• Hallo Sammlerfreunde,

    bei der Durchsicht eines Postens 9-Kreuzer-Briefe, den ich kürzlich kaufen konnte, ist mir nachfolgender Brief aufgefallen.

    Weiden - Hamburg vom 2.9.1850, frankiert mit einer 5aa.

    Rückseitige Stempel:
    MAGDEBURG - LEIPZIG 4.9.
    MAGDEBURG - WITTENBERGE 4.9.
    BERLIN - HAMBURG 4.9.
    HAMBURG Th. & T. 5.9.1850 (etwas schwach)

    Vorderseite: Frey-Vermerk mit blauer Tinte unterstrichen
    Rückseite: 20 mit Rötel angeschrieben

    Ab wann waren 9-Kreuzer-DÖPV-Frankaturen nach Hamburg überhaupt möglich?
    Die bayer. VO für Briefe über Preußen nach Hamburg datiert erst auf den 3.9.1850, veröffentlicht im VO-Blatt vom 4.9.1850.
    Thurn & Taxis war zu diesem Zeitpnkt noch gar nicht im DÖPV.
    Was hat es mit der Rötel-20 auf sich? Da ich mehrere Briefe aus dieser Korrespondenz besitze, die alle keine Zahlen tragen, gehe ich nicht davon aus, dass diese der Empfänger angebracht hat.

    Wer kann mir bei der Erklärung dieses Briefes helfen?

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    sicherlich ein herausragender Postvereins - Auslandsbrief, der vor dem 3.9.-, bzw. 4.9.1850 verwendet wurde. Die "20" wurden wahrscheinlich in Hamburg geschrieben, evtl. die Gebühr in Hamburg (20 Hamburger Pfennige ?). Helbig hat hierzu (mit Belegen nach dem 4. September 1850) einen Artikel veröffentlicht (Europäische Postgeschichte - Zeitschrift zur Post- und Kommunikationsgeschichte - Heft 1 vom Februar 2003).
    Eine Frage stellt sich hierzu trotzdem. Auf welchen Weg liefen Briefe aus Bayern zu diesen Zeitpunkt in das Herzogtum Holstein, das ja bekanntlich ebenfalls am 1. Juli 1850 in den DÖPV eintrat.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    aus gegebenem Anlass (s. Brief von preussensammler im Thread Preußen - Bayern) zeige ich hier mal eine kleine Besonderheit.

    Brief aus München vom 20.12.1851 (?) mit Ankunft in Hamburg 3 Tage später. Eine Hand aus der Zeit schrieb aber 15. December 1850 darüber, was auch sein kann. Der Absender schrieb "Louis" und da der Inhalt nichts mehr vollständig ist, kann über ihn keine genaue Datierung erfolgen. Empfänger könnte der hier gewesen sein:

    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j…LzrS6-JTqYaJAwQ

    Kommen wir zum Salz der Suppe, den Taxen. Bayern hat ganz sicher 6 notiert, wobei das wohl Silbergroschen gewesen sein sollten. Da Hamburg aber leider etwas weiter von München weg lag, als bis 20 Meilen, war ein einfacher Brief mit 4 Sgr., ein schwerer wie hier mit 8 Sgr. zu taxieren.

    In Hamburg selbst wurden diese 8 Sgr. siegelseitig von Hamburg/Preußen wiederholt, denn sie waren Bayern gut zu schreiben und frontseitig 11 Schilling Courant notiert, wenn ich das richtig reduziere.

    Hierbei ist nicht unwichtig, dass Hamburg selbst erst zum 1.1.1852 Mitglied im DÖPV wurde, die DÖPV - Taxen mithin eigentlich gar nicht anwendbar gewesen wären (also auch keine 20 Meilen = 3. Rayon - Regelung und kein Portozuschlag, den es ja vor dem DÖPV nicht gegeben hatte). Allerdings gibt es da eine VO aus 1850, die ich hier anhänge und die sehr interessant ist.

    Zur Vorstadt St. Georg habe ich wenig gefunden - scheint wohl erst später als der Brief "eingemeindet" worden zu sein, hatte aber dennoch wohl Hamburger Tarife.

