• Hallo oisch,
    ein sehr interessantes Stück in zweierlei Hinsicht: erstens ist der sehr schön abgeschlagene KGE-Zweizeiler von Eggolsheim
    nicht gerade Massenware und dann ist die Frankatur interessant. Hallerndorf gehörte zum Zustellbezirk von Hirschaid, also
    kam als Franko 3 Pfg. eigentlich nicht infrage, sondern es wären 5 Pfg. für eine normale Postkarte fällig gewesen, Drucksachen-
    porto war für diese Frachtaviskarten nicht zulässig, da sie zuviel Text enthielten. Also kommt nur eine andere Besonderheit
    infrage: Nachbarortsfranko. Obwohl diese Sonder-Ermäßigung erst 20 Jahre später offiziell wurde, wurde sie schon ab Ende
    der 70er Jahre geduldet, dazu kann ich einige Beispiele belegen. Die Marke muss übrigens eine Nr. 37 sein, da Nr. 47 erst
    im Oktober 1881 herauskam.
    Hier zwei Beispiele für Frachtaviskarten im Orts- und Fernverkehr und eine Seite mit Nachbarortsverkehr.
    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/36288209/BYF19Frachatvis-Karten.jpg]

    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/36288212/BYBV76SonderfrankoNachb.ortsverk..jpg]

    weite Welle

  • Hallo Dietmar,
    vielen Dank für die prompte Dechiffrierung.Möchte mich an der Stelle auch nochmals für die PN anlässlich des Beitritts zur ARGE bedanken (PN vom 23.10. und jetzt erst bemerkt - Asche auf mein Haupt).

    Das Zusammenleben mit einer Katze (Besitz ist definitiv der falsche Ausdruck, da die Eigentumsverhältnisse juristisch vielleicht klar scheinen, sich beziehungstechnisch in der Realität aber zumeist umgekehrt gestalten), ist in diesem Forum zwar keine "conditio sine qua non" aber überdurchschnittlich häufig anzutreffen.


    Da will ich nicht zurückstehen und mich ebenfalls outen ("Cyto", Fundkatze unbestimmten Alters, von meiner Tochter zur Dauerpflege angeschleppt). Meinen Avatar möchte ich jedoch deswegen nicht anpassen, schließlich ist das Motorrad nicht nur mein zweites hobbymäßiges Standbein, sondern wird von dem Vierbeiner im Gegensatz zu uns auch uneingeschränkt respektiert.


    Hallo Weite Welle,
    Danke für die Korrektur. Das mit dem Nachbarortsverkehr war mir nicht bekannt, die Verwechslung Mi.-Nr. 37 mit der 47 ist dagegen ein übler Schnitz (schäm)

  • Hallo Klaus,

    Glückwunsch zu dem tollen Fang - viel Besseres wird es von da nicht geben.

    Aber du solltest als Diener deiner Katze schon ein bisserl auf deren Ernährung achten und ihr Futter geben, nicht dass sie sich ihr Leben lang das Fresschen ins Haus holen muss ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Morgen Ralph,

    die Beute ist nicht für den Eigenverzehr sondern für ihre Angestellten gedacht. :pinch:

    Einen KGE Eggolsheim habe ich noch, allerdings keinen Avis, sondern eine "normale Postkarte" an einen Getreidehändler in Bamberg.

    "Neuses, den 28. Oktober 78

    Unter heutigem (Datum ?) habe ich von Ihnen die Postkarte erhalten, wegen 100-200 Zent. .... Zu diesem Preis kann ich ... nicht liefern weil bei uns der Einkaufspreis für schöne Waren höher ist, habe 200 zt nach Forchheim verkauft um 1/2 ... höher

    Achtungsvoll P. Sauer"

    Warum die Postkarte den Stempel der Güterexpedition und nicht der Postablage Eggolsheim (Eröffnung laut Sem am 01.07.1861) aufweist, beruht wahrscheinlich auf folgenden örtlichen Gegebenheiten. Die Güterexpedition befand sich vermutlich im Bahnhof Eggolsheim (Eröffnung 01.09.1844 an der Bahnstrecke Nürnberg -Bamberg). Besagter Bahnhof heißt zwar "Eggolsheim" befindet sich aber im über 1 km Entfernung gelegenen Ortsteil Neuses (eingemeindet 1972), der erst am 01.06.1900 eine Posthilfsstelle erhielt. Für den Absender, P. Sauer aus Neuses war es daher bequemer seine Postkarte am Bahnhof aufzuliefern statt den Weg bis zur Ablage nach Eggolsheim auf sich zu nehmen.

    Für die in Neuses nicht so beliebten Eggolsheimer (die übliche Aversion zwischen Nachbargemeinden, siehe z.B. Nürnberg - Fürth), hatte die Lage "ihres Bahnhofs" zudem den Nachteil, dass sie - so nicht rechtzeitig vor Ort - vor geschlossener Schranke standen und dem Zug nur noch hinterher sehen konnten (falls sie nicht die Notlösung über oder unter der Schranke durch wählten).


