Der Deutsch-Dänische Krieg 1864

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein recommandierter Brief aus Windau im Kurland nach Fehmarn im Herzogtum Schleswig (ja, damals gehörte die Insel Fehmarn zu Schleswig und nicht zu Holstein ;) )
    Das an sich macht den Brief schon interessant, aber er stammt vom Juli 1864 und geriet damit in die Wirren des deutsch-dänischen Krieges.

    Für kurländische Post nicht ungewöhnlich, lief der Brief über Memel nach Preußen.
    Dann ging es, die aktuellen Verhältnisse vor Ort nicht berücksichtigend, nach Hamburg. Das dortige dänische Postamt existierte aber seit 5 Monaten nicht mehr. Die Hamburger Stadtpost als neue Hausherrin stempelte ihn mit dem aptierten vormaligen dänischen Stempel und schickte den Brief nach Lübeck, worüber die Ausweichroute für die dänische Post lief. In Lübeck fühlte man sich für die Post nach Fehmarn aber nicht zuständig und leitete den Brief nach Oldenburg (in Holstein), von wo aus dann vermutlich der Transport auf die mittlerweile preußisch besetzte Insel erfolgte.

    Links unten wurde das an preußen verrechnete Franko mit 2 / 3 notiert: 2 Sgr. Porto für S-H im 2. Rayon und 3 Sgr. für Preußen.
    Diese Notierung wurde gestrichen und daneben W2 für das Weiterfranko an Dänemark? Schleswig oder Holstein? an wen eigentlich? notiert. Mir ist nicht klar, wer denn aktuell im Juli 1864 hier 2 Sgr. bekam.
    Jedenfalls brachte man irgendwo zwischen Hamburg und dem Gutshof Bellevue auf Fehmarn noch das Notabene-Zeichen (für die Recommandation) an.
    Die Rötel-Notierung (über "Fehmarn") kann ich nicht zuordnen.

    Kenner des Gebiets können gerne meine Überlegungen korrigieren/ergänzen.

    Bellevue war ein größerer Gutshof auf Fehmarn.
    Ein N. Meislahn wird als Reeder auf Fehmarn geführt, der u.a. auch einen Ostindien-Schoner namens Zwey Gebrüder bauen liess.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,

    ein toller Brief, Gratulation!

    M.E. ist es nicht ungewöhnlich, dass der Brief nach Hamburg lief, sondern der Normalfall. Und Lübeck war von Hamburg aus mit der Eisenbahn auf der kürzesten Strecke in Richtung Fehmarn erreichbar, um den Brief an die schleswig-holsteinische Post zu übergeben. Für Laufwege nach Ostholstein oder Fehmarn auch nicht ungewöhnlich.

    Das Weiterfranko ging nicht mehr an Dänemark, sondern vermutlich an Schleswig. Aber vielleicht hat es Preußen auch behalten, weil Schleswig keine eigenständige Verwaltung hatte.

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nordlicht,

    meine Formulierung war nicht so ernst gemeint. Es verwundert mich nur, dass die Post noch immer über diese etablierten Leitwege nach Hamburg lief, obwohl dort kein dänisches Postamt mehr war. Du kannst natürlich recht haben, dass der Transport per Eisenbahn nach Hamburg und dort umladen in einen Zug nach Lübeck einfach zu etablieren war. Aber immerhin hat die Stadtpost diese Briefe einzeln in die Hand genommen und gestempelt. Das ist für uns PO-Sammler 150 Jahre später schön, da man so die Leitung dokumentiert hat, aber es war doch recht aufwändig.
    Hat Oldenburg für Post nach (Ost-)Holstein eine besondere Bedeutung gehabt? Also eine Art Grenz- oder Eingangspostamt?

    Gruß
    Michael

  • Hallozusammen

    Hab da ein kleines Problem mit der Beschreibung dieses Briefes.

    1864 Unfrankierter Brief Aus Luzern 3.8.1864 zur Zeit des Deutsch Dänischen Krieg 1864, an die
    Feldpostadresse: 15 tes Infanterie Regiment, eines Dänischen Offiziers, welches sich zur Zeit in HELSINGÖR (Insel zu Schweden Festland) befand.
    Portovermerke:

    - 22 Cent Vergütung an Deutschland.
    - 4 Kreuzer Dänisches Porto (Rückseitig vermerkt)
    - Die Vorderseitig vermerkten 5 V2 -?- sind mir unbekannt.

    Kann da jemand von Euch weiterhelfen ?

