Preußen - Frankreich 1.1.1848 - 30.6.1853

  • Hallo Preußen Sammler

    Schaue hier ein Brief Aus Königsberg nach Bordeaux, Sendet am 20.5.1853 über Valenciennes.

    Porto in Preußen 3 Sgr. umgerechnet bis 4 Decimes(?) kommt dazu auch ein belgische Porto, oder nur Porto in Frankreich? Ich meine 1 Decimes in Belgien und 10 Decimes in Frankreich, zusammen 15 Dec. Bitte mir korrigieren.

    Auf der Rückseite ein blaue Schrift vielleicht ein "2", in untere rechte Ecke steht 1 50, ud 4 verschidende Zugstempeln.

    Viele Grüße, Jørgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jørgen,

    ein interessanter Brief.
    Grundlage für die Taxierung bilden einerseits noch der preußisch-französische Vertrag von 1847 (2 Monate später war der Folgevertrag in Kraft) und andererseits der preußisch-belgische Vertrag von 1852.

    Der Tarif sah für Briefe aus Preußen (2.Entfernungsstufe) 50 Centimes bis 7,5 Gr. vor.
    Das innerfranzösische Porto für die Strecke bis Bordeaux lag bei 1 Fr. ( Briefgewicht bis 7,5 Gr., Tarif von 1828 ).
    Somit ergibt sich das Gesamtporto von 15 Decimes.

    Preußen trug zu dieser Zeit das belgische Transitporto. Dieses wurde ab 1852 mit 1 Sgr. je 15 Gr. berechnet.

    Preußen erhielt seinerseits von Frankreich für Portobriefe aus dem 2. preußischen Rayon (der das gesamte preußische Territorium mit Ausnahme der Regierungsbezirke Aachen und Trier umfasste) 2 Franc je 30 Gramm erstattet.

    Schön auch die 4 Kursstempel, die den Weg aufzeigen:
    Königsberg-Marienburg (im Vorjahr fertiggestellte Teilstrecke)
    Danzig-Bromberg
    Bromberg-Berlin
    Berlin-Minden

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael

    Sehr vielen Danke für Deine beschreibung von der Köningsber Brief, jetzt kann ich das besser Beschreiben.

    Der Strecken von Marienburg nach Dirschau auf der Strecke Danzig - Bromberg war noch nichts geöffnet erst in 1854.

    Viele Grüße, Jørgen

  • 1852

    Absender: Gottlob Ferdinand Tiede (1817 - 1895, Kaufmann)
    Empfänger: Schröder & Schyler (Weinhandlung, die seit 1739 in Bordeaux ansässig ist und auch heute noch existiert)

    Taxierung: Portobrief / 18 Décimes --> erhöht auf 20 Décimes

    Ist vorderseitig o.l. das Gewicht angegeben? 7/8 Loth?

    Stempel:
    (1) K3-Aufgabestempel BERLIN vom 24.2.
    (2) rückseitig "BERLIN MINDEN" L3-Stempel ebenfalls vom 24.2. (ein 2. Stempel für die Briefaufgabe?)

    (3) K2-Transitstempel "Prusse Valenciennes" in rot (wo wurde dieser Stempel nochmal abgeschlagen?)
    (4) K2-Ankunftsstempel Bordeaux vom 28.2.


    Zwei weitere Fragen:

    Herr Tiede hat den Brief am 24.2. abgeschickt, wieso notiert er "recue le 28; rép. le 3 Mars" - was bedeuten diese Angaben? Recue = erhalten und rép. = beantwortet, aber die Daten liegen ja beide vor dem 24.2.

    Auf der Briefrückseite ist zwischen den beiden Stempeln eine handschriftliche Notiz (?) vorzufinden. Hat diese eine wichtige Bedeutung? Sieht mir nicht nach einer postalischen Gebühr aus.


    Inhalt:

    Herr Tiede nennt in diesem Geschäftsbrief auf zwei Seiten eine Vielzahl von Personen und macht einige Angaben zu den Reaktionen dieser auf ausgelieferte Weinproben. So ist von von "durchaus zufriedenen" Meinungen zu lesen, als auch von verteilten Proben, auf die, sollte unter ihnen etwas Passenden gefunden werden, eine Bestellung erfolgen wird.

