Bayern - Österreich 1819 bis 1842

  • Liebe Freunde,

    ob es den je so geben durfte?

    RS = Regierungs - Sache des bayer. Landgerichts Regen an das k. k. böhmische Wirtschaftsamt in Eisenstein (böhmisch Eisenstein) vom 26.8.1841.

    Eigentlich in Bayern portofrei, aber in Österreich portopflichtig, weil die Gebührenfreiheit an der Grenze zu Österreich endete. Hier aber keine Taxe für die Empfängerbehörde, obwohl es nur Bayern anging, wie uns der Inhalt erklärt:

    "Michael Fischer, Soldat des königl. bayr. Inf. Regiments Seckendorff hält sich wahrscheinlich bey seinem außerehelichen Vater, dem Büchsenmacher Fischer in Eisenstein auf, und deßhalb stellt man das dienstfreundliche Ansuchen denselben im Betretensfalle arretiren, und hieher liefern zu laßen. Hochachtung! Der kgl. Landrichter Zottmann".

    Leider weiß ich nicht, ob Bayern des offenbar fahnenflüchtigen Fischer habhaft wurde - aber interessant ist solch ein Inhalt allemal.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Nürnberg der Firma G. G. Fendler vom 16.5.1834 an den großen J. J. Voith in Steyr.

    Siegelseitig zahlte man 10 Kr. rheinisch bis zur bayer. - österr. Grenze. Ab da kamen 10 + 2 = 12 Kr. CM dazu, die sich mir als Addition nur dahin gehend erschließen könnten, weil es einen Boten gegeben haben könnte, der Voith für 2 Kr. CM seinen Brief in die Behausung brachte.

    Die 10 Kr. CM Postporto für einfache Briefe über 6 bis 9 Poststationen sind mir bekannt, nur 2 Kr. CM Botenlohn halt nicht.

    Interessant ist auch der Inhalt: "... Inliegend übermachen wir Ihnen f 2037. 12x p. Ende Juni auf H. Hillenbrands Erben in Augsburg, wir ersuchen Sie hiervon das nöthige zu besorgen und unsere Rechnung nach Eingang, unter gefällige Anzeige vollends auszugleichen. Achtungsvoll zeichnen ergebenst G. G. Fendler".

    Heute also nicht mehr vorhanden war ein Wechsel über mehr als 2.000 Gulden, heute etwa 100.000 €. Der Versand wurde aber nicht als Wertbrief, sondern als Recobrief bewerkstelligt. Die Recommandation kostete nur 4 Kr. rheinisch, jedoch waren im Verlustfall auch nur 25 Gulden rheinisch zu erhalten und der Wechsel war weg. Die bayer. Reconummer wurde vorne oben rechts notiert, eine weitere (wo?) hinten dazu.

    Die Frage ist natürlich: Durfte man nach den Postprinzipien Wertgegenstände (Wechsel, Bargeld usw.) überhaupt der Briefpost andienen, oder war das prinzipiell gestattet, halt ohne Ersatzmöglichkeit des wahren Wertes und somit nur unter Erstattung von 25 Gulden rh. im Verlustfalle?

  • Liebe Freunde,

    eine kleine Rosine darf ich heute aus Straubing vorstellen, die sich am 29.1.1834 auf ihren recommandirten Weg nach Wien machte.

    In Straubing mit dem obligaten Zweizeiler etwas mangelhaft hinsichtlich des Aufgabetages gestempelt, holte man dieses zur besseren Kenntlichmachung auf der Siegelseite (!) nach. So habe ich das noch nie gesehen.

    Auch den Chargé - Stempel frontseitig, wie es die Vorschrift war, holte man siegelseitig nach, wie es mir in keinen 5 Fällen von Bayern bisher bekannt wurde. Jedoch annullierte man beide Stempel wieder mit derselben Tinte, mit der man das Franko bis zur österreichischen Grenze von 6 Kr. rheinisch notiert hatte!

    Unter der Reconummer 411 war er in Straubing erfasst worden, während er in Österreich bei seinen Kartierungen keine weitere Nummer zugeteilt bekam. Für 28 Kr. Conventionsmünze wurde er am 1.2.1834 in Wien zugestellt.

  • Liebe Freunde,

    und den noch gleich hinterher - geschrieben in Herzogenaurach am 3.5.1825 auf 3 Kreuzer - Stempelpapier, war er an den Magistrat in Wien gerichtet und musste daher bis zur Grenze frankiert werden, hier 15 Kreuzer siegelseitig notiert.

    Aber der Grenze kamen 28 Kreuzer Conventionsmünze dazu, wobei ich mir nicht sicher bin, warum weitere 6 xr (Kreuzer) in Wien angeschrieben wurden. Für eine Zustellgebühr ist mir das viel zu hoch.

    Auch hier sehen wir den schwarzen Erlanger, aber einen roten Chargé - Stempel. Wieder rechts oben die Manualnummern 4 von Erlangen und 1 von Nürnberg - in Österreich bekamen solche Briefe keine neue Reco - Nummer aufgebracht, nur intern wurden sie natürlich in der Briefkarte erfasst.

  • Hallo zusammen.

    Folgenden Brief möchte ich zeigen:

    Teilfrankobrief bis ½ Loth (Wiener Loth) von Wien nachSchwarzenberg.

