• Liebe Freunde,

    heute kann ich ein ganz besonderes Stück zeigen, auch wenn es sich nicht ganz so präsentiert, wie dunnemals, also am 23.4.187?.

    Eine mit nur einem Kreuzer frankierte Correspondenzkarte war an Herrn Georg Nadler, Baubeamter, in Passau aufgegeben worden. Da dieser in Passau residierte, wäre jede Postkarte mit einem Kreuzer korrekt frankiert gewesen. Doch wie uns die Rückseite zeigt, enthielt diese keine Notizen, sondern offenbar etwas Gedrucktes in Form und Größe einer Visitenkarte, die mit 4 Bapperln mittig auf der Karte angeheftet worden war. Den Orts - Ankunftsstempel schlug man auch so ab, dass er über die Karte ging, denn sicher war sicher.

    Leider hat man diese Karte irgendwann später abgenommen, oder sie ist einfach abgefallen, das wissen wir nicht mehr - aber die Versendung von Visitenkarten bzw. Drucksachen per Correspondenz- bzw. Postkarte ist schon äußerst ungewöhnlich. Geschah dies dann auch noch im Ort selbst, darf man getrost von einer Rarität sprechen. Zur Aufnahme in meine Mini - Sammlung der Correspondenz- und Postkarten ist sie daher perfekt geeignet.

  • Liebe Freunde,

    weil sich die Correspondenzkarte = Postkarte allmählich durchsetzte und die staatlichen Vordrucke als nicht immer optimal für die Kundschaft erwiesen hatten, stellten verschiedene Private die Anfrage in München, ob sie sich nicht ihre eigenen Postkarten bzw. Kartons drucken durften, um der allgemeinen Lebensbeschleunigung besser folgen zu können. Die bayer. Post gab klein bei, stellte jedoch gewisse Ansprüch für dergleichen Karten, damit diese nicht allzu billig und dünn ausfallen sollten, wodurch der allgemeine Postbetrieb gefährdet hätte werden können.

    Wichtig war das Format, also die Größe und die Dicke des Kartons - hier haben wir einen ganz dicken, dunklen Karton vor uns, der in Bayreuth am 5.3.1874 zum Einsatz kam. Das Wort Correspondenzkarte oder moderner Postkarte kam schon gar nicht mehr vor, weil die Form diese Versendungsform vorgab. Aber hier war es keine Karte, die ja als verbilligter Brief galt, sondern eine Drucksache, wie aus der Rückseite hervor geht.

    Aber auch der Vermerk "Drucksache" mangelt auf dem guten Stück und so hat die Post wohl in Anbetracht des verklebten Kreuzers schon den richtigen Schluß gezogen, dass dies kaum etwas anderes würde sein können.

    Auch sollte man den Text als Numismatiker beachten, denn das Metallwarengeschäft F. Fries in Bayreuth teilte ab 1.3.1874 mit, dass ab 1.4.1874 die Goldmünzen der deutschen Staaten außer Kurs kommen und nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert werden könnten.

  • Lieber Ralph,

    Da hält die Rückseite mehr als die Vorderseite verspricht!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    so ist es! Aber da ich ja oft bis immer der Rückseite Beachtung schenke, konnte mir dieses Rosinchen nicht entgehen.

    Hätte ich mehr Zeit und eine bessere Ordnung meiner Primärquellen, würde ich mal nachschauen, ob auch andere kassamäßigen Freumdmünzen mit dem 1.4.1874 in Bayern ihre Annahmemöglichkeit verspielten, oder nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    im DinA 5 Format findet man nicht jeden Tag etwas aus alter Zeit, zumal die Entwertung am 29.8.1872 in bläulicher Farbe dem Stück ganz gut steht - aber es ist kein Brief, wie man annehmen möchte, sondern es war und ist eine sehr große Schleife für einen heute leider nicht mehr vorhandenen Inhalt, die zusammen als Drucksache in der 3. Gewichtsstufe lagen.

    Ab 1.1.1872 galten für Bayern die gleichen Maßgaben, wie für alle anderen ehemaligen Vertragsstaaten auch: Je 40g Gewicht 1 Kreuzer, so dass wir hier ein Stück über 80 bis 120g vor uns haben, das immerhin noch am selben Tag (!) in Lindau im Bodensee ausgetragen werden konnte.

    Ich werde noch die einschlägigen Postvorschriften untersuchen, um festzustellen, ob man nicht hätte "Drucksache", oder "Gedrucktes" vermerken sollen, um auf den Charakter der Postendung hinzuweisen. Damals steckte wohl ein Teil des gedruckten Inhalts (Zeitung?) vorn und hinten heraus, so dass das leicht zu sehen war, aber gerade bei höheren Gewichtsstufen schrieb man das manchmal dazu, um sie von schweren Briefen zu unterscheiden.

    Im übringen ist das hinten ein Lindauer Stempel Type 20b, kein kleiner Einkreiser, wie man ob des außerordentlichen Formats prima vista annehmen könnte!

  • Hallo Freunde,

    ab und zu findet man Drucksachen, die ursprünglich unter Streifband versandt worden sind, bei denen aber heute das Streifband fehlt.
    Oft hat ja bei Drucksachen dieser Art das Streifband aufgerissen und dann weggeworfen. Der Inhalt des Streibandes, die eigentliche Drucksache, wurde dann aufbewahrt.

    Das Streifband enthielt in der Regel die Anschrift des Empfängers. Fehlt dann bei einer Drucksache das Streiband, ist der Empfänger der Drucksache meist nicht mehr festzustellen.
    Es sei denn, auf der Drucksache selbst wurde die Anschrift des Empfängers nochmal aufgeführt - wie bei meiner Vertreteranzeige. (Das war aber meistens nicht der Fall.)

