Hallo in die Runde,
ich hoffe, dass ich keinen falschen Zungenschlag in die Diskussion einbringe, aber ich möchte einiges hier richtig stellen. Auch wenn mir nur Sekundärliteratur zur Verfügung steht, ist folgendes festzustellen:
ad 1) der ersten Brief wurde in Wien beim Filialamt Wieden aufgegeben. Es handelt sich um ein, aus dem Stempel zu ersehendes Filialamt (eines von fünf Filialämtern) der Stadtpost in Wien. Die Stempel der Stadtpost durften NUR auf der Briefrückseite abgeschlagen werden. Der Brief wurde dann der „großen“ sprich Staatspost übergeben, daher der rote „Wien“ – Stempel in Kursiv.
ad 2) Der vom Absender bezahlte Portoanteil wurde IMMER auf der Briefrückseite notiert, hier ist die Regel (zumindest in Österreich): bezahlte Taxe auf der Briefrückseite mit vorderseitigem Tintenkreuz, bzw. einem Schrägstrich bei Bezahlung bis zur Grenze oder bei früher möglichen sog. 1/2 franko Briefen, bei denen sich Absender und Empfänger das Porto teilten oder eine Partei Portofreiheit genoss. Bei unfreien Briefen natürlich auf der Vorderseite.
ad 3) Es gibt von Herrn Hubert Jungwirth einen kleinen Artikel zu dem Thema, den ich wie folgt zitieren möchte:
Die Schweiz war bis 1.10.1849 kein einheitliches Postgebiet, sondern bestand aus bis zu 15 kanto­nalen Postgebieten mit eigenen Tarifen. Die Folge waren ebenfalls untereinander geschriebene Taxen. Allerdings waren diese nicht zusammenzuzählen, weil die höchste Zahl bereits die gesamte Gebühr anzeigte und die kleineren nur den Gebührenanteil anderer Kantone.
Beispiel: Auf diesem einfachen Brief von Wien nach Wohlen vom 23.8.1831 wurden auf der Vorderseite (rechts unten) mit Rötel als Grenzfranko bis Bregenz 14x CM. angeschrieben, die der Absen­der bezahlt hat.
Der Brief lief im geschlossenen Paket bis Zürich, Dort wurden mit roter Tinte 6x für den „Transit" durch den Kanton St. Gallen an­geschrieben, dann die 10x für die Strecke Zürich-Wohlen ergänzt und unter dem Bruchstrich das gesamte Porto von 16x rh. für den Empfänger taxiert.
Dazu wurde folgender Brief und die Graphik veröffentlicht.
In einem zweiten Beitrag zeige ich noch zwei Belege aus meinem Bestand
Mit vielen Grüßen
Ottakring