GB - Schweiz über Deutschland in den Kanton Bern

  • Nach längerer Abwesenheit vom Forum :rolleyes: möchte ich ein paar Briefe zum Postverkehr von Großbritannien in die Kantone der Schweiz bis 1849 zeigen. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich hier herzlich wenig und davon auch nur die Hälfte. So bitte ich um eure Hilfe.

    Brief vom 9.5.1824 von Leeds nach Neuveville im Kanton Bern in der Schweiz.
    Die britische Seite ist recht einfach:
    Mileage Mark von LEEDS / 196 (Meilen) bis London=> Für die Strecke Leeds - London fiel das Inlandsporto nach dem Tarif 1812 von 11d von 170 bis 230 Meilen abzüglich einer Reduktion von 2d an = 9d.
    In London erhielt der Brief rückseitig den Stempel des Foreign Office.
    Seit Jan 1817 wurde der einfache Brief London - Schweiz über Frankreich mit einem Blatt bis 1 oz (28,35g) mit 1s11p bis nach Calais bezahlt. Irgendwann zwischen 1817 und 1828 (diese Daten sind durch Quellen gestützt) reduzierte sich diese Rate auf 1s8d. Mein frühester Brief mit sicherem Laufweg über Frankreich und dieser Taxe datiert vom 29.6.1826. Unser Brief zeigt jedoch eine Taxierung von 1s8d (9d + 1s8d = 29d =2sh 5d). Britische Quellen von 1815 benennen die Foreign Rate nach Italien und der Schweiz über Ostende genau mit jenen 1s8d => und aus dem fehlenden Stempel ANGLETERRE schließe ich, dass dieser Brief über Ostende gelaufen ist.

    1. Frage: Welchen Weg nahm der Brief?
    Ostende (?) => ? => Preußen (?) => ? => ? => Bern

    2. Frage: Welche Taxe kann man welcher Postverwaltung zuordnen?
    Rückseite: 4
    Vorderseite:
    2sh 5d = britische Taxe s.o.

    29 (?) = ?
    10 1/2 = eventuell preußische gGr
    4 (ß) groß = ?
    62 = Kreuzer bei der Berner Fischerpost

    3. Frage: Gibt es Aussagen oder Quellen zur Höhe der Taxen bzw. der Portoanteile?

    Vielen Dank für jede Hilfe und herzliche Grüße
    Rudolfo

    P.S. Inzwischen habe ich einen Brief gefunden, der am 2.6.1823 mit Sicherheit über Frankreich in die Schweiz lief und eine Foreign Rate von 1d8d aufweist. Damit ist mein Argument für den Leitweg Deutschland über die Taxe hinfällig geworden. Trotzdem fehlt noch immer der Stempel oder der Vermerk für den Leitweg Frankreich.
    Meine Fragen bleiben dennoch.

  • Lieber Rudolfo,

    die Taxgebühren dieser Länder fallen nicht direkt in mein Sammelgebiet, trotzdem möchte ich kurz etwas zum britischen Tarif sagen und bitte um Richtigstellung sollte ich etwas falsch interpretiert haben.

    Nach dem Buch “For the Port & Carriage of Letters” by David Robinson ergeben sich für das britische Franko in die Schweiz folgende Gebühren:
    1) via Frankreich (Tarif von 1812 bis 1836): 1sh / 11d (single) + Inlandsgebühr von 1801, von und nach London
    2) via Deutschland und die "Low Countries" (Tarif von 1812 bis 1840): 1sh / 8d (single) + Inlandsgebühr von 1801, von und nach London

    Die 2sh / 5 d ließen sich dann so erklären:
    - Leeds-London (Tarif von 1801, 170 bis 230 Meilen) = 9d
    - London-Deutschland/"Low Countries" = 1sh / 8d = 20d
    Summe: 29d = 2sh / 5d

    Beste Grüße,
    André

  • Lieber André,

    vielen Dank für deinen Input.

    In der Literatur wird die britische Foreign Rate über Frankreich tatsächlich mit 1sh11d bis mindestens bis 1840 genannt.
    Ich habe dies an dem von dir genannten "The Edinburgh almanack, or Universal Scots and imperial register" (https://catalog.hathitrust.org/Record/008691662) stichprobenartig bis 1840 überprüft. Immer wird dort 2s10d von Edinburgh bis Switzerland genannt, was der Foreign Rate von 1sh11d entspricht.

    Seit 1823 zeigt das gesamte mir vorliegende Briefmaterial jedoch eine Foreign Rate von 1sh8d.

    Mir fällt kein Lösungsansatz ein - mache ich einen Denkfehler? ?(

    Herzlich Grüße
    Rudolfo