Aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm

  • Auf jeden Fall war er ein ganz gschlamperter Hund und hat seinen Stempel geradezu verkommen lassen und das Stempelkissen vermutlich noch dazu.

    hätten wir den Inhalt nicht, wäre er nur durch diesen Stempelabschlag mit Jahreszahl zu datieren und das ginge ziemlich in die Hose


    Ihr zwei habt da wieder mal absolut Recht, bei der Datierung und auch bei der Zuordnung der Geographie (welcher Ort/GS/ bei gleicher Namensgebung war es denn...?) sollten wir heute als Sammler grösstmögliche Sorgfalt walten lassen, sonst geht es schnell noch ein zweites Mal in die Hose.... ;(:)

    Von daher danke für den tollen Brief und die Beiträge :thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    hoch interessant fand ich einen Brief aus - optisch - Ulm nach Neuburg an der Donau in Bayern, der tatsächlich in Ulm aufgegeben wurde (am 8.11.1856). Aber schaut man sich den Inhalt an, so stammt er gar nicht aus Ulm, sondern aus Heilbronn, war also viel weiter von Bayern entfernt am 3.11.1856 verfasst und erst 5 Tage später in Ulm aufgegeben worden. Von Heilbronn nach Neuburg an der Donau waren es genau 151 km, also knapp über 20 Meilen, was ein Franko von 9 Kreuzern nach sich gezogen hätte.

    Von Ulm nach Neuburg an der Donau aber waren es nur 95 km, wonach es im Postverein über 10 bis 20 Meilen nur noch 6 Kreuzer kostete, die auch frankiert wurden.

    Bei einer Postaufgabe in Neu-Ulm hätte der Brief aber mit 94 km auch 6 Kreuzer gekostet, weil er knapp über der 12 Meilenzone (90 km) gelegen hätte und sich keine Ersparnis ergab, ihn in Neu-Ulm aufzugeben.

    Dies ist der 3. Brief den ich kenne, der von außerhalb nach Ulm geschmuggelt wurde und nach Bayern lief, aber nicht in Neu-Ulm aufgegeben wurde. Mal sehen, wie viele ich noch finde ...

  • Lieber Ralph.
    da stellt sich mir wieder die Frage, wie Du auf die Idee gekommen bist, der Briefschreiber stamme nicht aus Ulm. War das wieder der berühmte "Bernatz'sche Siebte Sinn?
    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    ich wage es kaum zu schreiben, aber so war es. Vom Inhalt wusste ich nichts und kaufte den Brief eigentlich unter dem Aspekt "Hätte von Neu-Ulm aus nichts gebracht". So ist es natürlich noch zehn Mal interessanter, aber es war reines Glück, für das ich gar nichts kann ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ich denke, der passt hier gut herein, auch wenn die Überschrift etwas anderes aussagt ...

    Ganzsachenkuvert von F. Paumscheerer aus Ulm, der später nach Neu-Ulm gezogen sein muss, vom 28.5.1873 mit Postaufgabe in Neu-Ulm am Folgetag an die Gebrüder Kienle in Horb in Württemberg. Siegelseitig ist alles da, was man braucht, wenngleich nicht sehr schön.

    Interessanterweise, und das war mein alleiniger Kaufgrund, fügte der Absender bei seinem Absenderstempels unten links ein "N" vor Ulm ein, womit er seinen neuen Wohnsitz Neu-Ulm zu dokumentieren suchte. So habe ich das bisher noch nie gesehen.

    Schön auch zu sehen, dass die Privaten auf dem Weg zum dokumentarischen Stempel oft weiter waren, als die Post, denn aus dem Halbkreisstempel von Neu-Ulm geht außer der Farbe und dem Wochentag und Monat nichts hervor.

    Den Zustand des Kuverts bitte ich zu entschuldigen.

  • Hallo liebe Freunde,

    hier ein Brief vom 06.12.1863 von Fa. Wieland Ulm, aufgegeben in Neu-Ulm nach Landshut.


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Hallo Volker,

    sehr schönes Stück, 3x gespart. Wenn du den mal abgeben willst, wüßte ich einen Käufer dafür ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    dass ich mal einen Brief wie den hier folgenden zu Gesicht bekommen würde, hätte ich für eher unwahrscheinlich gehalten - und doch hat ihn mir ein Sammlerfreund aus der "Palz" ( :) ) gestern vermacht, so dass er jetzt meine Mini - Sammlung "Ulm - Neu/Ulm" zieren wird.

