• Lieber Ralph,

    sehe ich auch so. Jemand wollte den sehr ordentlich geschriebenen Brief mit einer Luxusmarke aufwerten, hat sich aber die falsche Markenausgabe ausgesucht.

    Im April 1863 waren von 100 3 Kreuzer Briefe so etwa 99 davon schon mit 3 Kreuzer rot frankiert.

    Bei der Prüfung hat Frau Brettl festgestellt, dass die blaue 3 Kreuzer-Marke nicht mit Originalgummierung befestigt ist, und deshalb die Zugehörigkeit zum Brief angezweifelt.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Liebe Freunde,

    ein Musterbeispiel für einen Dienst - Expressbrief kommt aus München vom 14.8.1860 und war gerichtet an das Landgericht Rain. Der Absender notierte Terminsache frei Schein, also frankiert, eingeschrieben und eiligst zu bestellen. Den Terminus "per Expressen zu bestellen" kenne ich bei Dienstbriefen so gut wie gar nicht, wodurch sich Dienstexpressbriefe deutlich von Privatexpressbriefen unterschieden bzw. zu unterscheiden hatten.

    Von anderer Hand wurde später in Rötel "dringend" notiert und unterstrichen, aber wohl eher innendienstlich verwendet, weil man es nicht so schreiben konnte, ohne den Brief zu öffnen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moschn bk,

    als gebührenpflichtige Dienstsache wurde der Brief nicht aufgegeben. Als Expressbrief wissen wir, dass solche Zusätze wie "dringend" oder hier "Terminssache" für die Post irrelevant waren. Relevant war hier einzigst die Bestellung per Einschreiben. Es ist auch nicht ersichtlich, dass hier eine Zusatzgebühr für Expressbotenbestellung von der Abgabepost Rain zum Landgericht Rain entrichtet wurde. Von daher verstehe ich die mir bislang nicht so geläufige Terminologie des "Dienstexpressen" im Moment maximal dahingehend, dass nach Ablieferung des Einschreibens durch den Briefträger innerhalb des Gerichts ein schnellerer Durchlauf von der dortigen Posteingangsstelle bis zur zuständigen Kammer erfolgten sollte. Alleine solche hausinternen Wege können auch heute noch bei grösserern Behörden Tage dauern. Oder sollte ohne Express-Zusatzgebühr noch auf dem Postwege jemand den Rötelvermerk angebracht haben ?

    Viele Grüße
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    in der Kreuzerzeit halte ich Briefe mit Zusatz "Dringend" für Dienstexpressbriefe, auch wenn die 1847er Vorschrift hierzu dehnbar ist. Ich habe zu viele davon gesehen, als dass ich noch glauben könnte, der Vermerk (immer vom Absender, nicht von der Post!) wäre irrelevant, weil nicht Hunderte von Beamten das gleiche Wort vermerken würden, wenn es für die Post total irrelevant wäre. Mit Privatexpressbriefen verhielt es sich anders - wer da nichts zahlte, bekam auch keine Leistung dafür, aber bei den dienstlichen Briefen in den Ort der Abgabe mit eigener Poststelle glaube ich das schon.

    Wie das hier, tief in der Pfennigzeit war, kann ich natürlich nicht sagen. Es verwundert aber doch, dass man den Brief auch damals noch so kennzeichnete, obwohl es völlig unsinnig gewesen wäre. Die Expressvorschriften, die wir heute kennen, beziehen sich ja immer auf Privatpost, nicht auf Dienstpost; aber bei der Beurteilung solcher Briefe (auch eine portopflichtige Partei - Sache war ja immer noch ein Dienstbrief!) müsste man die Dienstesvorschriften kennen und ich kenne sie halt nicht (zumal man auch in der Kreuzerzeit bei diesem Sonderdienst vieles falsch gemacht hat).

    Daher schnappe ich, wenn es mein enges Portemonnaie zuläßt, dergleichen Briefe im Dutzend, um mal irgendwann hinter eine Systematik zu kommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Bei denen mit frankiertem Expressgeld bzw. den entsprechend Taxierten ist die Sache klar - aber das dürften in der Masse private Expressbriefe sein, die in den Landbestellbezirk liefen und die auch dann kostenpflichtig waren, wenn Behörden sie schrieben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    ich kenne diese Massen von "dringend gestellten" Dienstsendungen jetzt nicht im Einzelnen, habe selbst davon vielleicht ein zwei, bin aber bisher nicht auf den Gedanken gekommen, dass die Post in irgendeiner Weise so mit umgegangen sein sollte, wie mit zusatzgebührbewährten Privatexpressbriefen. Ich sehe vorliegend nur, dass das "dringend" und die mit gleichem Rotstift angebrachte nota-bene Kennzeichnung allerhöchstwahrscheinlich nach Eröffnung des Recobriefs angebracht worden sind und das kann im Prinzip nur beim Empfänger im Gerichtsgebäude in Rain erfolgt sein.

