Die Briefraritäten unter den Mühlradstempeln

  • Liebe Freunde,

    diese Rubrik hat (mir) noch gefehlt bei den Mühlrädern. Hier bitte ich nur diese Stempel bzw. Briefe zeigen zu wollen, die WIRKLICH selten sind, also nicht die bekannten Katalogpreisgranaten, die es jedes Quartal zu kaufen gibt, sondern auch die mal vorzustellen, die mit lächerlichen 50 oder 60 Euro im Katalog stehen, aber die nur alle 10 oder 20 Jahre angeboten werden, bzw. die großen Knüller, die eh keiner hat und die sich kaum ein Sammler überhaupt leisten kann.

    Bei der letzten Köhler - Auktion ist es einem lieben Freund gelungen, seinen Traumbrief, dem er seit Jahrzehnten anhängt, endlich kaufen zu können. Er zeigt einen Dreierstreifen der Nr. 14 aus Rodalben in der Pfalz bei Pirmasens mit dem offenen Mühlradstempel 912 vom 1.2.1869 nach Würzburg, wie er kaum schöner sein könnte. Über Kaiserslautern ging es in die unterfränkische Metropole.

    Der 912er Stempel ist schon lose kaum bekannt - ein so schöner Brief ist wohl das Beste, was man sich als Pfälzer Sammler wünschen kann, jedenfalls weitaus attraktiver als die "Krone" aller Mühlradstempelbriefe 920 aus Dirmstein, den es nur mit Einzelfrankaturen gibt und der nicht seltener ist, als der 912er.

    Mein Freund und ich haben uns sehr gefreut, dass dieses Traumstück endlich in sein Album gewandert ist und wir hoffen, es gefällt euch so gut wie uns.

  • Lieber Ralph,

    vielen Dank, dass du uns hier diesem Traumbrief vorstellst. Gut, dass hier in der Vergangenheit niemand die Marken abgelöst hat.
    Tolles Stück!
    Beste Glückwünsche an den neuen Eigentümer!

    Österliche Grüße
    Der Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,

    vielen Dank - gebe ich gerne weiter (bleibt ja alles in unserer ARGE). :)

    Ja, so viel schöner und aussagekräftiger, als wenn nur 3 lose Marken da wären ...

    Von den wirklich seltenen Nummernstempeln gibt es fast nur Einzelfrankaturen, da ist dieser hier die ganz große Ausnahme und das muss man halt auch leider bezahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    man kann deinem Freund zu diesem wunderschönen Stück nur gratulieren. Ob es noch einen vergleichbaren Brief mit diesem sehr seltenen Nummern-Stempel gibt? Ich möchte es bezweifeln. Den Zuschlag möchte ich nach einem Blick auf die Bewertung als moderat bezeichnen.

    einen schönes Osterfest wünscht

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    vielen Dank und frohe Ostern zurück!

    Bei anderen AD - Postgebieten würde solch ein Brief 5stellig kosten und der Bruttopreis würde nicht mit einer 1 anfangen. Aber die Zahl der Mühlradstempelsammler ist m. E. stark rückläufig und einen Gegentrend kann ich nicht ausmachen. Vor 15 - 20 Jahren hätte man locker das Dreifache zahlen müssen (konnte es damals aber nicht), aber heute gings und wenn man sich Jugendlieben kaufen kann, sollte man es tun, solange man seinen Lebensstandard nicht nach Süden dafür fahren muss.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.



  • Der 912er Stempel ist schon lose kaum bekannt ...
    Aber die Zahl der Mühlradstempelsammler ist m. E. stark rückläufig ... bayern klassisch

    Das zeigt auch das Los 2923 - "912" RODALBEN - klar und komplett abgeschlagen - als unverkauft -bei Ausruf 1.200,- . Es steht mir nicht zu hier was zu sagen, da ich kein MR-Sammler bin, doch auf der Einzelmarke ist der MR im Gegensatz zu den Marken auf Brief als 912 klar zu lesen. Wenn ich mich hier äußere, dann weil der Brief ursprünglich in "meiner" Stadt gelangt war. Aber schon allein über 5.000,- Kaufpreis würden es unmöglich machen ihn wieder zurück zu holen, abgesehen davon, dass der Brief wohl keine weitere Geschichte erzählt (Inhalt 0 ? ). Aber das ist das Schöne am Sammeln, jeder darf sein eigenes Glück finden.

