Wohin mit diesem Beitrag?

  • Guten Abend,
    wenn ich mit 73 J Sammeln kann und darf, bin ich auch noch verwendbar. (Spaß) :D:P

    Wenn man so was zum nachlesen findet, es ist fantastisch... :thumbup:
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Also ganz aktuell, da zumindest in Sachen Fußball Island in aller Munde äh Medien ist "Huh! Island feiert den nächsten Coup", hier ein Fund aus einem Karton der auf einem leider wenig besuchten und bestückten Großtauschtag bei einem der Handvoll Händler stand. Ich suchte ein kleines Geschenk für einen guten Freund, der Destinationen Bund sucht.

    Also die Karte fiel mir auf, weil es einen zwar undeutlichen, aber doch erkennbaren Ankunftstempel hatte (ist nicht ganz so häufig in der neueren Zeit). Eine einfache Weihnachts-Karte abgeschickt vor Silvester 1960.

    Noch besser aber die Adresse, der Name Steinar Waage. Und wie hieß der Ort? Spätestens seit dem Ausbruch des isländischen Vulkans wissen wir um die sprachliche Akrobatik isländischer Namen.
    Das tollste aber ist der Absender. Bisher traf ich bei meiner Recherche zwangsläufig nur auf Tote. Dieser aber lebt :thumbup:
    Denn Herr Hans-Otto Regenthal lebt noch in Peine und ist eine bekannte, weil rührige Person. In der "Peiner Allgemeine" stand 2015: "Hans-Otto Regenthal wird heute 80 Jahre alt" (und nachdem noch keine Trauernachricht zu finden ist, gehe ich davon aus, dass er noch lebendig ist.

    "In Hannover geboren, begann er nach achtjähriger Schulzeit 1950 seine Lehre als Schumacher. Danach arbeitete er als Geselle in einem Orthopädie-Fachgeschäft. Schon 1956 legte er – mit 20 Jahren als jüngster in Deutschland – die Meisterprüfung ab.
    Ein Jahr später folgte die Meisterprüfung Orthopädie-Schuhtechnik. Über 20 Jahre arbeitete er dann in verantwortlicher Stelle in der Schuhindustrie, bevor er sich 1979 im Schuhfachhandel mit Einrichtung einer Fachwerkstatt für Orthopädie-Schuhtechnik selbstständig machte. Im Laufe der Jahre kamen
    Zweigniederlassungen hinzu. Als er 1998 in den „Ruhestand“ trat, meinte Joachim Gabor scherzhaft: „wenn wieder einer der großen ‚Schuster“ sich von der ‚Front’ verabschiedet, sollte man das als ‚Fahnenflucht’ ahnden.“ 16.03.05 - aus Schuhmarkt-News

    Und weil wir bei Schuhen sind:

    Steinars Waage wurde 1957 gegründet und hat seitdem einen guten Ruf als Familienladen. Der Schwerpunkt liegt auf Kinderschuhen, aber sie sind von Anfang an der Eckpfeiler des Ladens.

    So könnte also durchaus in 1960 eine geschäftliche Verbindung zwischen Herrn Regenthal und Steinar Waage bestanden haben.

    Und der Ort dürfte dieser sein:

    Hafnarfjörður[font='&quot'] ist eine [/font][font='&quot']isländische[/font][font='&quot'] Stadt in der Region [/font][font='&quot']Höfuðborgarsvæðið[/font][font='&quot'] im Südwesten Islands.[/font]
    Am 1. Januar 2017 hatte die im südlichen Bereich des Ballungsraums um die Hauptstadt [font='&quot']Reykjavík[/font][font='&quot'] liegende Stadt
    28.703 Einwohner.[/font]

    So ist diese kleine Karte ein Glücksgriff für mich gewesen, denn wann findet man schon Informationen bei diesen "Neuheiten" zu Absender/Empfänger, wenn sie nicht prominent oder sonst wie eine bekannte Person gewesen sind.

    Aber keine Sorge, das war ein einmaliger Ausflug in die 60er-Jahre von Bund, ich bleibe "Bayern-Fan" (hat aber nichts mit dem Verein zu tun) :D

    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    2 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (11. Oktober 2017 um 13:26)

  • Aber keine Sorge, das war ein einmaliger Ausflug in die 60er-Jahre von Bund, ich bleibe "Bayern-Fan" (hat aber nichts mit dem Verein zu tun)

    Lieber Luitpold,

    und das ist gut so!!!

