Portobriefe (innerbayrisch) ab 1.11.1849

  • Lieber Erdinger,

    doppelt schön - innen und außen. Phonetisch ging es noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts - wer aus der Ecke kommt, hat natürlich die allerbesten Karten.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde

    das nenne ich doch mal einen Portobrief nach meinem Geschmack.
    Geschrieben am 19.1.1864 in Ebern und adressiert nach Königshofen.
    Der Absender hatte einen "frei"-Vermerk angebracht, aber keine Marke auf den Brief geklebt.
    Ich nehme an, der Brief wurde in einen Briefkasten eingelegt.
    Auf jeden Fall hat der Postexpeditor in Ebern korrekt gehandelt, den Vermerk "ohne Marke" angebracht und das erforderliche Porto von 6 xr vermerkt. Der Brief lief in das nur wenige Kilometer entfernte Königshofen und erforderte 3 xr zzgl. 3 xr für unfrankierte Briefe.
    Warum allerdings der Brief eines privaten Absenders an eine königl. Behörde mit Porto belastet überhaupt angenommen wurde, bleibt wohl für immer ein Rätsel.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ich vermute, dass der Absender nicht umsonst seinen Namen und Stand oben auf die Frontseite geschrieben hat, was bei Privaten ja denkbar ungewöhnlich war.

    Wenn der Brief Inhalt hat, wäre es interessant, diesen zu erfahren. Ansonsten vermute ich, dass das Amt etwas von ihm wollte und daher den Brief überhaupt annahm.

    Nach den bayer. VO sollten Briefe unfrankiert gar nicht erst angenommen werden, wenn eine Behörde der Empfänger war, aber ich kenne Dutzende von Fällen, in denen man das doch tat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    da liegst du vermutlich richtig. Es handelt sich um ene Art Antwortschreiben auf eine Anfrage der Baubehörde hinsichtlich des Baufortschritts des Pfarrgebäudes in Heilgersdorf. Das ist höchstwahrscheinlich des Rätsels Lösung. Schließlich wollte die Baubehörde die angeforderte Auskunft ja in Händen halten.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    danke für die Bestätigung - wenigstens hat er es nicht als P.S. - Partei - Sache geschickt; das habe ich auch schon gesehen von einem Privaten (ganz schön frech).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Portobrief aus München nach Nürnberg vom 2. JUL 1862.
    Nach dem Tarif vom 1.7.1858 waren für den Brief 18 xr Porto fällig (2. Gewichtsstufe in die 2. Entfernungszone innerbayrisch).
    6 + 6 zzgl. 3 + 3 Zuschlag für unfrankierten Brief = 18 xr
    Der Zuschlag wurde nach diesem Tarif je Gewichtstufe erhoben.

    Der Absender vermerkte links unten "Recommandirt".
    Seit 30.12.1860 bestand kein Frankierungzwang mehr für recommandierte Briefe. Offensichtlich dachte der Absender dies gilt auch für den in einen Briefkasten eingelegten Reco-Brief.
    Dies entsprach aber so nicht den Vorschriften, denn recommandierte Briefe mussten nach wie vor am Schalter aufgegeben werden, egal ob Franco oder Porto.
    Nach Entnahme aus dem Briefkasten vermerkte man folgereichtig "boite" und schickte ihn ohne Recommandation nach Nürnberg.

    Gruß
    bayernjäger


    wohl

  • Hallo Freunde,

    der nachfolgende Brief vom bischöfl. Ordinariate in Eichstätt lief als Portobrief der
    - 1. Entfernungszone (die Entfernung zwischen Eichstätt und Oberwiesenacker betrug 7,2 Meilen) und
    - 3. Gewichtsstufe (über 2 Loth bis 3 Loth einschl.)
    an das kath. Pfarramt in Oberwiesenacker bei Neumarkt Op.

    Vorderseitig sind mit Blaustift 18 Kreuzer Porto vermerkt. Mit Marken frankiert hätte der Brief nur die Hälfte gekostet.