    Für Optimierungen und Präzisierungen wäre ich sehr dankbar.

  • Lieber Bayern Klassisch

    ich bin mir relativ sicher, dass es siegelseitig ein preussischer Stempel ist.
    Die "6" ist ja doppelt gestrichen worden, was auch als ungültig interpretiert werden kann. Neu jetzt 8 Sgr. = 11 H. Schillinge passen schon.

    Ich würde auch 1850 als Datum ansehen. Ein Jahr später wären m.E. mehrere Streckenstempel zu sehen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    vielen Dank für deinen Beitrag - bei den zahlreichen Stempelfehlern Münchens bin ich auch geneigt, eher 1850, als 1851 als richtig anzusehen, zumal das Argument der Stempel wichtig ist.

    Die Taxen sind somit klar und das ist schon viel wert.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    das hatte ich von Bayern auch noch nicht gesehen.

    Nürnberg - Hamburg vom 9.7.1853 mit Hamburger Fußpoststempel.

    Der Brief war für die Strecke im DÖPV mit 9 Kreuzer richtig frankiert.
    In Hamburg setzte man mit Rötel neben dem "Frei"-Vermerk "Hbg" (= Hamburg und bedeutet Frei bis Hamburg Stadt) und vermerkte 2 Schilling Porto.
    Die Adressatin befand sich im "Werk - u. Armenhause Hamburg". Dieses lag außerhalb der Stadt in Uhlenhorst und gehörte somit zum Hamburger Landbereich.
    Außerhalb des Stadtgebietes erfolge die Zustellung von Briefen durch die Hamburger Fußpost. Die Kosten für die Zustellung betrugen hier 2 Schilling.
    Die Fußpost verwendete eigene Stempel und brachte diese auf den Briefen an, hier F.P. 11/7. Oben im Stempel befindet sich noch eine Nummer, diese ist hier aber nur undeutlich zu sehen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute ein Brief von München nach "Gukshafen" (richtig Cuxhaven) " bei Hamburg" vom 28.7.1862.

    Cuxhaven lag im Amt Ritzebüttel der Freien Hansestadt Hamburg an der Mündung der Elbe in die Nordsee und ist ca. 90 km von Hamburg entfernt.

    Die Zustellung der Post in das hamburgische Amt Ritzebüttel erfolgte offenschtlich über Hamburg. Unterlagen über die Postzustellung nach dort habe ich leider nicht gefunden.

    Als Ankunftsstempel befindet sich auf der Rückseite der Stempel des thurn & taxischen Postamtes.
    Vorne wurde ein Durchgangsstempel "HAMBURG 30/7 62" angebracht, welcher wohl den Weitertransport in das Amt Ritzebüttel dokumentiert.

    Gruß
    bayernjäger

  • ... ob ich als Postler des Jahres 1862 auf den richtigen Zielort gekommen wäre, sei mal dahin gestellt - Respekt vor den Hamburger Kollegen (oder sie kannten den Empfänger, der aber auch sicher kein Promi war).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Respekt vor den Hamburger


    Hallo Ralph

    Ich glaube nicht dass Gukshaven in Hamburg ein Problem war. Die Schreibweise war ja etwas anders als die dänische Cuckshafen, aber mundlich war die unterschied nicht so gross.

    Viele Grüsse, Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Liebe Freunde,

    ein Qualitätsbrief sieht sicher anders aus, aber in meine kleine 1851er Sammlung passt er doch recht gut, daher habe ich mal Gnade vor Optik ergehen lassen.

    Hof 123 AUG 1851 ist schon ein seltenes Datum, wie ich mir denke, aber die Siegelseite hats mir dann vollends angetan: In der Bucht reden manche von "Stempelorgie" und bei 5 Stempels kann man das auch irgendwie verstehen.

    Schön zu sehen, dass T für Tour (Hinfahrt) und R für Retour (Rückfahrt) steht - so gut würde ich mir diese Stempel mal für Bayern wünschen ...