    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus,

    sehr erhellende Beschreibung der lokalen Umstände, die alles erklären.

    Gerade Postkarten mit KGE - Stempeln sind sehr beliebt, weil sie oft die besten Abschläge dieser nicht einfachen Stempelgruppe generierten, was man an deiner famosen Karte nur allzugut nachvollziehen kann.

    Danke fürs Zeigen dieses Schätzchens. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    die meisten Briefe, eher Avise, der königlichen Güter - Expeditionen (KGE) liefen natürlich innerbayerisch, weil die Kunden, denen man den Eingang von Waren in größerem Volumen und Gewicht mitzuteilen hatte, in der unmittelbaren Umgebung zu residieren geruhten.

    Am 10.6.1862 bemerkte die KGE Hergatz im Allgäu für ihren Kunden in Dornbirn (Österreich), dass 30 Sack Salz von Kufstein kommend heute hier eingetroffen waren, wobei man nicht vergaß, die Frachtspesen i. H. v. 37 Gulden und 24 Kreuzern zu erwähnen.

    Die Abholung hatte i. d. R. innerhalb von 48 Stunden zu geschehen, weil sonst Lagergeld fällig geworden wäre, welches die Waren nur unnötig verteuert hätte.

    Die Nennung des schuldigen Betrages war ebenfalls wichtig, weil sonst vom Empfänger u. U. jemand mit Abholungsauftrag geschickt worden wäre, der zu wenig Geld dabei hätte haben können und in diesen Fällen durfte die KGE die Waren nicht aushändigen und das Ganze hätte sich unnötig in die Länge gezogen.

    KGE - Avise von Bayern nach Österreich sind mir nur von der KGE Hergatz bekann und auch dann reden wir nicht von Massenware.

    Für die Markenfreunde unter uns - eine Platte 6, wie sie viel schöner kaum sein könnte.

  • Lieber Wolfgang,

    vlt. wollte er den nahen Bodensee zum Weltmeer machen? :D

    Schbaß - ich denke, dass er Salz fürs Einpökeln benötigt hat, denn Großbäckereien gab es m. W. damals noch nicht.

    P.S. Auch ein schönes Stück, wie immer von dir. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich 2 KGE - Avise aus Hergatz nach Dornbirn in Österreich, die jeweils mit einer 3 Kreuzer blau frankiert wurden (von der KGE wohlweislich!).

    Der 1. datiert vom 11.4.1860 an Mathias Thurnherr und zeigt uns mit Rötel noch einen Cito-Vermerk, der allerdings postalisch keine große Rolle spielte. Siegelseitig sehen wir den Transit durch Bregenz vom selben Tag und die Ankunft am Folgetag in Dornbirn.

    Text: "Es sind wieder 26 Säck Salz hier mit 33 Gulden 3 Kr. Fracht p.p.

    Eine Kupferschale oder sonst dergleichen ist nicht dabei.

    Freundlichen Gruß!

    Gez. Unterschrift."

    Der 2. datiert vom 5.5.1862 an denselben Empfänger, jetzt mit dem Text:

    "P.P. 25 Säcke Salz sind von Kufstein hier für Sie eingetroffen 31 Gulden 10 Kreuzer.

    Hochachtung,

    gez. Unterschrift."

    Hier hat man großzügig zu einer Bogenecke gegriffen, was die Sache nicht schlechter macht und auch der offene Mühlradstempel 196 ist keine Massenware.

    Die KGE in Hergatz hatte also ein Verhältnis mit dem Empfänger in Dornbirn, dass sie ihn umgehend verständigen sollte, sobald für ihn Waren dort angekommen waren. Da ein Portobrief von Hergatz nach Dornbirn 10 Neukreuzer gekostet hätte (paritätisch waren das 7 Kr. rheinisch!), war es natürlich viel günstiger für den österr. Empfänger, wenn er sich mit der KGE kurz schloß und dieser ein Depositum gab, aus dem heraus sie für diese Benachrichtigungen 3 Kr. rh. Marken kaufen konnte (man war ja im selben Haus mit der Postexpedition Hergatz) und somit dem Empfänger 4 Kr. rh. pro Meldung ersparte.

    Üblicherweise waren die angekommen Waren innerhalb von 48 Stunden vom Empfänger bei der KGE abzuholen, andernfalls pro Tag eine Lagergebühr erhoben worden wäre. Genau dieser Fall ist mir bis dato noch nicht unter gekommen, man hat sich also gesputet und seine Waren zügigst abgeholt, wohl auch, weil man ihrer dringend bedurfte.

  • Lieber Franz,

    ja, die wurden einfach umgefaltet und per Trockensiegel, teils sogar mit der Marke verschlossen. Dein Stück ist natürlich die Bombe unter den KGE - Avisen, aber diese Faltungsvorgabe gab es m. W. in der Kreuzerzeit noch nicht. Schön sind sie aber alle und zurückfalten kann man jedes Avis!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (30. Mai 2022 um 09:19)