• Hallo Pälzer,

    das nenn ich mal Luxus - Traumstück! Schön, dass es die Bucht gibt, wo man solche Sachen (überhaupt und i. d. R. günstig) bekommen kann. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    ein tolles Stück mit 2 traumhaften Stempeln. So etwas muß man erst einmal finden. Aber zum Glück profitieren Sammler jeglicher Art enorm von der Existenz des Internets.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    vielen Dank für das feedback, früher habe ich - da froh überhaupt was an IM für mein Sammelgebiet zu finden - auf die Abschlagsqualitäten im Prinzip eher weniger Wert gelegt ...bin mittlerweile aber bekehrt. ^^

    + Gruß !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    anhängenden Brief vom 28.07.1873 von London nach Lindau habe ich nicht etwa gekauft, weil er so besonders schön ist, sondern weil ich ihn nicht verstehe. ;(

    Grundsätzlich galt bei unterfrankierten Briefen nach Bayern zu dieser Zeit, dass sie wie unfrankierte Briefe zu behandeln sind, der Wert der verklebten Marken aber angerechnet wird. Irgendwer war in London jetzt der Meinung, dass dieser Brief einer der dritten GS ist. Oben links wurde "3" notiert, der "PD"-Stempel annulliert (hier mit einem extrem sauberen Abschlag eines der vielen vorhandenen stummen Stempel) und "INSUFFICIENTLY/ PREPAID" gestempelt. Eigentlich war die Taxierung jetzt wie folgt:

    3 x 6d. (Taxe für Portobriefe je GS) - 6d. (Wert der verklebten Marken) = 12d. (bzw. 1sh.)

    Dieser Betrag in englischer Währung in Kreuzer reduziert ergibt alles, aber nicht die in rot notierte "6". ?(

    Wer kann helfen?

    Viele Grüße,
    nitram

  • Lieber nitram,

    in der Anlage zeige ich die VO Nr. 7235 des 60. VO - Blattes vom 28.06.1870, aus der die Regelung für Bayern hervor geht.

    Einfache Briefe über Belgien ab 01.07.1870 kosteten 3d. Hier wurden 6d frankiert, weil man eine 2. Gewichtsstufe unterstellte. Für eine 3. Gewichtsstufe fehlten 3d.

    Die Gewichtsstufen 1 + 2 waren frankiert worden, nur die 3. nicht. Demnach hätte man im Reich 18 Kr. Nachporto, in Lindau zu kassieren, notierten müssen. So, wie er jetzt ausschaut, hat man nur 6 Kr. in Lindau nacherhoben.

    Du siehst, auch ich kann ihn nicht erklären, aber das macht ihn ja auch nicht schlechter. ;)

  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für Deine Antwort. :thumbup:

    Die von Dir angehangene VO bestätigt meines Erachtens mein erstes Posting:
    Im letzten Absatz von I. steht, dass Portobriefe mit 18 xr. je 1/2 Unze taxiert werden. Das passt ja zu den von mir für die englische Seite angegebenen 6d. je GS. Im ersten Absatz von IV. wird es jetzt spannend: Es gilt unterfrankiert = unfrankiert (hatte ich ja auch schon so geschrieben). Die verklebten Marken werden als Weiterfranko behandelt. Das interpretiere ich so, dass diese in Ansatz gebracht werden. Damit gilt für mich weiterhin:

    In britischer Währung:
    3 x 6d. (Taxe für Portobriefe je GS) - 6d. (Wert der verklebten Marken) = 12d. (bzw. 1sh.)

    In Kreuzer-Währung analog:
    3 x 18 xr. (Taxe für Portobriefe je GS) - 18 xr. (Wert der verklebten Marken) = 36 xr.

    Demnach hätte man im Reich 18 Kr. Nachporto, in Lindau zu kassieren, notierten müssen.

    Das ist dann nach meinem Verständnis nicht korrekt. Es hätten nicht 18 xr., sondern meines Erachtens 36 xr. taxiert werden müssen.

