• Hallo Ralph,

    das leuchtet mir ein. Nachdem Baden mit der Schweiz abrechnete, wurden die 20 Kr. auch von Baden angeschrieben.
    Nun zeige ich nochmals einen Brief aus Warschau nach Wohlen vom 6.1.1860, der wahrscheinlich aufgrund seiner wässrigen Tinte im sächsischen Wehlen landete.
    Polen belastete wieder 3 Sgr., die Preußen mit dem Vereinsporto auf 6 Sgr. erhöhte.
    Nachdem der Irrtum bemerkt wurde, ist der Brief wieder nach Preußen zurück geschickt worden, u.a. mit der Bahnpost Görlitz - Kohlfurt. Nachdem auf der Rückseite wieder die badische Bahnpost gestempelt hat, dürften auch dort die "20" Kr. angeschrieben worden sein. Gesamtporto in der Schweiz wiederum 80 Rappen.
    Kannst du bitte den rückseitigen Vermerk für mich "übersetzen"?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ein Traumbrief!

    Adressat ist in Stadt - so wie auch in Dorf Wehlen nicht befindlich
    H ...... Briefträger

    Den Namen kannst du sicher eher lesen, als ich, weil der Stempel ungünstig durchschlägt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich möchte mich ganz herzlich für die sehr nette Aufnahme im Forum bedanken und gleich einen Brief zur Diskussion stellen. Problem ist für mich die Interpretation der schweizerischen Taxen. Der Brief ist für Rußland-Preußen ein Vorvertragsbrief. Er ist bis zum bayerischen Postausgang in Lindau mit 64 preußischen Groschen = 16 gute Groschen bezahlt (siehe Rückseite). Er war von Preußen gemäß PV Bayern-Preußen von 1816 über Bayern (Hof) zu leiten, wofür Preußen an Bayern 16 Kreuzer Transit = 4 gute Groschen vergütet hat, die vorderseitig links unten angeschrieben sind. So weit so klar. Lt. Richard Schäfer Auslandspostverkehr Schweiz...1798 bis 1850 (1) und lt. der Kantonalpostverträge Bayerns von 1809 müsste der Brief nach Lausanne (Kanton Waadt) über Zürich gelaufen sein. Nach (1) erhält Zürich dafür 6 Kreuzer. Taxiert sind aber 8 (Kr). Kommt zu den 6 noch eine Inlandstaxe Zürich von 2 Kr. dazu? Die Taxe 20 interpretiere ich als Gesamttaxe bis Waadt, dann wäre 20-8=12 Kr. das Porto von Zürich bis Waadt (welcher Transportweg? Wer bekommt das ?) und schließlich die wäre die 26, die Gesamttaxe bis Lausanne, davon 6 Kr. innerhalb Waadt für dritte Entfernungsstufe > 18 dortige Meilen, also > ca. 86 km nach (1). Soweit meine Thesen. Aber vielleicht ist es ja ganz anders? Weiß jemand Bescheid?

  • ... ich sehe den Brief so richtig beschrieben. Noch etwas zur Währung in Lausanne:

    1 Lausanne Gulden = 40 Schillinge = 60 Kreuzer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    bei diesem Brief aus Plock nach Dörfli bei Davos im schweizer Kanton Graubünden ist mir der Laufweg nicht ganz klar.
    Auf der Rückseite wurde der Stempel GRANICA abgeschlagen. Dies war der Grenzort von Polen nach Österreich. Als Leitweg wurde auf dem Brief auch über Krakau und Wien angegeben. Nun könnte man davon ausgehen, dass der Brief nun weiter nach Wien gelaufen wäre.
    Was mich jedoch irritiert ist der rote Herkunftsstempel AUS RUSSLAND. Dieser Stempel wurde im preußischen Eisenbahn-Postamt V benutzt. Dies war die Strecke von Myslowitz und Oderberg nach Breslau.
    Dies deutet daraufhin, dass der Brief Wien nie gesehen hat, sondern über Breslau und Berlin in die Schweiz gelaufen ist. Oder habe ich etwas übersehen?

    Grüße von liball

  • Hallo Ralph,

    leider ist der Umschlag nicht datiert.
    Ich vermute, dass der Brief aus dem Jahr 1853 ist, nachdem das schweizer Porto ab 1853 90 Rappen (II. Rayon) beträgt und dieser preußische Herkunftsstempel lt. dem Feuser-Handbuch ab 1854 in schwarz abgeschlagen wurde.
    Wenn der Brief über Österreich in die Schweiz gelangt wäre, dann hätte das schweizer Porto nur 80 Rappen (II. Rayon) betragen.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ich denke, dass der Brief über Preussen lief, weil die Leitung über Österreich aus den von dir angegebenen Daten 1853-54 wenig bis keinen Sinn gemacht hätte, denn die Eisenbahnen waren allesamt noch nicht fertig, als dass dies eine gangbare Alternative hätte sein können.

    Das gänzliche Fehlen von siegelseitigen Bahnpoststempeln deutet m. E. sehr auf eine Leitung aus dem Jahr 1854 hin, weil bis März/April 1854 die Bahnpoststempel wegen einer älteren Kartierung noch hätten zu sehen sein müssen.