  • Hallo Don Stefano,

    Zitat

    Herr Tiede hat den Brief am 24.2. abgeschickt, wieso notiert er "recue le 28; rép. le 3 Mars" - was bedeuten diese Angaben? Recue = erhalten und rép. = beantwortet, aber die Daten liegen ja beide vor dem 24.2.

    Abgesandt 24.2., angekommen 28.2., beantwortet 3.3.. Passt doch ...

    Hinten steht 55 C(entimes). Vermutlich hat man dort noch andere Gebühren notiert (kam oft vor).

    Oben links 7/8 Loth als Gewicht und dass er damit "schwer" war, sieht man ja an der Taxe, die weit nach oben korrigiert wurde.

    Valenciennes 3 sollte in Paris auf den Brief gekommen sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich habe da wohl einen Denkfehler. Woher soll Herr Tiede denn wissen, wann der Brief ankommt und beantwortet wird? Beide Daten liegen in der Zukunft. Er weiß nur, dass er ihn am 24.2. versendet hat. Demnach müsste der Empfänger diese Daten notiert haben? Dann passt natürlich alles.

    Die 55 Centimes stellen jedoch keine Frankotaxe dar?

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    der Empfänger hat alles notiert - dann brauchte er nicht den Brief zu öffnen, um die Daten zu haben, sondern es genügte einfach hinten auf den Brief zu schauen, um zu wissen, wann er geschrieben wurde, wann er ihn erhalten hat und wann er ihn beantworten konnte.

    Ein Franko gab es hier nicht - auf vielen Briefen sind, vor allem siegelseitig, Beträge notiert (ich vermeide hier die Begriffe Franko oder Porto), die sich nicht in Einklang zu dem tatsächlich bezahlten Franko/Porto bringen lassen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Danke für die Aufklärung! 8o
    Ob die siegelseitige Gebühr vom Absender oder vom Empfänger zu zahlen war, kann man bestimmt nicht eindeutig belegen, oder?

    @ Michael
    Stimmt! Der Strich geht über die Rundung hinaus, somit keine 2. Danke für den Hinweis.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • liebe Freunde,
    mit den Preußischen Tarifen nach Frankreich stehe ich auf Kriegsfuß. Ich habe hier einen Portobrief von Neisse nach Reims vom 7.10.1851. Als Taxe lese ich 9 Decimes. Ist das richtig so? Wie ist die Verteilung auf Frankreich und Preußen?

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,

    habe mir erlaubt, deinen Beitrag aus dem Transit-Ordner hierher zu verschieben, da es sich um einen rein preußisch-französischen Brief handelt.

    Die Taxierung passt:
    - Preußen erhielt für diese (nicht aus dem Grenzrayon stammenden) Portobriefe 2 Fr. je 30 Gramm Briefgewicht. Bei einem Brief bis 1/2 Loth (um den es sich hier handeln muss, da das franz. Inlandsporto so taxiert wurde, s.u.) wären das rechnerisch 5 Dec.
    - Frankreich berechnete für Orte, die >80 km von der Grenze entfernt waren, 4 Dec. Inlandsporto

    das macht in Summe die notierten 9 Dec.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus dem Jahr 1852 von Rittershausen, preußische Rheinprovinz, nach Fouday in den Vogesen im Département Bas-Rhin, Frankreich.

    Die Leitung erfolgte über die Eisenbahnstrecken Dortmund-Elberfeld und Deutz-Minden und dann weiter, wie auch vom Absender angegeben, über Strassburg: franz. Stempel PRUSSE STRASBOURG
    Für den Portobrief aus dem 2.preußischen Rayon wurden 5 Dec. angesetzt, dazu kamen 3 Dec. französisches Porto (bis 7,5 Gramm, Entfernung 40-80 km) = 8 Dec. Gesamtporto.
    Der Empfänger, die Firma Legrand & Fallot, hatte anscheinend eine Weiterleitung in das 8 km entfernte Schirmeck veranlasst, zudem wurde der Brief dort poste restante Schirmeck gestellt.