    Verfasst in Ulm am 8.9.1870 vom Soldaten Langenwalder war er portofrei an Herrn Franz Langenwalder Oeconom in Furth Post Roßhaupten L(andgericht) Füssen verschickt worden, aber halt eben nicht von Ulm aus, sondern von Neu-Ulm aus, wie der Halbkreisstempel beweist.

    Siegelseitig ist nur der Ankunftsstempel von Kempten vom selben Tag zu sehen. Der Ort Furth bei Füssen hatte damals die stolze Einwohnerzahl von 10 (!!) - Briefe dorhin wird man also nicht auf jedem Tauschtag im Dutzend finden und stempelmäßig war damit eh nichts zu holen.

    Ein Attest habe ich auch noch angehängt, das die Besonderheit jedoch weniger deutlich zum Ausdruck bringt.

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank - wer weiß, ob ich da noch mal ein 2. Exemplar sehe (und auch dann würde ich es mir schnappen). :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    .

    so ein optisch dermaßen ansprechender 70/71er-Beleg soll mir mal von der Bundesfestung Landau über den Weg eiern ! Aber der hier passt als eindeutige Abwechslung in Deine Neu-Ulm Spezialsammlung. Um einmal einen Eindruck zu bekommen, was da seinerzeit so alles in der Bundesfestung Ulm/Neu-Ulm an militärischen Einrichtungen vorhanden war hier zunächst ein link:

    .

    .

    Viele dieser Kasernen sind heute nicht mehr oder nur noch in Fragmenten vorhanden. Ich nehme einmal an, dass das für die Gebührenfreiheit des Feldpostbriefchens siegelnde Artilleriekommando beim Stab der 2. Division in der Reiterkaserne ansässig war. Welcher Einheit der Soldat Langenwalder angehörig war ist schwer zu sagen, mit dem I. Com(pagnie?) II Ldw (Landwehr?) läßt sich leider für mich kaum was anfangen. Es läßt sich aber davon ableiten, dass es kein Angehöriger der Artillerie war.

    .

    Sehr wahrscheinlich war es eine Infanterie-Ausbildungseinheit und/oder eine in Reserve gehaltene Infanterie-Einheit der 2. Division, wo in Neu Ulm zuvorderst das 12. Infanterie Regiment und die 4. Infanterie-Brigade zu benennen wären. Am Tag der Briefaufgabe, dem 8. September 1870 befanden sich die hiervon auf feindlichen Boden dislozierten Einheiten bereits auf dem Weg in Richtung Paris, wo der kommandierende General Trochu sich schon auf den Belagerungszustand vorbereitete.

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... vielen Dank für diese tollen Insider - Informationen. Wenn man den Text zu dem Link liest, könnte man glauben, Ulm und Neu-Ulm wären reine Garnisonsstädte gewesen; das war bei Ulm eher nicht der Fall, bei Neu-Ulm aber könnte das wirklich zugetroffen haben. Kaum zu glauben, was da alles an Militär lag ...

    Wenn ich einen solchen von Landau sehen sollte, ist er dir. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein unscheinbarer Brief aus Neu-Ulm vom 26.4.1867 an die Firma Dresssel Kister & Compagnie, Porzellanfabrik, in Passau, zeigt uns eine schöne 3 Kreuzermarke vom Oberrand und einen Ankunftsstempel 2 Tage später (eher eine lange Transportzeit damals). Tatsächlich stammt er aber aus Ulm, wie uns der Inhalt zeigt. Er war am 25.4. von G. Helda / Markt geschrieben worden.

    Die Ersparnis war enorm - statt 9 Kreuzer Franko von Ulm aus kostete er nur 3 Kreuzer von Neu-Ulm aus und eine höhere Ersparnis war durch diesen Briefeschmuggel im DÖPV gar nicht möglich.

  • Liebe Freunde,

    der Markt für Briefe aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm wird immer trockener, aber ab und zu geht mir noch einer ins Netz, wie dieser hier, der nonchalant daher kommt, als könnte er kein Wässerchen trüben, da kein Absenderstempel von Ulm zu sehen ist und auch hinten ist er blank. Geschrieben in Ulm am 11.11. (Karneval!) und aufgegeben in Neu-Ulm am Folgetag, war er an N. Noichl in Oberaudorf gerichtet. Entfernung von Ulm nach Oberaudorf = 182 km, also über 20 Meilen und daher von Ulm aus mit 9 Kreuzer treffend zu frankieren; nur von Neu-Ulm aus reichten 6 Kreuzer, also hat sich die Firma Heinrich Mack & Cie. in Ulm mal wieder 3 Kreuzer gespart durch den Brückengang über die Donau.