    Der Brief hat (leider) keinen Inhalt und ist nicht datierbar. Er kann jedoch nur in den Tarifzeitraum 1.7.1858 bis 31.7.1865 fallen. Der Halbkreisstempel von Eichstätt ist nach Winkler erst ab 1862 bekannt. Dadurch wird der Verwendungszeitraum noch etwas enger.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    so war das halt, wenn man von der "Partei" kein Depositum hatte - dann musste man unfrei verschicken und durfte später als "Partei" noch 9 Kr. mehr bezahlen.

    Ein wunderbarer Brief - eine schönere 3. Gewichtsstufe kenne ich nicht - hier stimmt alles (bis auf den fehlenden Inhalt, aber wenn man es auf 3 Jahre festmachen kann, ist das ja auch nicht schlecht). Glückwunsch zu dieser Schönheit.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Freunde

    zu dem in Thread 27 gezeigten 18-Kreuzer Portobrief von Eichstätt habe ich nun einen passenden 12-Kreuzer Portobrief gefunden.

    Er fällt ebenso wie der 18-Kreuzerbrief in die Tarifperiode 1.7.1858 bis 31.7.1865.
    = Brief der 1. Entfernungszone (bis 12 Meilen) und der 2. Gewichtsstufe (über 1 Loth bis 2 Loth einschl.)

    Beide Brief ergeben zusammen eine hübsche Seite.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    schöner nicht möglich - das wird eine Augenschmausseite. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    .

    bei dem Belegstück anbei kann man nachvollziehen, warum man irgendwann mal Schluss mit Porto gemacht hat. Der offenbar etwas ungehaltene Kaufmann G.H. Nägele in Speyer verschickte unfrei folgende Poka-Nachricht an die Porzellanwarenfabrik zu Selb

    .
    Herren Jacob Zeidler & Cie
    .

    Hiermit ersuche Sie wiederholt um gefällige Zusendung meiner Commission. Ich ersuche Sie deshalb höflich um gefällige umgehende Benachrichtigung welcher ich entgegensehe und grüße Sie in dieser Erwartung achtungsvoll

    G.H. Nägele

    .

    Ob der Unterzeichner wusste, dass man die Poka nicht unfrei aufgeben konnte, können wir heuer nicht mehr nachvollziehen, den Empfänger hat das auf jeden Fall den unfrei aufgegebenen Brief mit satten 7 Kr Porto gekostet.


    Viele Grüße.

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    den unfrei aufgegebenen Brief mit satten 7 Kr Porto

    richtig - unfreie Postkarten (oder Correspondenzkarten) wurden wie unfreie Briefe taxiert.

    Es gibt nur ganz wenige Postkarten, die unfrei abgesandt wurden. Glückwunsch zu dem Stück - auf ein zweites wirst du wohl lange warten müssen und dabei meine ich nicht mal eines mit Einschränkung auf "nur" die Pfalz ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,.

    ja, derartiges habe ich auch zum ersten Mal jetzt gesehen. Was könnte Deines Erachtens Herkunft der Notierung vorne oben sein: Postalisch oder vom Empfänger ?.

    + Gruß!.

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    R 26.10.1872 = Erhalten am 26.10.1872 schrieb der Empfänger vorne drauf (wie bei vielen Karten vorne die Empfänger - Notationen zu sehen sind).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Pälzer,

    das ist eine wirklich interessante Karte. Der Absender lässt trotz des damals üblichen freundlichen Umgangstons eine deutliche Verärgerung erkennen. Deshalb unfrei?
    Egal, das ist ein ausgefallener Beleg, um den dich einige Kollegen beneiden werden. Weiterhin erfolgreiche Jagd wünscht

    Dieter

  • Lieber Klesammler,

    .

    vielen Dank zunächst für das feedback. Zu der erkennbar gewordenen Verstimmung des Absenders habe ich versucht das von ihm angewendete "achtungsvoll" dem üblichen "hochachtungsvoll" gegenüber stellender Weise einmal nachzugoogeln. Eine Abschwächung der Höflichkeit mit dem Terminus "achtungsvoll" konnte ich da bislang nicht finden, aber irgendwie würde es ja schon in das Gesamtbild des Vorgangs passen.

    .

    Besten Sammlergruß !

    .