    Zur Karte: Auch andere Mütter haben schöne Töchter, von daher sei es allen gedankt, dass du in den Besitz dieser netten Karte gekommen bist.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.



  • .... dass du in den Besitz dieser netten Karte gekommen bist.

    Lieber bayern klassisch,

    wenn man bedenkt, dass diese Karte fast schon 60 Jahre alt ist und auf Island war. Wie und wann kam sie dann wieder zurück, wo war sie die ganze Zeit? Wie geschrieben, sie war ja unter Hunderten von anderen Belegen. Erstaunlich wohl auch nicht, wenn man die Kartons mit Tausenden Briefen, Karten usw. auf den Tauschtagen stehen sieht. Vielleicht liegen sie dort für "ewige Zeiten" bis mal Fortuna * ein Einsehen hat :D

    Luitpold

    * hat auch nichts mit einem Fußball-Verein zu tun :thumbup:

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • ... ooch, gegen Fortuna D. habe ich nichts, im Gegenteil. ;)

    Ja, es ist immer wieder erstaunlich, wo manche Belege landen. Ich habe 10 Jahre lang ein Einschreiben aus Ungarn nach Bayern ab Juli 1867 bis Dez. 1875 gesucht und nie etwas gefunden - bis ein Finne, der genau Null mit Philatelie zu tun hatte, genau so eines in die Bucht einstellte. Da fragt man sich dann auch, wie er dazu kam. Aber mein Finnisch ist zu schlecht gewesen, um ihn das zu fragen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Erstaunlich was sich so alles erhalten hat aus längst vergangenen Kontorzeiten.

    Als es noch keine DIN gab, auch kein Post-It oder Büroklammern usw.

    Da war ein Faden bei einem Zeuchmacher doch das nächstliegende, wenn es galt einen Zettel an einer Rechnung zu befestigen (ankleben wollte er wohl nicht). Jedenfalls ein bemerkenswertes Stück Papier, auch wenn es nichts mit der Post zu tun hat, außer dem Retour-Vermerk für die Ware.

    Der Herr Gottlieb Michael Strunz war wohl neben seinen Geschäften als Zeuchmacher (ein wollender Zeugweber, der also nur aus Wolle Tuche machte) noch Vesicherungen vertrat (wie viele andere Handwerker und Händler) und auch englische Tuche einkaufte (siehe Rechnung). Diese bezog er von S. Rosenthal aus Würzburg.

    Über ihn findet sich folgendes: eine ähnliche Rechnung unter http://www.alemannia-judaica.de/wuerzburg_pers…Crzburg%20(1863)

    Die Rechnung der Fa. S. Rosenthal wurde am 23. November 1863 an G.M. Strunz in Weißenburg geschickt.
    Als Ware sind 4 1/2 bairg Flanell französisch aufgeführt. Als Adresse des Verkaufslokals wird genannt: Kürschnerhof neben der Neumünster-Kirche. Es handelt sich um das von Kaufmann Salomon Rosenthal (geb. 1819 in Theilheim, gest. 1883 in Würzburg und beigesetzt im jüdischen Friedhof Heidingsfeld) gegründete Kaufhaus S. Rosenthal (Konfektion, Textilien, Teppiche u.a.) im Kürschnerhof 6. Nach Salomon Rosenthal wurde das Geschäft bis 1903 vom Sohn Luitpold Rosenthal (geb. 1849 in Würzburg, ab 1906 in Berlin) weitergeführt (ab 1903 Fa. Seißer). (Informationen nach Strätz Biograph. Handbuch II S. 482).

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    2 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (18. Oktober 2017 um 15:14)

  • Lieber Luitpold,

    danke fürs Zeigen dieses Kleinods - ich mag diese Zettelchen (heute: "Postits", bitte nicht falsch lesen!) sehr, denn sie geben einen Eindruck von der Realität längst vergangener Zeiten und so hatte ich das bisher noch gar nicht gesehen.

