger total 17 Decimes zu zahlen hatte.

    Umentscheidungsbriefe sind nicht häufig - da hast du einen guten Griff getan! PV war der zwischen Bayern und Frankreich vom 1.1.1822 (hierfür gibt es eigene Threads im Forum, wenn du ein bisserl nachlesen möchtest).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.