Germersheim - Colmar 01.11.1864
Liebe Sammlerfreunde,
die Vorstellung des nachstehenden Auslands-Dienstbriefes bereitet mir eine ganz besondere Freude, denn abgesehen von der (vermutlich) ohnehin schon nicht so häufigen Destination dokumentiert er einen m.E. durchaus bemerkenswerten Hergang der Dinge.
Da ich mich diesbezüglich allerdings alles andere als einen Experten sehe, erlaube ich mir eine schrittweise Abarbeitung der postalischen Behandlung, anhand welcher dann nachfolgende Korrekturen vereinfacht angebracht werden können.
1. Absender Königliches Bayerisches Bezirksamt zu Germersheim. Ausweislich des Inhaltes erfolgte der Abgang sehr wahrscheinlich am 01.11.1864, evtl. auch am 02.11.1864. Der Aufgabeabschlag (HK Germersheim) ist leider nicht kpl. identifikabel.
2. Der Dienstbrief musste zuerst auf bzw. über die Postexpedition Landau i.d.Pf. laufen, weil nur von dort ein Kartenschluss in Richtung Frankreich bestand (?). Auch diesbezüglich leider nur schlecht lesbarer Durchgangsabschlag (HK Landau) vom 02.11.1864 (?).
3. Grenzübergang mit roten Rundstempel Bavière-Wissemb.(ourg) am 03.11.1864 und hier passierte es: Die eigentlich unübersehbar mit dem - ebenfalls - rotem Dienststempel B.S.P. (Bavière Service Public) gekennzeichnete und somit als gebührenfrei zu befördende Regierungssache (R.S.) wurde vom Austauschpostamt mit der Taxe Territorial (siehe schwarzer Schrift-Stemepel oben links) von 6 Decimes (großer Abschlag "6"), d.h. als Portobrief für den innerfranzösischen (Rest-)Laufweg nach Colmar belastet.
4. Das hat dem Adressaten, der Kaiserlichen Französischen Präfektur Oberrhein zu Colmar, wo das zum Portobrief mutierte Schreiben am 04.11.1864 eintraf - verständlicherweise - überhaupt gar nicht geschmeckt. Es wird eine Dienstleistung (hier: Übermittlung von Personalakten) angefordert und man soll dafür auch noch Transportkosten tragen ? Von wegen ! Also rückseitige Anmerkung: Refuse ! (Zurück !)
5. Am 05.11.1864 lag der Brief dann aber wohl erst einmal im Bureau des rebuts des Nonvaleurs (~ Bearbeitungsstelle für unbestellbare Briefe) vor > siehe blauer Zweikreiser rückseitig. Ob es der dortige Beamte war, welcher die ungerechtfertigte Portotaxe mit zwei - leicht rötlich wirkenden - Tintenstrichen letztendlich wieder anulliert hat, kann ich nur vermuten. Jedenfalls zeigt der schwarze Rundstempel der Oberrheinpräfektur im Schreiben oben rechts, dass es durch sie zum 07.11.1864 (doch noch) zu einer Eröffnung / Bearbeitung der o.a. Dienstangelegenheit gekommen ist.
Ich hoffe damit einigermaßen brauchbare Beurteilungsgrundlagen geliefert zu haben...nicht ohne mit der Fußnote: Ein wirklich wunderschöner Beleg zu schließen.
+ Gruß
vom Pälzer