    Viele Grüße,
    nitram


  • Lieber nitram,

    zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die deutsche Eliteklasse - gut so!

    Ad secundum - ich glaube, du hast Recht. Ich hatte kurz zuvor noch eine andere Nuß zu knacken und habe die Anwendung der VO falsch interpretiert.

    Es gibt aber eine Reihe von unterfrankierten Briefen über Belgien, die nicht nach den mir vorliegenden Postverträgen behandelt wurden. Im übrigen hätten, wenn wir uns auf dieses dünne Eis wagen wollten, 6 Sgr. genau 21 Kr. entsprochen, weil diese paritätisch zu reduzieren waren und damit kommen wir auch nicht hin.

    Wenn man die 6 Kr. (und eine andere Währung scheidet ja aus) in Sgr. reduziert, wären das 1 1/2 Sgr., also das Weiterfranko eines einfachen bayer. Frankobriefes. Mehr an Zahlenspielereien fällt mir momentan dazu nicht ein. Da dem Reich alles zustand, hat man sich dort um viel Geld gebracht bei dem Brief, nämlich 30 Kr. bzw. 8 1/2 Sgr..

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    natürlich hat es immer Fehltaxierungen gegeben. Ich werde das auch für diesen Brief bis auf Weiteres so annehmen und die Briefbeschreibung entsprechend vorsichtig formulieren. Allerdings wäre bzw. ist die Fehltaxierung hier dermaßen grotesk, dass für mich eine andere Erklärung nicht unwahrscheinlich ist. Wir werden sehen.

    Das Off-Topic in der Signatur sei mir temporär gestattet, aber an der längsten Theke der Welt drehen zur Zeit (inklusive meiner Person) alle durch.

    Viele Grüße,
    nitram


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen barfrankierten Brief aus London E.J. vom 8.4.1861 über Frankreich nach Nürnberg an Herrn S. Soldan, Kunsthändler dortselbst. Beim Empfänger dürfte es sich um Siegmund Soldan handeln, der in Hanau 1833 geboren wurde und in Nürnberg 1894 verstarb, so dass er beim Erhalt des Briefes 28 Jahre alt gewesen sein dürfte:

    http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=117460257

    Der Absender zahlte mittig in roter Tinte notiert 1 Shilling (paritätisch für 36 Kreuzer) für den über 1/4 bis 1/2 Unze (über 7,5 - 15g) schweren Brief der 2. Gewichtsstufe. Bei der Leitung über Belgien und Preussen wäre er noch einfach gewesen und hätte auch nicht mehr gekostet! Am 9.4. war er in Calais angelandet, ehe er über Paris, Forbach und Strasbourg am 10.4. der bayerischen Bahnpost zukartiert wurde und am Folgetag in Nürnberg ankam und ausgetragen wurde.

    Wichtig war hier der Abschlag des P.D. - Stempels, ohne den man in Bayern nicht gewußt hätte, ob der Brief franko oder porto auf die Reise geschickt worden war.

    Relevant war hier der Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858, nach dem GB 6 Kreuzer, Frankreich 7,2 Kreuzer und Bayern 4,8 Kreuzer vom einfachen Brief zu 18 Kreuzer zustanden, hier in der 2. Gewichtsstufe verdoppelte sich das nur, wobei Bayern intern hier ca. 1 Kreuzer an Baden und Württemberg als inneren Vereinstransit später abführen durfte.

    Dieser Postvertrag machte schon früh auf Gebührenunterschiede zwischen franko und porto aufmerksam, denn ein Portobrief hätte 3 Kreuzer (1 Decime bzw. 1 Penny) mehr je Gewichtsstufe gekostet.