    Viele Grüße
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    es gibt "Dringend" - Vermerke von a) dem Absender, b) von der Aufgabepost und c) vom Empfänger, was natürlich nicht bei jedem Brief bewiesen werden kann.

    Unter Umständen war das eine Dienstexpress, das andere vlt. nicht, sondern nur eine interne Anweisung (oder für den empfängerbehördeeigenen Boten, den es ja auch gab).

    Ich denke, da ist noch viel Klärungsbedarf.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...schon klar, erst aus der Zusammenschau aller verfügbaren Variationen lassen sich evtl. weiter reichende Schlussfolgerungen ziehen. Ich schau dann auch nochmal meine Bestände danach durch.

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... sehr gut - soll ich etwas nach Hochspeyer mitbringen und wir vergleichen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...wenn ich (überhaupt) etwas finde, dann poste ich es gleich hier, dann kannst Du sofort daheim vergleichen. Aber öhm..wann ist nochmal nächstes Hochspeyer ?

    Grüße!

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... na klar, Klaus, immer gerne vorbei geschaut. Warst ja schon beim Arbeitskreis Pfalz zugegen und ein paar der Leute von dort wirst du da auch wiedersehen. Also immer herein spaziert!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Danke für die Info.

    Könntest Du mir bitte noch die Uhrzeit und den Treffpunkt (neudeutsch location) mitteilen ?

    Danke Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo Sammlerfreunde,

    auch wenn der Beleg anbei am Oberrand etwas verkürzt und hinten ohne Klappe daherkommt, so ist er dennoch ein "Bilderbuchbeispiel" für eine absolut korrekte Behandlung als Expressbrief, der für die Beteiligten eine Stange Geld gekostet hat: 3 Kr für den Normalbrief bis 15 gr, 7 Kr - oben rechts uns unten links wiederholt vermerkt - für das Einschreiben und 9 Kr, abgestichen und umgerechnet in 2 1/2 SGr für die Eilbestellung in Berlin. Stramme Gebühren, aber es ging ja auch um was ganz, ganz wichtiges; um Pälzer Woi :) Der Absender, das Weingut Dr. W. Hoffmann in Dürkheim hatte u.a. Weinberge in der Weltklasselage Forster Jesuitengarten.

    Nach der bayerischen Bodenklassifikation von 1828 ist der Jesuitengarten, die zweithöchst bewertete Weinbergslage der Pfalz mit einem Gesamtumfang von lediglich rd. 6 ha. Auf einer Höhe von 120 bis 150 müNN bewirkt die östliche Hangneigung in der Haardt-Vorhügelzone eine außergewöhnlich hohe Erwärmung des vulkanischen Basaltgesteins. Die dichten Ton- und Sandschichten sorgen für einen optimalen Wasserhaushalt und die Aufnahme von Mineralien, so dass sich die von dort produzierten Weine durch ein außergewöhnliches Spiel von Frucht und Mineralität auszeichnen.

    Das wusste offenbar auch der Adressat, der Berliner Weinkommissionär Carl Herf, der lt. Berliner Adressbuch 1868-1870 in der Lindenstraße 47 ein Großlager für Pfälzer Weißweine, Bordeauxweine und Champagner führte (siehe Anhang / Auszüge). Insofern kann der auf das Jahr nicht datierbare Brief nur aus diesem Zeitraum stammen. Erfreulich dazu noch ein mir bislang nicht bekannter Chargé-Stempel und die schon sehr ungewöhnliche Platzierung der über den Rand reichenden, aber glücklicherweise unversehrt gebliebenen Marke unten rechts.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,

    sehr seltenes Stück aus 1869-70 (vorher Mühlrad, nachher wohl eher gezähnte Marke).

    Evtl. war sogar noch ein Rückschein dabei (7x), das weiß man nicht und wurde so gut wie nie auf den Briefen notiert, aber er war auch so schon recht teuer (hoffentlich nicht für dich). :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    diese 9 x machen mir noch Kopfzerbrechen. Was nutzte es die zu vermerken, Berlin konnte doch damit im Prinzip nichts anfangen ?

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ui, da muss ich Aufklärung leisten. :)

    Der Expressbote musste ja in Berlin bezahlt werden und der Pfälzer hatte ihn bei der Aufgabe bezahlt, indem er 9x bar bezahlt hatte. Diese 9x musste die Aufgabepost als Weiterfranko für die Abgabepost bonifizieren, die sie korrekt in 2 1/2 Groschen paritätisch (nicht postalisch!) zu reduzieren hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...ahhhh, super ! :)

    Ich dachte, da die 9 x abgestrichen wurden wie in "Portobriefmanier", dann aber also die volle Gebühr von 19 x beim Absender. Mit einer Flasche Jesuitengarten-Riesling hatte er die aber gelockert wieder drin 8o

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... sicher!

    Es war auch möglich, das Franko zu zahlen und die Expressgebühr dem Empfänger zu überlassen, eine seltene Variante, die ich nur einmal zeigen kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.