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... die höchste Eskalationsstufe wäre dann wohl „mit der Ihnen gebührenden Achtung“ gewesen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Portobrief aus dem lieblichen Wunsiedel vom 25.10.1855 nach Waldsassen, wo er in Ermangelung eines lesbaren Ankunftsstempels sicher nicht viel später eingetroffen sein dürfte. Die P(artei) - S(ache) war mit 12 Kreuzern Porto belastet auf die Reise gegangen.

    Mit der Ergänzungsverfügung vom 26.5.1850 kosteten Portobriefe bis 12 Meilen (hier: 22 km = 3 Meilen) bis 1 Loth 6 Kreuzer und über 1 bis 4 Loth 12 Kreuzer.

    Der Grund für das höhere Gewicht wurde auch genannt: "Mit 1 Beilage". Dem Brief selbst war als ein sog. "Unterbund", also etwas mit Bindfaden untergebunden worden, was nicht in ihn passte, ohne seine Transportfähigkeit zu gefährden.

    Der Kaufgrund war aber das, was neben dem Beilagenvermerk notiert wurde: "Eingetragen".

    Nun wird man sich fragen, warum, wer auch immer, eine "Beilage" irgendwo eintragen sollte, schließlich gab es doch den Brief. Aber so einfach war das nicht, denn der Briefpostgegenstand, der hier zur Auflieferung kam, bestand aus a) dem Brief selbst und b) seiner Beilage (heute würden wir Anlage dazu sagen).

    Dazu ist zu bemerken, dass die Post ihren Versendungsauftrag nur dann pflichtgemäß durchgeführt hatte, wenn a) Brief und b) Beilage zusammen dem Empfänger ausgehändigt werden konnten. Der Absender hier war das Landgericht Wunsiedel, der Empfänger das Landgericht Waldsassen - und in gerichtlichen Angelegenheiten waren Beilagen eben sehr wichtig, oft wichtiger, als der Brief selbst, der oftmals nur als Begleitdokument fungierte und jeden Tag neu hätte verschickt werden können. Das "Unikat" aber war i. d. R. die Anlage, auf die es ankam.

    Große Probleme bereiteten allen Beteiligten, also Absender, Empfänger und der Post selbst die Fälle, in denen zwar der Brief selbst, nicht aber die Anlage zugestellt werden konnte, weil aus der Anlage allein, so sie überhaupt offen, zugänglich und lesbar war, kaum abgeleitet werden konnte, unter welchem Rubrum sie geführt wurde und wer ein Anrecht auf den Erhalt derselben ableiten konnte.

    Dadurch, dass man "Eingetragen" notierte, bestätigte man im Postbuch des Landgerichts Wunsiedel, genau diesen Brief unter der laufenden Geschäftsnummer 323 MIT einer Anlage verschickt zu haben und war als Absenderbehörde fein raus.

    War z. B. ein recommandirter Brief mit einer solchen Anlage versehen und ging dieselbe auf dem Transportweg zum Empfänger verloren, war auch dies allein schon ein Reklamationsgrund und es konnte ein Laufzettel nur für diese Anlage kostenlos abgefertigt werden! Viele Sammler wissen davon nichts und wundern sich, warum man damals doch so viel Wert auf diesen Terminus legte, der uns Philatelisten doch gar nichts sagt, weil die damaligen Anlagen heute natürlich alle vom Brief selbst getrennt sind und nicht mehr eruiert werden können. Aber damals waren sie äußerst wichtig und jede Besonderheit mit einem Brief mit Anlage ist schon eine Besonderheit in sich.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    so etwas Ähnliches habe ich auch, dachte allerdings, der Vermerk könnte sich auch aufs Porto beziehen. Was weiß man schon?

    Bei dieser Briefhülle von 1838 ist keine Beilage genannt, sie lag in der jeweils zweiten Entfernungs- wie Gewichtsstufe und wurde mit 6 Kreuzern taxiert. Möglicherweise war rückseitig eine Anlage mit dem Siegel befestigt.

    Auf jeden Fall interessant der rückseitige Insinuationsvermerk, der einen Tag nach der Aufgabe datiert und eventuell vom Empfänger stammt, weil das Datum nach der Aufgabe liegt. (Normalerweise stammt bei Insinuationen der Vermerk vom Aufgabetag oder davor.)

    Viele Grüße aus Erding!