    Gruss Rene

  • Hallo Rene,

    tolles Stück - vorne ist noch eine verblasste 20 Centimes/Rappen Notation der CH zu sehen und vorne sind es wohl 5 1/2 Schilling, die du als V2? gelesen hast.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    mit den Taxen komme ich noch nicht komplett klar:
    Die Rötel "4" rückseitig halte ich für den Postvereinsanteil: 3 Sgr = 4 Schilling.
    Die "5 1/2" Schilling machen eigentlich nur Sinn, wenn das Porto bis Hamburg 4 Sgr betrug. Aber Luzern war doch 2.Rayon, also 2 Sgr für die Schweiz !?
    Die Rötel "22" sind dänische Skillinge und entsprechen 5 Sgr, d.h. können nicht das fällige Gesamtporto darstellen.

    In jedem Fall ein interesanter Brief, der zu dieser Zeit nur über Lübeck nach Dänemark gelaufen sein kann.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Wäre es möglich, dass die 5 1/2 Schilling das Gesamtporto darstellen, weil der militärische Empfänger in Helsingör portofrei war (vlt. kriegsbedingt)?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Erst mal vielen Dank an alle, dass ich so schnell so kompetente Antwort bekomme habe, das habe ich nun wirklich nicht erwartet.
    Wünsch Euch erstmal einen schönen Abend.

    Lieber Gruss Rene

  • Bedankt habe ich mich schon. Doch weiter bin ich noch nicht.

    ich hier als Beispiel mal zwei Frankierte Briefe, aus der gleichen Tarifperiode nach Dänemark.

    Erster Brief au dem ersten schweizer Rayon, ab Zürich zu 65 Rp Porto. um 1866.

    Der zweite Brief, ebenfalls aus der gleichen Tarifperiode, ab dem 2. schweizer Rayon 1867 nach Dänemark zu 75 Rp. Porto.

    Ih glaube nicht dass der unfrankierte Brief über Lübeck gelaufen ist, schliesslich hat er zwei Hamburger Stempel rückseitig drauf.

    Diese beiden Briefe gehören natürlich nicht zum Deutsch- Dänischen Krieg,, aber sie helfen eventuell den unfrankierten Brief besser zu beschreiben.

    Gruss Rene

  • Moin,

    der erste Brief lief nicht nach Dänemark, sondern ins Herzogtum Schleswig. Für Briefe dorthin wurde die dänische Gebühr im August 1865 abgeschafft. Aber im Postverkehr mit der Schweiz betrug die schleswig-holsteinische Taxe 1 Sgr, was auch mit der Rötel "1" angezeigt wird.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Nordlicht,

    Herzlichen Dank für Deinen Hinweis. Mega interessant. Ich hab mir mal die Karten im Wikipedia angesehen zum Deutsch Dänischen Krieg. Ab 1864 war HUSUM Teil vom Königreich Schleswig, wie Du bereits sagtest. . Wer musste denn diese Schleswig Holsteinische Taxe von 1 Sgr. bezahlen ? War das der Empfänger oder musste dies der Deutsche Postverein berappen ?

    Weisst Du gerade auswendig welchen Postvertrag ich dazu nehmen muss, wo ich das nachlesen kann ?

    Wer da wem was vergüten musste.

    Gruss Rene

  • Hallo Rene,
    ab Februar 1864 war Dänemark nicht mehr für die Postverwaltung des Herzogtum Schleswigs zuständig. Die dänischen Postverträge galten aber vorerst für das Herzogtum weiter - bis im August 1865 die "Provisorische Portotaxe" (Übereinkunft zwischen Preußen und Schleswig-Holstein) gültig wurde. Danach galt: 1 Sgr Schleswig-Holstein + 2 Sgr Postverein (oder 3 Sgr im Transit nach Italien oder in die Schweiz) + ausländischer Anteil.
    Das hat bei Deinem Brief alles der Absender bezahlt.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Militaria aus Breitenrode vom 23.2.64, aufgegeben in OEBISFELDE am 23-02, ausgegeben am 24-02 in Gardeleben.

    Adressiert ist das 16 Pfund 25 Loth Paket an Hochwohlgeboren dem Königlichen Landrath Herrn von Gerlach.

    Hierbei ein Paketh Leinen gez: L. K.

    für unsere im Feld stehenden Soldaten

    zur Weiterbeförderung

    Militaria

    Abs: Der Schul??? Schrader

    DAnke für die Korrekturen / Ergänzungen.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • ... Absender war der Schulze Schrader ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.