Sardinien - Österreich

  • Hallo zusammen,

    Brief aus Alexandria im Kgr.Sardinien (aus dem Inhalt ersichtlich) 1855 an die bekannte Adresse Voith in Steyr.

    Der Brief trägt keinen Stempel von Alexandria nur den S.1 (1.sardischer Rayon). Ein Versehen? und wo wurde dieser Stempel abgeschlagen?

    Rückseitig erkenne ich den Novara-Stempel dem Grenzpostamt von Sardinien zu Österreich-Lombardei. Dann wahrscheinlich über Mailand, Gardasee, Bozen nach Innsbruck. Den anderen österreichischen Stempel kann ich nicht bestimmen.

    LG
    Christian

  • Liebe Freunde,

    ich stelle diesen Brief, den mir PF zuschlug, zwei Mal ein: 1. Sardinien - Bayern und 2. Sardinien - Österreich, weil er 1. erst mal nach dorthin lief (Pfalz) und er 2. aber nach Österreich gehörte.

    Wer Lust hat, die Stempeldaten zu vergleichen, darf das gerne tun: Transit via Schweiz, Retour, dann korrekt nach Österreich. Viel Arbeit für einen Portobrief aus Vercelli (Kgr. Sardinien) vom 19.3.1858 nach Steyr in Österreich, der erst nach Speyer in die Rheinpfalz spediert wurde. Die Siegelseite habe ich 2mal eingescannt, damit ihr alle Stempel möglichst aufrecht sehen könnt.

    Wer sich an den Taxen versuchen will, ist hierzu gerne eingeladen.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    das ist ja mal wieder ein beeindruckendes Stück!
    Da freut man sich, wie ordentlich die verschiedenen Postbeamten ihre Stempel verwendet haben.

    Glückwunsch dazu!

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    danke - das wars mir wert (Sardinien - Schweiz - Baden - Bayern - Baden - Württemberg - Bayern - Österreich findet man ja nicht jeden Tag, noch dazu, wie gesagt, mit allen Stempeln hinten, die man sich erträumen kann). Danke PF für diese Granate!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    8o mehr Stempel geht wohl nicht, toller Brief, Glückwunsch.

    Zu den Taxen...ich sehe die 12 (9x PV, 3x Schweiz) und die 21 wg.Sardinien, zahlte der Empfänger die rote 20 Neukreuzer in Österreich? Für weiteres müsste man nachlesen.

    LG
    Christian

  • Hallo Christian,

    doch, noch mehr geht schon (glaube 24 verschiedene Stempel hinten habe ich mal gesehen, aber 13 ist schon recht viel, da hast du natürlich Recht, zumal man sie alle lesen kann).

    Taxen:

    DS 20 Centesimi = 6 Kreuzer rheinisch für Sardinien bis 10g von Vercelli über Turin bis zur Schweizergrenze.
    6 Kreuzer rheinisch für den offenen Transit durch die Schweiz bis Basel.
    9 Kreuzer rheinisch für Baden als Vereinsaufgabepost von Efringen bis Mannheim = 21 Kreuzer rheinisch total.
    Nichts für Bayern ab Ludwigshafen bis Speyer. Vermerk unten von Speyer in blauer Tinte: "In Speyer bayerische Pfalz nicht zu erfragen". Daher dort entlastet und Baden belastet.
    Retour von Speyer über Ludwigshafen nach Mannheim, dann per Bahnpost nach Heidelberg.
    Weiter über die württembergische Bahnpost bis Ulm (Grenze Württemberg - Bayern).
    Durch ganz Bayern im geschlossenen Transit nach Innsbruck. Dort als Brief mit 12 Kreuzer Conventionsmünze (Umstellung auf Neukreuzer erst zum 1.11.1858, der Brief ist ja früher!) belastet über Bayern (Berchtesgadener Land wieder im geschlossenen Transit) nach Linz und endlich nach Steyr.

    Schon eine kleine Odyssee. Sardinien wegen ÖIPV nur noch 3 Kreuzer Conventionsmünze, statt 6 Kreuzer rheinisch, wenn es nach Bayern gegangen wäre - hat man ja auch nicht jeden Tag, dass DÖPV und ÖIPV auf einem Brief in Konkurrenz traten und andere Gebührenstrukturen nach sich zogen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Wie Ralphs Brief im Post zwei lief dieser Brief von Vercelli nach Steyr in 1858. Und fast gleicher Weg ausser die Fehlleitung über Speyer. Wenn ich der Brief gekauft habe, habe ich geglaubt dass der Leitweg über Schweiz nach Österreich wegen Unruhen zwischen Piemonte-Sardinien und Österreich gewählt war. Aber Ralphs Brief ist schon in März gelaufen. Was es schon so früh politisch bedingte Leitungen? Oder war der Laufweg öfters so gewählt?

