• Hallo Ulrich,

    Expressbriefe in den Landbezirk waren immer vom Empfänger einer Postsendung mit seiner für ihn zuständigen Postexpedition auszuhandeln. Waren sich Empfänger, Bote und Abgabepost einig, sehen wir nur die Höhe der Extrabestellgebühr auf den Briefen, wenn diese vom Expressen auf diesem quittiert wurden, weil dieser Brief bzw. Umschlag Eingang in die Kassenabrechnung fand und somit als Quittung diente.

    War dies nicht der Fall, sehen Expressbriefe aus, wie alle anderen auch (vom fehlenden Expressvermerk mal abgesehen).

    Auch als 1847 von der bayer. Post eine Uniformierung des Expressdienstes eingeführt wurde, tat das diesem Procedere keinen Abbruch und es gibt auch danach Briefe, auf denen der Botenlohn explizit aufgeführt wurde, und andere, auf denen gar nichts zu sehen ist und damit meine ich private und dienstliche Schreiben. Alles nicht so einfach ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Alles nicht so einfach ...

    Vielen herzlichen Dank,
    da hilft dann nur Fragen. Ich habe vor Jahren ca. 60 Bayernbriefe "kaufen müssen" um an einige württembergische Fahrpostbriefe nach Bayern zu kommen.
    Jetzt bereite ich die aktuell für unseren Jahrestauschtag auf.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    keine Reichsdienstsache - solche gab es in Bayern gar nicht, sondern eine KDS = Königliche Dienst - Sache mit Cito - Vermerk, vermutlich per Express gelaufen. Da Dienstbriefe mit Cito - Vermerk in Orten mit Postexpedition express befördert wurden, dafür der Expressbote aber nicht gesondert entlohnt wurde, kostete der hier nichts.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • keine Reichsdienstsache

    Sorry - Danke für den Hinweis, habe es geändert!

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Oder ein normaler Express, oder "nur" ein Charge?
    Und wie setzen sich die 8 Kreuzer zusammen?

  • Hallo Ulrich,

    8 Kr. waren das postalische Franko. Dazu 4 Kr. in bar für die Chargierung. Kosten den Boten keine, weil in der Stadt zugestellt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Kosten den Boten keine, weil in der Stadt zugestellt.


    Danke bayern klassisch,
    warum wurden eigentlich Dienstbriefe frankiert, war eine der beiden beteiligten nicht portofrei?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    dergleichen Briefe kenne ich aus den 1820er bis 1860er Jahren und kann dir leider keine Antwort geben. Sie kommen nicht häufig genug vor, um mir ein Urteil bilden zu können und eine Vorschrift kenne ich leider auch nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ulrich,

    schöner hin- und her - Brief! AS = Armen - Sache.

    Jede AS war immer auch eine RS; aber nur ganz wenige RS waren auch AS.

    Diese blauen Cito - Vermerke hielt ich immer für postalisch bzw., wenn in blau unterstrichen, für postalisch. Bis ich mal 2 Briefe aus unterschiedlicher Korrepondenz bekam, bei denen diese Vermerke auf der Vorderseite mit dem gleichen Stift notiert worden waren, wie innen im Text vor der Absendung.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    hier zeige ich ein großformatiges Kuvert aus Neuburg an der Donau vom 3.3.1827 an "Das Hochwürdigste Erzbischlöfliche Consistorium als Metroplitan - Gericht Münhen - Freysing und als in Ehesache Richteramte IIter Instanz in München", welches als Terminsache frey Postschein lief.

    Der Absender bezahlte 20 Kreuzer Franko bis München und 4 Kreuzer für den Postschein. Die Entfernung betrug 72 km, also unter 10 Meilen, so dass wir hier in die Entfernungsgruppe über 6 bis 12 Meilen fallen. Ein einfacher Brief hätte bis 1/2 Loth 4 Kreuzer gekostet, wonach dieser hier wie folgt gewogen und berechnet wurde: 4 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 = 20 Kreuzer = 9. Gewichtsstufe! Er wog also über 4 bis 4,5 Münchener Loth = 70g und 87.5g.