    Am 27.06.1841 in Wien geschrieben und mit dem Leitvermerk über Nürnberg nach Langenfeld versehen. Da es den Grenzfrankozwang zwischen
    Österreich und Bayern gab, musst der Absender 14 Kr. CM. bis zur bayerischen Grenze bezahlen (Österreich sah den Brief in der ersten Gewichtsstufe bis ½
    Loth und über 12 Poststationen), die auf der Siegelseite vermerkt wurden.
    Grenzpostamt war Schärding.
    Ab der bayerischen Grenze wurden 18 Kr. Rh. (6. Taxrayonüber 30-36 Meilen und für Bayern in der zweiten Gewichtsstufe über ½ - 1 Loth, von
    Nürnberg taxiert) fällig, die vom Empfänger zu bezahlen waren.

    Viele Grüße
    kreuzerjäger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kreuzerjäger

    Was ich besonders interessant bei deinem Brief finde ist das Siegel. Warum gibt es hier ein Siegel vom Schwarzenbergsche Haupt-Zahl Amt?
    Hatten die eine Filiale in Wien?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils.

    Das ist auch eine Frage, die ich mir gestellt hatte. Einen Absender konnte ich nicht feststellen, deshalb hatte ich den gleichen Gedanken wie du.

    Das einzige was ich bisher heraus gefunden habe ist folgendes:

    17. Jahrhundert: Das Haus Schwarzenberg verlagerte denSchwerpunkt seiner Herrschaft nach Wien und Böhmen, das Schloss blieb jedoch
    bis 1806 Sitz der Regierung und Verwaltung
    der reichsunmittelbaren fürstlichenGrafschaft Schwarzenberg.

    Ich schaue mal, ob ich da noch etwas heraus finden kann.

    Im Anhang ist noch ein Teil des Inhaltes. Vielleicht untermauert dieser deine Frage noch.


    Viele Grüße
    kreuzerjäger

  • Hallo,
    ich habe hier einen Brief von Augsburg nach Innichen, b. Innspruck wie der Zusatz auf dem Brief schreibt.

    Wahrscheinlich nichts Besonderes, aber hat mich dann doch stutzig gemacht: in rot wurde 14 angegeben, aber nach dem Namen Mayr ist da ein "Zeichen" doppelt unterstrichen. Ich dachte anfangs es gehoere zum Namen, aber beim zweitenmal hinsehen meine ich eine 10/6 zu lesen.
    Gehe ich richtig in dieser Annahme? Waere es zu interpretieren mit 10Kr bis Grenze und dann 6 bis Innichen ... wobei die rote Kreide ja nur 14 angibt...

    Vielen Dank
    Andreas

  • Hallo Andreas,

    dein Brief ist ganz gewöhnlich: 6x Franko bis zur Grenze und ab da 14x CM bis zum Empfänger. Damals gab es noch den Grenzfrankozwang zu Österreich.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Andreas,

    jetzt verstehe ich, was du meinst ...

    "Wb" = Wittib = heute heißt das Wittwe. Das Geschäft wurde wohl nach dem Tode des Mannes von seiner Witwe weiter geführt, daher diese Ligatur.

    Mit einer postalischen Taxe hatte das nichts zu tun.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Andreas,

    zu alten Taxiszeiten (das lief noch bis ins frühe 19. Jahrhundert) wurde die Taxe "10" wie ein "W" bzw. "w" geschrieben und oft interpretiert. In aller Regel mit Rötel vermerkt - vermutlich hast du es damit verwechselt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    jetzt kann ich auch endlich mal etwas aus der Heimatsammlung hier zeigen: Dienstbrief aus Erding (Briefstempel des Königlichen Landgerichts ERDING: vom 7. Juni 1826 nach Petschau in Böhmen, leider ohne Inhalt, aber mit Datumsvermerken auf den Seitenklappen (die besagen, dass er seinen Adressaten am 15. Juni erreichte). Bis zur bayerischen Grenze lief er portofrei, ab da mit 28 Kreuzern CM Porto belastet bis zum Zielort im Ellbogener Kreis.

    Ein Punkt, der mich bei den österreichischen Portoberechnungen immer irritiert, ist die Tatsache, dass der Tarif zwar nach durchlaufenen Poststationen berechnet wurde, man aber nie genau weiß, welche das sind. Ich vermute bei diesem Brief, dass es über zwölf für einen bis einlötigen Brief waren.

    Viele Grüße aus Erding!

    P.S. Um diesen Brief zu bekommen, musste ich ein ganzes Konvolut kaufen. Es gibt aber Ärgeres, vor allem, wenn das Konvolut noch ein, zwei hübsche Sachen beinhaltet.

  • ... einen hab ich noch:

    Eingeschriebener Frankobrief (Couvert!) der österreichischen Gesandtschaft in München nach Petschau in Böhmen, frankiert mit 20 Kreuzern bis zur Grenze (plus 4 Kreuzer Einschreibgebühr bar für den Schein), ab Grenze mit 36 Kr. CM nach dem Briefposttarif vom 1. Juni 1817 taxiert. Ist es jetzt 1827 oder 1837?

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    cum grano salis 1827, weil der Bogen für eine 3 etwas zu sehr geschwungen ist ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Brief (Hülle) vom Kgl. bayer. Landgericht Wolfstein mit Vermerk: crim. = Criminala, nach Krumau in Böhmen
    (Österreich). Stempel R.4.FREIUNG (Freyung) und KAMM (Cham). In Bayern gebührenfrei belassen.
    In Österreich mit 24 Kreuzer C.M. Porto belastet. Ankunftsvermerk vom 30. September 1829.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Wolfgang,

    ein wunderschöner Brief - aber ich kenne Hunderte Chargébriefe an diese Adresse, aber es gibt ja auch Zehntausende, von daher sind sie schon etwas Besonderes.

    Der Absender zahlte 18x bis zur Grenze, der Empfänger 28x CM in Wien (2. Gewicht, in Bayern Faktor 1,5, in Österreich Faktor 2).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.