    Er sollte also von Preussen via Bayern gelaufen sein - Leipzig - Plauen - Bamberg - Nürnberg - Augsburg - Kempten - Lindau und dann über den See weiter in die CH. Die bayer. Post hatte ja nach dem 1852er Vertrag die Leitung aus dem DÖPV nach dem östlichen Teil der Schweiz = Graubünden zuerkannt bekommen.

    Dächte ich im Ausschlußverfahren, wäre es logisch, zumindest einen Bahnpoststempel Badens zu sehen, den ich vermisse und Württemberg war noch nicht so weit, sein Bahnpostnetz an internationale Leitungen anzudocken.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Erläuterungen.
    Die rückseitig angeschriebenen 9 Kr. dürften der russische Anteil sein (PV Österreich-Russland). Stand Österreich auch der Postvereinsanteil von 3 Sgr., gesamt somit 6 Sgr. zu, da Österreich das Postvereinseingangsland war?

    Grüße von liball

  • Hallo Ralph,

    ich hätte noch eine Frage zum Brief aus Plock unter #107.
    Wer schrieb die schwarze 6 rechts neben der blauen 20 an? Diese Praxis ist bei Portobriefen bis 1856/57 zu beobachten.
    Ich gehe davon aus, dass es die Schweiz war, denn das Porto in den 2. Rayon lag bei 6 Kr. = 20 Rappen. Das Gesamtporto liegt bei 90 Rappen (Russland: 11 Kr. = 40 Rappen, Postverein: 9 Kr. = 30 Rappen). Nur macht es Sinn, dass die Schweiz noch Kreuzer anschreibt, da ab 1852 in Rappen gerechnet wurde.
    Auch im Postverein könnten 6 angeschrieben worden sein (Forderung gegenüber der Schweiz 6 Sgr.). Aber in dieser Farbe halte ich es für ausgeschlossen.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ich denke, dass es Bayern war. Schwarze Tinte gab es in der CH und Preußen kaum, aber die bayer. Bahnpost schrieb immer in schwarzer Tinte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Karl,

    damals hat die CH mit Rötel die 3 vermerkt. Die schwarze 3 könnte bei dem Brief von Baden sein. Später hat Baden dann praktisch alles in blauer Tinte notiert, soweit die Bahnpost involviert war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    da ich gerade einen Artikel für die ARGE Schweiz schreibe und der von mir in Post #36 gezeigte Brief ein Bestandteil desselbigen ist, habe ich hierzu noch eine kleine Frage.

    Ich habe in meiner Briefbeschreibung Folgendes stehen:

    Laut Postvertrag zwischen dem NDP und der Schweiz vom 01.09.1868 bis zum 01.07.1872 kostete ein einfacher Brief der 1.Gewichtsstufe 18 Kopeken. Dies teilte sich auf in 2 Sgr. für Russland und 2 Sgr. für den NDP sowie 3 Kr. (= 1 Sgr. bzw. 10 Rappen), die als Weiterfranko für die Schweiz bestimmt waren und vorderseitig rot notiert wurden. [...] so hat der Absender der Post 8 Kopeken (2/2/3 Silbergroschen) geschenkt.

    Wenn 8 Kopeken etwa 2/2/3 Silbergroschen entsprechen, sind meiner Umrechnung zu Folge 18 Kopeken= 6 Silbergroschen.
    Wenn 2 Sgr. für Russland, 2 Sgr. für den NDP und 1 Sgr. für die Schweiz aufgeteilt wurden, wo ist dann der verbleibende Silbergroschen hingewandert?

    LG

    Kevin

  • Hallo,

    zwischen dem Norddeutschen Bund und der Schweiz wurde zum 1.9.1868 ein neuer Postvertrag abgeschlossen, wonach ein einfacher Frankobrief nach Russland 50 Rappen kostet. Hiervon vergütete die Schweiz 40 Rappen (= 14 Kr.) an Baden. Baden wiederum gab hiervon 7 Kr. (= 2 Sgr.) an Preußen (Norddeutscher Postbezirk) weiter, die komplett an Russland zu vergüten waren. Diese Weiterfrankaturen sind gut auf dem Breif nachzuvollziehen.
    Jetzt frage ich mich, warum ist dieser Brief aus Genf vom 8.5.1869 mit 90 Rappen frankiert worden. Handelt es sich um eine Überfrankatur oder habe ich etwas übersehen?
    Auf der Rückseite ist der Brief völlig blank.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    für mich klar überfrankiert, weil die CH das Weiterfranko korrekt für einen Brief der 1. Gewichtsstufe mit 40 Rappen notiert hatte und davon 2 Sgr. an Russland zu vergüten waren.

    Da der Empfänger als Konsulat nicht portobefreit war, brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen, ob der russische Anteil evtl. nicht zu frankieren gewesen wäre.

    Sicher war der Brief wichtig - wie hätte es denn ausgesehen, wenn man ihn hätte recommandirt auf die Reise schicken wollen? Hätten da 90 Rappen gepasst?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    nach meinen Unterlagen hätte ein recommandirter Brief 75 Rappen gekostet.
    Vielleicht hatte der Absender noch den alten Tarif im Kopf, denn bis zum 9.1.1867 waren 90 Rappen zu frankieren.

    Grüße