Briefe an Landesherren

  • Hallo,

    mein jüngster Neuzugang ist ein Brief an den bayer. König Maximilian II vom 31. Mai 1851 aus Ansbach mit vollem Inhalt.
    Die Transkription ist für mich sehr schwierig, da offenbar eine dünnflüssige, durchschlagende Tinte verwendet wurde, sodass die Schrift der Rückseite auf der Vorderseite durchschlägt.
    M.E. handelt es sich um einen "Bettelbrief" einer Frau Barbara Bär (die aber das erste "r" in ihrem Name vergessen hat, oder sich dessen erst gar nicht bewusst war), und die der Schrift nach zu urteilen den eigentlichen Brieftext gar nicht selbst verfasst, sondern nur die Unterschrift geleistet hat.
    Wer fühlt sich der Herausforderung gewachsen, den Briefinhalt zu transkribieren? Selbigem wünsche ich einen "Dachbodenfund" seiner Wahl... ;)

  • Hallo mikrokern,

    gerade mal schnell drüber geschaut - ja, es war ein Bettelbrief der Babette Bär, deren Mann ein Militärpensionist war, der verstarb und die Wittwe finanziell etwas angeschlagen zurück ließ. Vieles kann ich schlecht lesen, die Gründe hast du genannt.

    Ab April 1850 wurden Bettelbriefe an die Majestät verbrannt, wenn sie nicht frankiert an ihn gerichtet waren. Daher durfte die arme "Wittib" 12 Kr. Franko zahlen, weil sonst gar keine Chance bestand, ihn seiner Majestät überhaupt vorlegen zu können.

    Für den Preis ein Schnäppchen, das hast du gut gemacht. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (16. Februar 2011 um 19:45)

  • Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für Deine "erste Einschätzung".
    Woran erkennst Du den Versand unter Charge? Steht doch nirgends, auch keine Reco-Nummer ersichtlich... ?(
    Und es heisst wirklich "Babara" und nicht "Babette", eben aufgrund der durchschlagenden Schrift auf der Rückseite schwer zu erkennen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    sie hieß wirklich Babette, nicht anders.

    Sorry mit dem Chargé, war in Gedanken bei Briefen von der Majestät, die immer eingeschrieben befördert wurden. Korrektur erfolgt, also nur 12 Kr. Kosten für die Witwe.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Sammlerfreunde,

    Briefe an einen Landesherren kann ich mit dem nachstehenden Dokument zwar nicht zeigen, aber zumindest für eine Zeitperiode dokumentieren, an wen, wieviel und was für Post ein Landesherr eingeliefert hat.

    Es handelt sich um das Posteinlieferungsbuch des Hofmarschallamtes und Hofsekretäriats seiner Königlichen Hoheit Prinz Alfons von Bayern im Zeitraum zwischen dem 24.07.1912 bis 28.02.1913.

    Prinz Alfons von Bayern (1862-1933) stammt aus der Familie des Prinzen Adalbert von Bayern (1828-1875), welcher wiederum ein Sohn König Ludwigs I. von Bayern war. Der Wittelsbacher diente als Offizier in der bayerischen Armee.

    Er kommandierte im 1. Weltkrieg als General der Kavallerie das in Hofgeismar stationierte Dragoner-Regiment Freiherr von Manteuffel (Rheinisches) Nr. 5 (Kavallerieverband innerhalb der Preußischen Armee).

    Das nachstehend abgebildete Manual erfasst all das, was vom Enkel König Ludwigs I. von Bayern an Wert- und Einschreibesendungen, Postanweisungen, Zahlkarten und Nachnahmesendungen verschickt worden ist.

    Jedes Poststück erhielt darin eine Nummer und die Bezeichnung der jeweiligen Postdienstleistung. Danach wurden Adressat, Bestimmungsort und ggf. der Wert bzw. das Gewicht der Sendung festgehalten.