    Mein Brief ist 8. Juni 1858 geschickt.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    toller Brief! :P:P

    Ich denke, dass Sardinien die Briefe abschickte, wie man sie wollte. Die Mehrheit aus dieser Zeit in den DÖPV lief über die Schweiz, an die man ja grenzte. Österreich hatte kein gutes Eisenbahnnetz, so dass man immer in Richtung "schneller" argumentieren konnte. Außerdem war das innenverhältnis Sardinien - Österreich nicht besonders gut, so dass man auch auf dieser Schiene argumentieren könnte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Danke für die Antwort. Es war mir neu dass die Briefe nach Österreich öfters über Schweiz geleitet waren, wenn ich es richtig verstanden habe. Es heisst dann wohl auch immer mehr parallel zu dem Bahnausbau und benutzbaren Schienennetz.
    Interessant wäre es auch zu erklären warum hier über Basel und nicht über zB Bregenz/Lindau was auch in 1858 kein Problem wäre. Nur kenne ich die Bahnstrecken in Schweiz so dass ich es schlecht beurteilen kann.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ja, das hast du richtig verstanden.

    Über Lindau hätte er auch laufen können, auch über Friedrichshafen (Württemberg) wäre möglich gewesen. Aber wenn man beim Eingang in der Schweiz nichts nach/via Bayern bzw. Württemberg hatte, leitete man ihn halt nach Basel via Baden, von wo aus der auch nur mit der Bahnpost geleitet werden konnte und Badens Postkasse tat das gut ... oder man hat auch zuerst Speyer gelesen und später Steyr erkannt, das würde ich auch nicht völlig ausschließen, weil es da mehrere Briefe gibt, die diese Verwechselung zeigen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    oder man hat auch zuerst Speyer gelesen und später Steyr erkannt, das würde ich auch nicht völlig ausschließen, weil es da mehrere Briefe gibt, die diese Verwechselung zeigen.

    Hallo Ralph

    Ja, so etwas war auch mal in meinem Kopf nachdem ich deinen Brief gesehen habe.
    Es bleibt eine Hypothese aber eine Theorie davon zu bauen wird schwierig. Ich soll auf jeden Fall die Augen offen halten wenn es um der Leitweg Sardinien-Österreich geht.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Ich habe noch eine Frage zu diese zwei Briefe.
    Beiden haben eine rückseitigen Stempel von Novara. Über wo sind die Briefe nach Basel geschickt?
    Ich habe etwas geblättert, mein Literatur nicht besonders gut, und es scheint dass die meisten Briefe von Sardinien nach Süd-Deutschland über Milano gelaufen war. Um Österreich zu vermeiden, wenn das ein Ziel war, fällt dieser Laufweg weg.
    Was war denn am plausibelsten?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ob Novara eine Weichenfunktion hatte (nördlich via Schweiz, östlich via Österreich - Milano), kann ich nicht sagen. Möglich wäre es, aber ich habe zu wenig Briefe gesehen, um das beantworten zu können und Primärliteratur hierüber habe ich leider auch nicht.

    Über welchen Alpenpass die Briefe die CH instradierten, kann ich auch nicht sagen. Da ich ja primär Bayern mit Incoming Mail sammle, es aber nicht so viele Briefe aus Sardinien in den 1850er Jahren gibt, ist die Beleglage eher dürftig.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    meine 1. Antwort war:

    Zitat

    Ich denke, dass Sardinien die Briefe abschickte, wie man sie wollte. Die Mehrheit aus dieser Zeit in den DÖPV lief über die Schweiz, an die man ja grenzte. Österreich hatte kein gutes Eisenbahnnetz, so dass man immer in Richtung "schneller" argumentieren konnte. Außerdem war das innenverhältnis Sardinien - Österreich nicht besonders gut, so dass man auch auf dieser Schiene argumentieren könnte ...

    Dann verstehe ich deine erste Antwort nicht so ganz richtig.
    Wenn ohne Primärliteratur und wenige Belege kann man es halt nicht richtig beurteilen ob diese Briefe in 1858 "richtig" geleitet waren oder ob es hier eine Ausnahme war.

    Tja, dann habe ich es offensichtlich nicht richtig beurteilt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    in der Schweiz war der Bau der Eisenbahnen sehr früh weit gediehen. In Deutschland waren die Strecken Lindau - München, weiter nach Salzburg und in Richtung Steyr nach meinen Informationen bereits 1857 durchgehend befahrbar. Wie es im Jahr 1858 zwischen Turin und Triest aussah konnte ich nicht finden. Allerdings war diese Strecke bereits 1861 fertiggestellt. Außer in Oberitalien war Situation im Rest Italiens, wie bereits von Ralph bemerkt, allerdings sehr schlecht.

    beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter

    Die Strecken Milano-Venezia und Triest-Wien waren beide in 1857 geöffnet. So die Strecke per Pferd wäre auch nicht sehr lang. Die Leitung über Basel war dann wohl nicht so viel schneller. Bin nicht so sicher ob die Geschwindigkeit hier das wichtigste war, aber dazu zu beurteilen brauche wir wohl mehr Quellen.

    Danke für die Antwort.

    Viele Grüsse
    Nils