  • Liebe Freunde,

    gerne sehe ich in meinen Sammlungen Trauerkuverts, sog. "mourning covers". Auch wenn ihr Grund des Zustandekommens oft ein wenig Glücklicher gewesen sein mag, so hoben sich diese Briefe gerade wegen ihrer i. d. R. schwarzen Umrandung und den regelmäßig schwarzen Siegeln deutlich vom postalischen Alltag ab und das war auch genau so gewollt.

    Bei diesem Portobrief habe ich mangels Inhalt aber doch Fragen:

    Empfänger war Ogden N. Rood, Luitpold Strasse 10 / 2, Munich, Bavaria.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ogden_Nicholas_Rood

    Was ich bisher in sicher einem Dutzend Fällen kannte, waren Briefe von ihm aus München um diese Zeit nach New Haven, USA, die ausnahmslos unfrankiert liefen. Briefe an ihn kannte ich bisher nicht (ich kenne noch ganz wenige Briefe von ihm aus Berlin nach New Haven und einen aus Italien in die USA).

    Siegelseitig sehe ich den roten London - Stempel vom 10.8.1857, den England per Aachen - Stempel vom Folgetag und den Münchener Ankunftsstempel vom 15.8..

    Den frontseitigen, britischen Stempel vom 8.8.1857 verstehe ich nicht ganz - sollte er von London sein ("E" wie "East" und was bedeutete die 8 oben?), würde mich der lange Zeitraum von 2 Tagen wundern, ehe er auf seine Reise ging.

    Jedenfalls zahlte der Empfänger 23 Kreuzer Porto, von denen Bayern leider nichts behalten durfte und nur Preussen, Belgien und GB zehrten.

  • Hallo Nils,

    könnte sein - was ich aber bei der doch sehr fortschrittlichen GB - Post nicht verstehe sind Stempel, mit denen niemand außerhalb der Insel(n) irgend etwas anfangen konnte. Was hätte man nicht alles tun müssen, um den Aufgabeort zu ermitteln, wenn er nicht zustellbar gewesen wäre? Zurück nach London und dann?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Alle Briefe waren so wie so, wenn zurückgeschickt, an "dead letter office" gerichtet.
    Wie bei deinem Brief war ja der Absender unbekannt bis man den Brief geöffnet hatten. Und Dead letter Office kannten ja alle Stempel die es gab und hatte keine Probleme den Absenderort zu identifizieren.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ja, so wird es gewesen sein, vielen Dank!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... yep - vor allem "Landau" ist doch eher unpräzise, gab es doch ein vergleichbar populäres Landau an der Isar, weswegen die Unterscheidung "in der Pfalz" ja erst nötig wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...na das wär`s ja wirklich noch: Die gesamte Landau-Palette auf einem Beleg mit zunächst durchweg erfolgloser Zustellung, allesamt mit Durchgangsabschlag bis zum letzten das passt 8o

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ,

    so ein Beleg wie anbei nimmt man gerne mit. Gelaufen ist er im Februar 1877 zu 2 1/2 d mit Geschäftskorrespondenz über Geldanweisungen an das heute noch aktive Weingut Julius Ferdinand Kimich im südlichen Teil des Stadtzentrums von Deidesheim.

    ,

    Was man sich nur fragt ist der besondere Zweck des oben links angebrachten Leitvermerks "via Ostende", gab es andere Routen, die evtl. (aber) langsamer waren ?

    .

    Viele Grüße
    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein hübscher Brief, fast noch in der Kreuzerzeit. :D

    Theoretisch war es Wurst, ob der Absender etwas über einen Leitweg von GB nach Bayern schrieb, aber historisch war die Leitung nach Bayern und besonders in die Pfalz eigentlich via Frankreich. Aber auch die "Grande Nation" hatte zum 1.1.1876 Zugang zum UPU gefunden und von daher gab es auch nicht mehr die Transitgewichtsprogression von je 7,5g, sondern die üblichen 15g, wie über Belgien auch.

    Ich tippe, man hat das nach alter Sitte vermerkt, wie schon vor 20 Jahren ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.