    Luitpold

  • Lieber Luitpold,

    ich meine, dass kein kompletter Inhalt mehr vorhanden war, nur Fragmente, wie so oft.

    Die Einzelmarke ist sehr gut gestempelt, da hast du Recht, aber für 1,2k € eine nichtssagende Einzelmarke ist natürlich auch so eine Sache ...

    Da war ihm ein Brief doch lieber, auch wenn die Abschläge nicht perfekt sind, aber es gibt wohl kaum einen zweiten und der Dreierstreifen präsentiert sich sehr gut mit dem Zierstempel, von daher fand ich das gerechtfertigt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    für den Mühlradsammler gibt es keine nichtssagenden Einzelmarken.

    Der Mühlradsammler sammelt Mühlradstempel, und diese sollen möglich klar auf einer Marke abgeschlagen sein.

    Ein Mühlradbrief ist besser, dann habe ich gleich noch den Postort im Nebenstempel. Mehr muss es aber nicht sein.

    Briefinhalt oder sonstige Besonderheiten braucht es nicht.

    Die Mühlradrarität von "912" Rodalben ging wohl an einen Heimatsammler. Mit dem Brief hat er sich einen Traum erfüllt.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    so ganz kann ich dir nicht zustimmen - mit Heimatsammler hast du natürlich Recht, aber was soll der Heimatsammler zu einer losen Marke, oder einem kleinen Briefstück mit seinem Heimat - Mühlradstempel sagen? Gerade der Heimatsammler will doch die Geschichte(n) seiner Heimat erzählen und was erzählt mehr, als ein Brief? Selbst wenn dieser keinen (vollen) Inhalt mehr hat - man weiß, von wann das gute Stück ist, an wen der Brief ging, wer ihn geschrieben hat, wie sein Laufweg war, wohin er gerichtet war, wie lange der Postlauf war usw..

    Da es von diesem sehr späten Postort (die späten Postorte waren ja fast ausschließlich in der Pfalz gelegen, das muss ja auch mal gesagt werden) so gut wie keine Briefe gibt, ist das der mit Abstand beste, den es überhaupt gibt.

    Für dich als Qualitätssammler aller Mühlräder ist eine Luxusmarke lose zur Komplettierung natürlich besser - für ihn aber nicht, da war der Brief weitaus attraktiver.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    wir sind uns doch einig. Für den Heimatsammler ist der Brief ein Traum. Ein Heimatsammler wird immer einen Brief bevorzugen.

    Für den Mühlradsammler kann es aber auch die Einzelmarke sein. Er sucht den klaren und sauberen Mühlradstempel und nicht den Brief mit Inhalt.

    Es gibt für den Mühlradsammler keine nichtssagende Einzelmarke.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Da es von diesem sehr späten Postort (die späten Postorte waren ja fast ausschließlich in der Pfalz gelegen, das muss ja auch mal gesagt werden) so gut wie keine Briefe gibt, ist das der mit Abstand beste, den es überhaupt gibt.

    Aus "Bavaria: Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern 1868": Rodalben, Gemeinde, 1508 Einw., 289 Geb. in 4 Orten: Apostelmühle, Petersberg, Rodalben, Staffelhof. Rodalben 1.224 Eiw.