    Geliefert wurden Java und Ceylon Kaffee für 289 Gulden und 55 Kreuzer. Mahlzeit!

    Hinten ist der Brief leider blank, aber er wird schon am 13.11. eingetroffen sein.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Ulm der Firma Ludwig Meggle (stellen die heute Butter her?) vom 5.10.1864, der am Folgetag in Neu-Ulm mit 6 Kreuzern frankiert als bayerischer Inlandsbrief über 12 Meilen bis 1 Loth inklusive an die Firma Dressel Kister & Co aufgegeben wurde, um dort am 8.10. anzukommen.

    Der Absender fungierte als Vermittler von 5 Fässern Porzellan Erde der Herren Sohn & Schneegans in Strasbourg (!) und gab die Waren dem Schiffer Jacob Heilbronner franko Passau auf dem Flußweg mit. Als "Porti" setzte er satte 24 Kreuzer an, wohl, weil er interne Auslagen hatte bzw. Post aus Strasbourg erst zu bezahlen hatte (ein Portobrief von dort plus die 6 Kreuzer hier könnten da hinkommen).

    Die Ersparnis hier betrug nur 3 Kreuzer, aber das war sicher nicht das erste und letzte Mal, dass die Firma Meggle Post nach Bayern in Bayern aufgab.

  • Liebe Freunde,

    es hat lange gedauert, aber jetzt ist er da - der Brief mit Neu-Ulmer K.G.E. - Stempel mit Inhalt aus Ulm, den ich mir immer gewünscht hatte.

    Dass viele Ulmer Geschäftsleute (von Privaten kenne ich das bisher noch nicht) ihre Briefe nach Bayern über der Donau aufgaben, ist mittlerweile ja geläufig. Aber wie verhielt es sich, wenn diese Händler bzw. Produzenten aus Ulm auch Waren und Güter nach Bayern schicken wollten? Waren diese nicht so unhandlich und schwer, dass die Überquerung der Donau Probleme bereiten konnte?

    Ich vermute, dass es das auch gab - aber hier ist der Beweis, dass man konnte, wenn man wollte.

    Eine Rechnung über Waren wurde von der Firma Max Thalmessinger aus Ulm am 11.6.1860 für den Brauereibesitzer Baumgärtner in Reitenhasslach bei Burghausen in Bayern versandt, wobei Waren und Brief getrennt liefen.

    Noch am selben Tag schleppte man die Waren über die Donaubrücke und gab diese bei der Königliechen Güter Expedition (K.G.E.) in Neu-Ulm auf, was man auch auf eigener Seite hätte tun können. Auch hatte man einen (oder mehrere?) Brief(e) dabei, wollte aber nicht durch das Amtsgebäude laufen und sich hin der Reihe der Briefpostbenutzer stellen und warten, bis man edlich an die Reihe käme. Da war es doch nett, wenn der Beamte der K.G.E. auf die Frage: Können wir den bei Ihnen auch abgeben, frankiert ist er ja schon? anwortete, klar doch, her damit.

    Schwupps waren die 2 blauen 3 Kreuzermarken entwertet und der Brief später der Briefpostexpedition Neu-Ulm übermacht, die ihn dann auf seine Reise schickte. Die Entfernung Ulm - Burghausen betrug 211 km und demnach hätte der Brief 9 Kreuzer gekostet, so nur 6, so dass es sich lohnte. Die Kostenersparnis bei der Fracht vermag ich aber nicht auszurechnen, sie wird aber sicher um einiges höher gewesen sein, als die vergleichsweise läppischen 3 Kreuzer ...

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank - bald könnte ich ausstellen, nur fürchte ich, dass es außerhalb dieses Forum keinen interessieren wird. Aber das muss es ja auch nicht, dein/euer Lob genügt mir vollkommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    wenn auch nicht bei jedem von dir eingestellten Beleg Rückmeldungen kommen,

    so finden die Belege doch immer grösste Beachtung. Von mir immer dann, wenn

    blaue 3 Kreuzer Marken frankiert sind.

    Das senkrechte Paar vom linken Rand von Platte 4.

    Die untere 3 Kreuzer blau mit PF " Kratzer durch rechte obere "3" ".

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    vielen Dank für dein Feedback - dafür stelle ich die Sachen ja ein, damit es etwas zu gucken gibt. :)

    Den PF hatte ich noch gar nicht gesehen - war hingerissen von dem schönen KGE - Stempel und dem perfekten Inhalt für mich.

    Aber so ist es noch besser und danke für die Platte 4 - jetzt stimmt alles bei dem Brief.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.