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    ein ganz frisches und sehr schönes Stück.

    Es gab im Übrigen auch die Vorschrift, dass unter das Streifbändchen die gleiche Adresse wiederholt werden sollte, so dass im Falle des ungewollten Abstreifens im Rahmen des Posttransports man immer noch wissen konnte, an wen die Sendung adressiert worden war. Auch darauf kannst du mal, da du ja mit feinen Drucksachen gesegnet bist, achten (weil ja auch sonst keiner drauf achtet und es eh keiner weiß). ;)

    Denn diese DS mit Schleife und darunter geschriebener Adresse sind m. E. sehr, sehr selten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Zitat

    Denn diese DS mit Schleife und darunter geschriebener Adresse sind m. E. sehr, sehr selten.

    Lieber Ralph,

    die Seltenheit solcher Drucksachen ergibt sich ja schon aus der Tatsache, das vollständige, ungeöffnete Streifband-Drucksachen ungewöhnliche Ausnahmestücke sind.

    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,

    das braucht es aber gar nicht - man würde ja heute auch an einer DS, bei der die Schleife fehlt, sehen, ob sie formvollendet beschriftet worden war, oder nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Freunde,

    die folgende Drucksache, datiert am 12.8.1849, kommt aus Frankfurt/Main.

    Sie wurde wohl von einem Reisenden mitgenommen und dann am 14.8.1849 in Landau Pf. aufgegeben. Der Empfänger war ein G. Wendecker in Bergzabern.

    Die Drucksache wurde nach dem Tarif vom 5.6.1849 - gültig ab dem 1.7.1849 - behandelt, der dann auch in der Markenzeit ab dem 1.11.1849 noch Gültigkeit hatte. Auf der Vorderseite hatte der Absender unten links "frco." notiert.
    Nach dem erwähnten Tarif kostete eine einfache Drucksache (bis 1 Loth) ab dem 1.7.1849 frankiert 1 Kreuzer Franko; unfrankiert hätte sie 3 Kreuzer Porto gekostet.

    Jetzt würde man ja vermuten, dass rückseitig eine " 1 " für 1 Kreuzer franko notiert worden wäre (Marken gab es ja noch keine). Das ist jedoch nicht der Fall.
    Warum man in Landau dann rückseitig mit Rötel 3 Kreuzer Franko notiert hat, bleibt - zumindest mir - rätselhaft.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

    (Im Übrigen zeigen die Beiträge hier im Forum, dass Drucksachen aus der Vormarkenzeit vom 1.7.1849 bis 31.10.1849 doch nur recht selten zu finden sind.)

  • Lieber Wolfgang,

    da hast du eine Luxus - DS geschossen, wie sie schöner nicht sein kann. Auch die Stempel sind perfekt - klasse!

    Aus der Zeit des neuen Regulativs kenne ich so gut wie gar keine DS, während sie später mit einer unscheinbaren, schwarzen Marke zu Hunderten erhalten blieben.

    Zum Franko: Ich denke, der Herr Reisende hatte an dem Tag einige Briefe geschrieben und zur Post gebracht - da ist ihm die eine DS wohl durch gerutscht und die Post hatte vorne auch nicht Drucksache gelesen und einfach als Brief taxiert, was wie ein Brief mit anderen Briefen aufgeliefert wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo, ich komme nochmal auf die #109 zu sprechen, hinsichtlich meines Sammelthemas/-interesse.
    Der Adressat Lang Seel Erben ist bekannterweise noch heute tätig im Bereich Holzfigurenschnitzereien. Im selben Gebäude des Geschäftes wurde Ludwig Thoma geboren, dessen Mutter die dortige Gastwirtschaft gepachtet hatte.
    Nun...August d'Orville war Weinhändler am Marienplatz in München... stellt sich bei mir die Frage warum ein Weinhändler zu einem Holzschnitzer einen Vertreter senden würde... aber: und wenn es doch um eine Belieferung der Gaststätte ging?

    ...eine DS für die auch ich einen Sonderplatz in meiner Sammlung hätte :)
    LG
    Andreas

  • Hallo Andreas,

    vielleicht war der Herr Holzschnitzer ein 'guter Kunde' des Weinhändlers. Spricht was dagegen? Wenn der Reisende auch der Gastwirtschaft einen Besuch abstattete war es ja kein Umweg.

    beste Grüße

    Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von Klesammler (9. Februar 2019 um 15:22)

  • Guten Morgen zusammen,.

    das "Geschäft mit der Angst" ist wie man anbei unschwer erkennen kann ein altbewährtes Marketingkonzept. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Abhandlung über das im Februar 1875 von Kaiser Wilhelm I. und Bismarck unterzeichnete Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung:

    .

    https://de.wikisource.org/wiki/Gesetz_%C…schlie%C3%9Fung
    .

    Aber wenn von kompetenter Seite her erstellt, dann kann man dazu ja kaum noch nein dazu sagen. So war Verfasser der für 42 Kr angebotenen Vollzugshilfe der in Edenkoben ansässige Kgl. Landrichter, kgl. Oberlandesgerichtsrat und Oberamtsrichter Ferdinand Kuby (1832-1904), welcher von 1871 bis 1899 auch Abgeordneter im bayerischen Landtag und dort Mitglied zahlreicher Ausschüsse war.

    .


    http://www.hdbg.de/parlament/cont…1198&popH=819.2
    .

    Viele Grüße
    .

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ich hatte mal eines, aber das war max. Prachtqualität. Ich habe davon keine 5 Stück in meinem Leben gebraucht gesehen und über Prachtqualität ging keines hinaus.

    Noch seltener sind sie mit Zusatzfrankatur (höheres Gewicht, Auslandsbedarf), das sind Weltraritäten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.