    Der Inhaber der Firma Legrand & Fallot war Daniel Legrand [1], Industrieller und Philanthrop. Er war Inhaber einer Bandfabrik, die von seinem Vater dort gegründet worden war. Die Bestellung bei der Rittershausener Firma Oberhoff betrifft Litzenaugen [2], ein wichtiges Bauteil bei Webstühlen.
    Bekannt wurde Daniel Legrand auch als Vorkämpfer des Internationalen Arbeitsrechts, so bemängelte er insbesondere die Umstände der Kinderarbeit in der Textilindustrie.
    Sein Enkel Tommy Fallot [3], der 2. Bestandteil des Firmennamens Legrand & Fallot, wurde Pfarrer und Mitbegründer des religiösen Sozialismus.

    Gruß
    Michael

    [1] Daniel Legrand
    [2] Litzenaugen
    [3] Tommy Fallot

  • Lieber Michael,

    ein feines Stück!

    Ich denke, der Absender hatte schon poste restante notiert, weil der kleine Zielort keine eigene Post hatte und die Firma sicherlich jeden Tag ihre Post dort abholte.

    Poste restante war in Frankreich kostenlos.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Preussen Sammler

    Brief aus Stettin nach Bordeaux, gesendet am 24.3.1851. Porto für Doppelt Brief 25 Dec.
    Ich meine das das französische Porto war 20 Dec. und das preussische war 5 Dec. Kanne jemand das bestädigen?

    Auf der Siegelseite sind zwei Streckenstempeln, Berlin-Minden und ein schwer lesbar, vielleicht Berlin-Posen.

    Viele Grüße
    Jørgen

  • Liebe Freunde,

    dieser Brief ist etwas für die Freunde mehrer Sammelgebiete: Preußen - Frankreich, Portobriefe dorthin und vor allen Dingen von Contraventionen.

    Das Schreiben stammt von der Firma Lüneschloss in Solingen. Aus einem nicht bekannten Grund war der Aufgabe-Stempel nicht zur Hand. Daher benutzte man den Ausgabe-Stempel Nr 2 19.12. und setzte handschriftlich Solingen dazu.

    Am übernächsten Tag (21.DEC. 48) war der Brief in Paris und bekam den roten R2 PRUSSE 3 VALENCIENNES 3 verpasst. Auswechselungsbüro auf deutscher Seite müsste nach dem Vertrag vom 11.8.1847 Köln oder Aachen gewesen sein.

    Am 22. DEC. war der Brief am Ziel in LE HAVRE.

    Der Empfänger bezahlte beim Empfang 11 Decimes.

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    ein interessanter Brief, der auch sehr gut in eine Contra-Sammlung passen würde.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Freunde,

    Ich stelle diese Frage, die ähnlich wie #16 ist, bezüglich des Posttarifs für den unten gezeigten Brief aus Magdeburg an die "beliebten" Winzer Schröder & Schÿler in Bordeaux, dt. 2. März 1849.

    1) Wie ist die Steuer von 25 Decimes zu erklären (wie #16 auch fragt)? Wie einige Beiträge von Mitgliedern zeigen, wären dies 50 centimes/5 dec für Preußen (bis zu 7,5 gr) und 1 franc für die interne Post in Frankreich? Ich kann keine Gewichtsmarkierung erkennen, die eine zusätzliche Besteuerung erforderlich gemacht hätte?

    Welche Bedeutung haben die Zahlen auf der Rückseite - 11.80+.10 = 11.90?

    2) Warum fehlt die Marke Pr 2 Rayon? Es gibt das Transitzeichen Prusse 3 Valenciennes mit rotem Kreis, aber nicht das Entfernungszeichen?

    3) Stimmt es, dass der Poststempel von Paris nach Bprdeaux ein TPO-Stempel der Eisenbahn ist (Route N 1 Gare)?


    Vielen Dank!

    Sumit