    Bei Postanweisungen, Zahlkarten und Einschreiben wurde zudem die Nummer im von der Post geführten Annahmebuch notiert, welche für die entsprechenden Einlieferungen mit Tagesstempel quittierte.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein Stück Postgeschichte zum anfassen ... :P:)

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Altsax,

    ein interessanter Brief - aber warum nur mit 5/10 Ngr. traxiert? Als Brief hätte man doch die teuere Brieftaxe notieren können, auch wenn das wieder falsch gewesen wäre. Oder stellten der halbe Groschen den Botenlohn dar?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bk,

    in der Entfernungsstufe bis incl. 5 Meilen (das ist exakt die postalisch "festgelegte" Entfernung Leipzig - Altenburg) kosteten einfache Briefe innersächsisch 1/2 Ngr.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    bezog sich die Portobefreiung auch auf Zustell- und ggfls. auch auf Expreßgebühren?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bk,

    generell nicht, weil man feinsinnig unterschied zwischen "Porto" (gemeint ist dabei auch das Franco) und Gebühr. Die Portobefreiungen schlossen die (Bestell-)gebühren nicht ein. Allerdings habe ich noch nie einen portofreien Brief an ein Mitglied des Herrscherhauses gesehen, der einen Vermerk über Bestellgebühren trug. Da die Bestellgebühr auch bei Selbstabholung der Korrespondenz beim Postamt zu entrichten war, muß man deshalb wohl von Nichterhebung ausgehen.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    danke für die Aufklärung in Sachsen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute mal ein Rosinchen aus Augsburg vom 3.12.1848 nach Altenburg an den regierenden Herzog von Sachsen Altenburg - wir sehen nichts! Kein Porto, kein Franko - nur eine schwarze Siegelung und einen Trauerbrief.

    Der Inhalt war noch vorhanden - Hurrah!!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Kollegen,
    auch wenn es nichts mit Philatelie zu tun hat, möchte ich das folgende Stück vorstellen, weil es m.M. nach
    zeitgeschichtlich hoch interessant ist. Es handelt sich um eine Rechnung des Friseurs von Ludwig II. für
    seine Dienste im Januar 1886, wenige Monate vor Ludwigs Tod. Das Blatt ist unten nicht vollständig
    gescannt, da überformatig, es fehlt lediglich die Zusammenrechnung und ein Vermerk des Kämmerers.
    Alleine die Beträge sind schon sehr aufschlußreich über die Ausgaben des Königs, dazu kommen interessante
    Details wie z.B. der als vorletzte Position eingesetzte "Hair Restorer", ein Begriff, der mir eher aus heutigen
    Zeiten geläufig ist.
    Wie gesagt, keine Philatelie, aber für einen Sammler des bayer. Königshauses natürlich ein Traum.
    [Blockierte Grafik: http://www2.pic-upload.de/img/32215961/Scan.jpg
    Schönen Abend wünscht die

    weite Welle

  • Hallo Franz,

    sensationelles Stück !!

    Sehe ich das recht - Nachlaß 19 Pfennig?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,
    Du siehst richtig. Na, vermutlich war dem Hofbader die prekäre finanzielle Situation Ludwigs bewusst 8o .
    Was natürlich hochinteressant wäre: wofür war dieser fette Nachlaß gedacht ? Vielleicht hat er ja die beim
    Frisieren ausgefallenen Haare gezählt und je Stück 1 Pfg. vergütet. :D Deswegen auch der Hair Restorer.
    Schönen Abend
    Franz

    weite Welle

  • Hallo Adriana,

    vielen Dank für die Links - vor allem der 2. ist phantastisch! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Freunde,

    obwohl ich ja eigentlich nur Bayern sammle, habe ich hier mal einen VP-Brief aus Württemberg erworben. Die Anschrift auf dem Brief hatte es mir angetan.

    Der Brief kommt aus Calw und ist am 27.5.1844 "An Seiner Majestät dem König zu höchst eigenen Händen in Stuttgart" gelaufen. Rückseitig findet sich ein Ausgabestempel vom 28.5.

    Vom Inhalt her handelt es sich bei dem Brief um einen Bittbrief einer "Wittwe Bosch geb: Schill" und ist 3 volle Seiten lang. Und gut lesbar ist er auch.

    Ganz klar komme ich mit dem Brief jedoch nicht:
    - In Bayern finden wir solche Briefe an den König nicht häufig. War das in Württemberg anders?
    - Es gibt weder vor- noch rückseitig eine Taxe. Waren solche Briefe an den König zu dieser Zeit portofrei?
    - Was bedeutet das dicke Rötelgitter auf der Vorderseite? Chargégitter?

    Vielleicht kann mir ein Württemberg-Sammler etwas zum Brief sagen.

    Viele Grüße
    byern-kreuzer