    Oben rechts sehen wir die Reco-Nummern 3 und 49 von Neuburg und München. Ich gehe davon aus, dass er in München als Dienst - Expressbrief sofort zugestellt wurde, was bei einer Terminsache auch Sinn machen würde.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu ein Wertbrief per Expressen aus Kleeberg im Rottal mit Aufgabestempel NEUHAUS am Inn,
    vom 18. Juni 1851, nach Burghausen und von dort mit Expressen nach .... ?
    Umfangreicher Inhalt.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    ganz großes Kino! :P:P

    Mit 22 Gulden Conventionsmünze Wiener Währung

    Ablage zu Burghausen wo die königliche Post Ex-
    pedition ersucht wird, sogleich durch Expressen
    zu bestellen. Gegen Postschein vom 18.6.51.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank.
    Jetzt habe ich auch den Ort gefunden, den der Expreßbote zu gehen hatte:
    Ibm, jetzt Dorfibm, in Österreich, 14 km Luftlinie von Burghausen entfernt.
    Fast alles Wald, daher ein Revierjäger der gräflich Taufkirchner Waldungen in Ibm.
    Darum auch die 22 Gulden C.M. Wiener Währung aus Österreich.

    Dürfte ein einmaliger Beleg sein: "per Expressen von Bayern aus nach einen Ort in Österreich"


    Beste Grüße,
    Hermann

  • Lieber Hermann,

    als Wertbrief - Express kenne ich gar nichts in dieser Art, ein Sensationsstück, herzlichen Glückwunsch zu diesem echten Unikat. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,.

    manchmal muss man schon die Zähne zusammen beißen, um ein bisher nicht belegtes Themenfeld in der Sammlung nachweisen zu können. Da es Expressbriefe allerdings nicht von den Bäumen zu schütteln gibt und man offenbar auch nicht immer ganz sicher sein kann, ob es sich (überhaupt) um einen solchen handelt, kann man da wohl nicht wählerisch sein. Wie zu Beginn des threads erwähnt, soll es eine Reihe von Expressbriefen an den Advocat Neumeyer in Kaiserslautern gegeben haben..
    .
    Anbei haben wir einen solchen Beleg unter Verwendung einer 3-Kr-Ganzsache (Type U1), wobei hier die Expressgebühr in Höhe von 9 Kreuzern vom Empfänger zu erheben war. Die hastig eröffnete Rückseite trägt keinerlei Ankunfsstempel oder sonstige (postalische) Vermerke. Der Gebührenhöhe nach muss die Zustellung zwischen 5 Uhr morgens und 11 Uhr abendes erfolgt sein. In der Nacht wäre es der doppelte Betrag von 18 Kreuzern gewesen, was sicherlich eine Seltenheit sondersgleichen wäre, die mir bislang allerdings noch nie vor Augen gekommen ist.

    .

    Wie ebenfalls zu Beginn des threads zu erfahren ist, wurde die Expressbestellung erstmals mit VO vom Mai 1847 eingeführt, seit Mai 1858 galt zusätzlich noch die Einschreibepflicht, wogegen oftmals verstoßen wurde. Im vorliegenden Fall gab es keine Einschreibepflicht mehr wegen der seit 1868 gültigen neuen Posttransportordnung. Man fragt sich dazu dann auch, was diese, die Sendung noch deutlich weiter verteuernde "Neuregelung" aus dem Jahre 1858 eigentlich für einen Sinn gehabt haben soll.

    Bei nüchtern-objektiver Betrachtung dürfte anzunehmen sein, dass die Post über etwas mehr als 10 Jahre hinweg gewisse Erfahrungen gemacht haben muss, die letztendlich zur Einschreibeverpflichtung geführt hat. In der Postordnung Bayerns aus dem Jahre 1879 gibt es diese Einschreibeverpflichtung nicht mehr...allerdings den Hinweis, dass der Absender, egal ob er oder der Empfänger die Expressgebühr zu tragen hatte, "in jedem Fall für die Berichtigung der Expressgebühr zu haften hat"...wenn er denn (überhaupt) zu ermitteln war.

    Nehmen wir jetzt einmal an, ein Empfänger hätte in der "Nichteinschreibungsphase" die Annahme und die Entrichtung der Expressgebühr verweigert. Dann hätte die Post auf der Retoure wohl oft ein Problem gehabt, da der Absender oft nicht erkennbar war, es sei denn, dieser wäre mit seiner Handschrift amtsbekannt gewesen. Das ist allerdings nicht selbstverständlich. Es hätte also zuerst einmal den recht aufwändigen Weg über die Retourekommission beim zuständigen Oberpostamt geben müssen...wenn allerdings vom Absender (verpflichtend) eingeschrieben wohl eher nicht, oder wie seht Ihr das ?

    .

    Bei dieser Gelegenheit frage ich mich schließlich auch, ob ein Expressbrief, bei dem der Empfänger die Zusatzgebühr zahlen sollte, am Postschalter hat aufgegeben werden müssen, oder mit dem Vermerk "durch Eilbote zu bestellen" auch einfach in den Briefkasten hat geworfen werden können. Nach alledem was mir so geläufig ist, dürfte das Letztere durchaus möglich gewesen sein, oder ?

    .

    + Gruß

    .

    vom Pälzer