    Frage: wer hat von diesen wohl einen Privatbrief an das 2. Artillerieregiment in Würzburg geschrieben? Es ist also nicht nur der MR sehr selten, sondern auch ein Schreiben überhaupt aus diesem Pfarrdorf nach Würzburg (also sehr ungewöhnlich, rätselhaft). Ein Blick noch auf die Rückseite, wenn erlaubt: der AK Wü-Bahnh. sieht nach 1. Verwendung 1868 aus, was wenn ich jetzt richtig liege auch zum Eröffnungsjahr der Postexpetion in Rodalben passen würde.

    Lieber bayern klassisch,

    sicherlich war es nicht deine Absicht Diskussionen auserhalb des Themas anzustoßen, aber ich sammle eben Geschichten (auch von solchen Briefen die ich nicht besitze :D , weil es einfach Freude macht, mehr über die damalige Zeit und Lebenssituationen zu erfahren. Aber jetzt genug ...

    Luitpold

  • Lieber Luitpold,

    Lieber bayern klassisch,

    sicherlich war es nicht deine Absicht Diskussionen auserhalb des Themas anzustoßen, aber ich sammle eben Geschichten (auch von solchen Briefen die ich nicht besitze :D , weil es einfach Freude macht, mehr über die damalige Zeit und Lebenssituationen zu erfahren. Aber jetzt genug ...

    aber genau deshalb gibt es doch Foren ... damit man nicht nur immer im eigenen Saft schmort.

    Leider lässt sich das nicht mehr klären, aber der Brief kann nur vom Febr. 1869 stammen, da es 1868 noch keine Post dort gab.

    Es wäre ja immerhin möglich, dass Leute von dort in der bayer. Armee dienten und es dadurch Rückfragen verschiedenster Art gegeben hat. Viele andere Möglichkeiten sehe ich im Moment nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    ich finde, daß die Diskussion hier unter dem Titel des Threads richtig ist.

    Die Argumentation von kilke kann man nachvollziehen, aber er sollte bedenken, daß die Bewertung des Stempels auf seiner Seltenheit beruht. Meiner Meinung nach sollte ein Heimatsammler zuschlagen, wenn dieser seltene Stempel angeboten wird. Ich wage zu behaupten, daß mancher Sammler das nächste Angebot auf Brief nicht mehr erleben wird. In mehr als 35 Jahren habe ich den preussischen 1530 meines Heimatortes nur einmal auf Brief angeboten gesehen. Wie lange soll es bei diesen seltenen bayerischen bis zum nächsten Angebot dauern?

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    nicht immer (und das war auch mein Impetus zur Eröffnung dieses Threads) korreliert der Katalogpreis mit der Seltenheit bzw. dem Angebot. Bei Bayern gibt es etliche Briefbewertungen (bei losen Stücken ist eine Zuweisung oft problematisch, von daher lasse ich diese mal ganz weg), die suggerieren, dass man dergleichen Nummernstempel wöchentlich bis höchstens monatlich auf dem Silbertablett serviert bekäme.

    Dem ist aber nicht so - ich kenne viele Sammler, die ihren Ort suchen, oder einen ihrer Orte und Stempel mit 50 oder 80 Euro Zuschlag (auf deutsch: 08/15 Stücke) trotz sehr guter Marktsondierung in 20 oder 30 Jahren nicht einmal gesehen haben, geschweige denn besitzen. Ähnliches gilt für andere Stempeltypen, die ein katalogmäßiges Schattendasein fristen, bis man sie ernsthaft kaufen möchte, 10.000 + X Briefe in Jahren betrachtet und analysiert, um dann nicht einen zu finden, den man sucht.

    Andererseits gibt es "Katalogbomben", die mit recht bis sehr hohen Preiszuschlägen in den Katalogen stehen, die man ein paar Mal im Jahr kaufen könnte und damit meine ich keine Rundläufer, die es bei den üblichen Verdächtigen quartiell an die Oberfläche des Marktes schwemmt, sondern eine bunte Vielfalt.

