• Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für deine Bemühungen. Ohne die entsprechenden Verordnungen sind derartige Briefe fast nicht zu knacken.
    Ich hätte noch eine Frage und zwar die blaue 68 wurde wohl schon in Deutschland im zuständigen Paketschlussamt angeschrieben?

  • Hallo liball,

    ja, die Schweiz hat ja regelmäßig mit Rötel das Porto notiert und wurde so nett darauf hingewiesen, was sie dem Reich zu vergüten hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    nur damit der Brief nicht von unseren Russland - Experten übersehen wird, hier der 2. Thread, in dem ich ihn zeige.

    Der Brief eines Freundes bereitet hinsichtlich der Lesbarkeit und gebührentechnischen Abwicklung Probleme - aber da wir hier Kenner der Materie haben, habe ich die Hoffnung, dass wir ihn knacken können.

    Ein Vollhumorist gab ein Ganzsachenkuvert über 10 Rappen (3 Kreuzer, 3/4 Silbergroschen) in Schafisheim zur Post, vermerkte jedoch als Destination Moskau in Russland. Am 9.1.1870, zuvor und danach, hätten die lumpigen 10 Rappen natürlich niemals für einen Brief nach Russland ausgereicht.

    Jedoch - die Schweizer Post schickte ihn auf die Reise. Siegelseitig notierte (wer?) 3/4 Sgr. Weiterfranko und 1 1/4 aP (ausländisches Porto?).

    Ich meine mich erinnern zu können, dass der Wertstempel komplett dem Weiterfranko angerechnet werden musste, womit die Schweiz ihre 10 Rappen komplett vergüten musste und nichts behielt. Aber das ist nicht sicher.

    Leider kann ich die Taxe mittig vorn nicht lesen. Hat jemand bessere Augen und weiß mehr?

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier habe ich noch einen Brief aus St. Petersburg nach Basel von 1841.

    Der Brief enthielt "Offene Einlagen", diese Angabe diente zur Zeit des 1.PV zwischen Preußen und Russland nur dazu, einen höheren Portosatz zu vermeiden, der bei versiegelten Einlagen angefallen wäre. Des weiteren weist er die Angabe "p(er) Dampfboot" auf, so dass hier von einer Leitung via Kronstadt-Lübeck möglich ist. Dies scheint gut möglich zu sein, da er nur einen preußischen Stempel von Berlin aufweist.
    Rückseitig wurden 61 1/2 pr. Groschen als Weiterfranko an Preußen notiert, die bis nach Bayern reichten. Des weiteren sieht man den badischen "OP"-Stempel für Portobriefe. Für den Einzeltransit durch Baden wurden anscheinend 12 Kr. notiert.
    Was erhielt Bayern? Was musste der Empfänger in Basel insgesamt bezahlen? Die Zahlen erscheinen mir nicht ganz stimmig.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    feines Stück! Für mich sieht es so aus, als ob Bayern von Preußen intern abgefunden worden wäre, weil die 12x nur für Baden sein können.

    Basel Stadt hat zu den 12x für Baden 4x addiert - demnach müsste er über 1/2 bis 1 Loth schwer gewesen sein. Manchmal hat Basel in Rötel (immer in Rötel) das fremde Porto wiederholt, warum auch immer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    zu deinem Brief habe ich eine etwas andere Meinung.
    Das russische Weiterfranko von 61 1/2 Pr.Gr. reichte bis zur badisch/schweizerischen Grenze. Eine Teilfrankatur bis zur bayerischen Grenze macht meines Erachtens hier keinen Sinn, da dieser Brief nur mittelbar mit Bayern etwas zu tun hat. Er wurde mit dem direkten Paketschluss Berlin-Karlsruhe im stillen Transit durch Bayern befördert. Hierfür erhielt Bayern eine pauschale Vergütung von 10 Kr. pro Loth. Baden erhielt von Preußen ein Weiterfranko von 12 Kr.
    In Baden wurde der Brief falsch behandelt, in dem der OP-Stempel abgeschlagen wurde, der nur auf Portobriefen zu verwenden war. Daher musste der Empfänger insgesamt 16 Kr. anstatt nur 4 Kr. bezahlen (2. Gewichtsstufe in Basel).
    Ich hänge einen Brief aus St. Petersburg, ebenfalls aus dem Jahr 1841, an, der in Baden richtig behandelt wurde. Auf der Rückseite steht wieder das russische Weiterfranko von 61 1/2 Pr.Gr.

    Grüße von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,

    Du hast recht, ich hätte erst mal in meinen Beständen nachschauen sollen. Habe mich da durch die Taxierungen irritieren lassen. Die Frankierung galt bis zur badisch-schweizerischen Grenze.
    Durch die falsche Stempelung in Baden mit dem "OP"-Stempel erhielt Baden noch 12 Kr. extra.

    Gruß
    Michael

  • Hallo,

    viele Briefe aus Russland, die über den Bodensee gelaufen sind, wird es wahrscheinlich nicht geben.
    Für diesen Frankobrief aus Moskau vom 17.3.1849 bezahlte der Absender 50 Kopeken, die meist wie auch hier nicht angeschrieben wurden. In Moskau wurde FRANCO gestempelt und das Weiterfranko von 13 Sgr. angeschrieben. Hierin enthalten war der preußische Transit von 6 Sgr. und das fremde Porto von 7 Sgr.
    Nachdem Preußen die Briefe in den Kanton Glarus an Bayern übergab, erhielt Bayern ein Weiterfranko von 24 Kr. Über Augsburg lief der Brief nach Lindau. Dort wurde er per Dampfbootverbindung über den Bodensee nach Rorschach spediert.
    Vom Weiterfranko von 24 Kr. behielt Bayern für seinen Transit 16 Kr. sowie 2 Kr. für die Schiffspostbeförderung. Der Restbetrag von 6 Kr. ging an die Kantone St. Gallen und Glarus.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    mir fallen spontan 2 Sammlungen ein, in die er besser passen würde, als in deine:

    Meine am Vormittag und meine am Nachmittag. :thumbup:

    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Granate - wo du diese Rosinen immer alle herholst?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    dieser Portobrief wurde am 27.9.1851 in Moskau geschrieben. Russland forderte bis zur preußischen Grenze 10 Kopeken = 3 1/4 Sgr. Mit dem Postvereinsanteil von 3 Sgr. ergaben sich bis zur Ausgangsgrenze des Postvereins somit 6 1/4 Sgr. = 21 Kr.
    Obwohl Baden zum 1.5.1851 dem Postverein beitrat, wurden dort für den Transit immer noch 12 Kr. angesetzt.
    Zu diesen 33 Kr. kamen in der Schweiz weitere 8 Kr. (über 40 Wegstunden) hinzu. Diese 41 Kr. wurden in Genf in 16 Decimes reduziert.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ein herrlicher Brief - aber das Jahr 1851 ist eh das postgeschichtlich mit weitem Abstand interessanteste in Mitteleuropa. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    nun ein Frankobrief aus St. Petersburg vom 17.9.1851 in die Schweiz. Hier wird deutlich, dass bei Frankobriefen bis zum Inkrafttreten des neuen Postvertrages 1852 Preußen der große Profiteur war.
    Russland vergütete gemäß dem Vertrag von 1843 i.V.m. der Portomoderation 1845 13 Sgr. an Preußen. Hiervon gab Preußen jedoch nur 4 Kr. Weiterfranko an Baden weiter. Während bei einem Portobrief wie bei Nr. 91 gezeigt, nur 3 Sgr. an Preußen gingen, waren es bei einem Frankobrief fast 12 Sgr.
    Baden ging jedoch leer aus, und musste das Weiterfranko komplett an die Schweiz weitergeben.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    dafür bekam Baden beim Rückbrief 9 Kr. (3 Sgr.) von der CH als Vereinsaufgabepost vergütet und Preußen bekam nichts ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    bei Briefen aus Polen wurde des Öfteren mit Rötel eine "3" auf die Vorderseite geschrieben. So auch bei diesem Portobrief aus Warschau nach Wohlen vom 3.5.1864.
    Mich würde interessieren, wer hat diese "3" angeschrieben.
    Die Forderung gegenüber der Schweiz mit 20 Kr. dürfte Preußen angeschrieben haben. Das Gesamtporto in der Schweiz lag bei 80 Rappen. Russland hatte eine Forderung von 3 Sgr., ebenso der Postverein. Es kann also nur von Russland oder Preußen angeschrieben worden sein. Nachdem die "3" mit blauer Farbe durchgestrichen wurde, müsste er von Russland notiert worden sein?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ich stimme dir nicht ganz zu, sähe aber erst gerne die Siegelseite ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Karl,

    danke sehr - immer benötigt bei Vielländerbriefen ...

    Polen notierte 3 Sgr., die sie von Preussen erstattet bekommen wollte. Preussen behandelte den Brief gebührenmässig gar nicht.

    Badens Bahnpost bekam ihn via FFM - Darmstadt zugeleitet und strich erst einmal die 3 Sgr. von Polen vorn, um hinten 3 Sgr. für Preussen als Vereinsaufgabepost und vorne 20 Kreuzer Grenzporto zu notieren.

    Die Differenz von 20 Kreuzern und 80 Rappen waren gut 4 Kreuzer, die die Schweiz bekam und dabei gut abschnitt, weil hier ein Zielort im 10 Meilen Cordon lag.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Ausführungen.
    Ich dachte immer, die Aufgabepost im Postverein, und dies war in diesem Fall das preußische Eisenbahnpostamt Nr. 11, nimmt die Taxierungen für den Postverein vor.
    Ich habe nochmals einen fast identischen Brief aus dem Jahr 1856 angehängt. Im Gegensatz zu vorigem Brief wurde zusätzlich eine "6" angeschrieben. Dies war die Gesamtforderung des Postvereins gegenüber der Schweiz. Auf diesem Brief befindet sich jedoch kein badischer Bahnpoststempel, sondern nur ein preußischer Bahnpoststempel. Durch Baden dürfte jedoch auch dieser Brief gelaufen sein. Wer hat nun in diesem Fall die "20" angeschrieben?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    richtig - bei Auslandsbriefen stand der 1. Post im Postverein das vereinsländische Porto bzw. Franko zu.
    Richtig - diese "Vereinsaufgabepost" kassierte/taxierte i. d. R. für die vereinsländische Wegstrecke.

    Aber nicht immer ...

    Da ging es a) um den Eingang aus Polen und b) um die Verrechnung mit der Schweiz.

    a) konnte nur Preussen machen und b) nur Baden. Daher die Delegation der manuellen Tätigkeiten auf dem Brief selbst von Preussen an Baden.

    Dein jetziger Brief ist auch über Baden gelaufen - aber a) entweder hat man keine Zeit gehabt, ihn zu stempeln, oder man hat ihn b) in einen geschhlossenen Briefbeutel mit 20 Kreuzern taxiert gelegt. Letzteres würde aber bedeuten, dass Preussen mit der Schweiz direkt (also unter Umgehung aller anderen Vereinsposten, die zwischengeschaltet hätten werden können) kartiert und verrechnet hätte. Das gab es m. E. erst zum 1.7.1867.

    Ich denke also eher, dass a) stimmt und die badische Bahnpost in blauer Tinte hier tätig war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.