    Ein guter Katalog ist immer flexibel, geht also auf das Marktangebot ebenso ein, wie auf die erzielten Preise, was dazu führen kann (i. e. sollte), dass seltene Stempel beim Wegfall von Sammlerschichten deutlich günstiger werden, wie es genauso sein kann, dass eher häufige Stempel teurer angesetzt werden müssen, weil eine Sammlergruppe zahlenmäßig zunimmt und gerne höhere Preise als zuvor im Katalog angegeben bewilligt.

    Dergleichen ist bei Bayern aber nicht zu befürchten, da dort, wie so vieles andere auch, in Zement gegossen ist, was jemand mit enstprechender Fachkompetenz und Marktübersicht einmal geschrieben hat - uns sei es 100 Jahre her ...

    Neue Korrespondenzen tauchen auf und Briefe mit Nummernstempeln werden häufiger angeboten, als noch zuvor - der Markt zahlt vlt. nur noch 15 oder 20% einstiger Valuation. Darauf sollte reagiert werden. Aber das findet nicht statt.

    Ein Stempelkatalog sollte nicht alljährlich neu aufgelegt werden - aber Fehlbewertungen, die es seit vielen Jahrzehnten gibt, dürften im 21. Jahrhundert auch mal korrigiert werden, bei Bayern wie bei Preussen oder irgendeinem anderen AD - Land.

    Es wäre schön, wenn du im Ordner Preussen vlt. Beispiele zeigen könntest, wo Katalogwert und reale Häufigkeit weit auseinander klaffen. Ich bin sicher, dass das nicht nur uns beide interessieren dürfte. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.



  • Leider lässt sich das nicht mehr klären, aber der Brief kann nur vom Febr. 1869 stammen, da es 1868 noch keine Post dort gab.

    Es wäre ja immerhin möglich, dass Leute von dort in der bayer. Armee dienten und es dadurch Rückfragen verschiedenster Art gegeben hat. Viele andere Möglichkeiten sehe ich im Moment nicht ...

    Lieber bayern klassisch,

    vielen Dank für deine Kommentare. Dazu

    1) (Die Errichtung neuer Postanstalten in Bayern betr.)
    Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern.

    Vom 1. Oktober lfd. Js. angefangen werden
    In Rodalben, Regierungsbezirk Pfalz, Taxpunkt 2196
    In Lachen, in gleichem Regierunsbezirk, Taxpunkt 2199 und
    In Denkendorf, Regierungsbezirk Mittelfranken, Taxpunkt 2323
    Postexpeditionen in Wirksamkeit treten.
    Zur Entwerthung der Frankomarken wurde
    der Expedition Rodalben der Stempel-Nro. 912
    „ „ Lachen „ „ 913
    „ „ Denkendorf „ „ 914
    zugewiesen.
    Hienach sind die Taxirungsbehelfe und die Controlverzeichnisse über die Markenentwerthungsstempel geeignet zu ergänzen.
    München, den 23. September 1868 - General-Direktion der königlichen Verkehrs-Anstalten - Freiherr von Brück – Posselt.

    Damit stammt der AK Wü-Bahnh. also aus der "Letztzeit" des Doppelringstempels, wo die beiden Außenringe als ein fetter Ring zusammenlaufen.

    Zu 2: Da das Artillerieregiment in Würzburg auch in Germersheim Bataillone stationiert hatte und Pfälzer in Würzburg Dienst taten - warum nicht eine diesbezügliche Korrespondenz? Schade, dass ich einer weiteren Spur nicht folgen kann: wenn es stimmt gab es in Rodalben und der Gegend sowieso viele Schuhmacher. Ob hier einer dieser dem Regiment schrieb?

    Luitpold

  • Lieber Luitpold,

    ganz recht - in Rodalben und noch mehr Pirmasens war damals das (oder zumindest eines der Zentren) Zentrum der deutschen Schuhmacherindustrie.

    Germersheim - Rodalben war schon wieder eine andere Welt, damit muss es nichts zu tun haben. Vlt. hat auch ein Rodalbener den Urlaub von der Truppe etwas verlängern wollen? Wir wissen es leider nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.