    Die (Handels-)Geschichte der Juden in Deutschland (und wohl auch anderswo) ist recht gut erforscht, aber es ist halt immer etwas anderes, selbst ein Dokument aus alter Zeit zu besitzen, als nur im Internet davon zu erfahren. Von daher sind wir Sammler und Forscher glückliche Menschen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wenn man so was zum nachlesen findet, es ist fantastisch... :thumbup:
    LG A

    Liebe Filigrana,
    liebe Freunde von "Gesellschaftsgeschichte(n)"!

    heute zeige ich einen "Allerweltsbrief" aus München, dessen Inhalt kein "Lesestudium" erfordert. Dafür ist aber die Adresse rätselhaft.

    > 9 kr.-Franco - über 20 Meilen, 1 Gewichtsstufe -

    2 II 4 ?

    + 4 II 2 - München 11. Juli 1860 - 1 (rückseitig kleiner Einkreis Arnstadt + 2-Kreis Ilmenau 13.7. <

    Gab es einen Herrn Friedrich, Glasfabrik-Besitzer in Stützebach bei Ilmenau, Thüringen?
    Leider versagt da alle Sucheingabe.

    (Quelle: http://www.bdph.de/forum/showthre…-Sammlung/page3 )

    Wir finden jedoch unter Ilmenau ein Stützerbach und dort einen Ferdinand Friedrich (1842 wurden die Glasfabriken zusammengelegt?)
    Gefertigt wurden Glasinstrumenet (Thermometer) bzw. Hohlkörper (Röhren). Denn in dem Schreiben von J. Greiner wird die Lieferung von Glasröhren angemahnt, die bereits vor 4 Wochen bestellt wurden.

    München, den 11 tn Juli 1860

    Geehrten Herrn Friedrichs in Stützebach!

    Ersuche Sie hiermit freundschaftlich um recht baldige
    Zusendung der vor 4 Wochen bei Ihnen
    bestellten Glasröhren. Ich bin mit einigen Sachen z.B. Barometerröhren ganz außer
    Hand.

    Sie würden mich außerordentlich zum Dank verbinden,
    wenn Sie dieselben bald möglichst an mich verabfolgen ließen.

    In deren Erwartung zeichnet Hochachtungsvollst

    A. Greiner


    Da bleibt die Frage, ob bei dieser fehlerhaften Adresse der Brief angekommen ist?

    Wer war nun J. Greiner in München: der Glasbläser aus Bischofsgrün stammend ersuchte und erhielt er 1847 eine Mechanicus-Konzession in München. Er fertige Reisebarometer und sicherlich auch Thermometer, Apparate zur Bieruntersuchung, Aräometer und andere Apparate (war erfolgreicher Aussteller auf der Industrieausstellung in München 1854).

    Was ich nich nicht ganz entschlüsseln konnte ist der Zusammenhang mit den Herrn Greiner in Stützerbach. Dorthttp://www.stuetzerbach.de/geschichte-stuetzerbach.php liest man u.a.

    Die eigentliche Entwicklung zum späteren Glasindustriedorf erfolgt nach
    1830, als sich mit zunehmenden naturwissenschaftlichen Erkenntnissen u.
    a. auch ein erhöhter Bedarf an Glasinstrumenten ergab. Besonders ist
    hier Franz Ferdinand Greiner (1808 – 1855), ein Mahlmüller und
    Glasbläser aus Stützerbach zu nennen, der gemeinsam mit Wilhelm Berkes
    die ersten industriell gefertigten deutschen Thermometer herstellte und
    zugleich auch den Grundstein für die deutsche Laborglasgeräteindustrie
    legte.
    Im Zuge der weiteren industriellen Entwicklung gab es in Stützerbach auf
    preußischer Seite außerdem von 1825 – 1951 eine Porzellanfabrik und zum
    Ende des 19. Jahrhunderts vier Glashütten sowie eine bedeutende Anzahl
    von Glasweiterverarbeitungsbetrieben.

    Die Stützerbacher Glasindustrie der damaligen Zeit hatte Bedeutung für
    die gesamte deutsche Industriegeschichte. So wurden hier bereits um 1860
    die ersten deutschen Fieberthermometer, 1881 die erste deutsche
    Glühlampe und die ersten doppelwandigen, Wärme isolierenden Glasgefäße
    (später als Thermosgefäße bekannt) hergestellt. Auch die direkte
    Zusammenarbeit mit Prof. Wilhelm Conrad Röntgen* bei der Entwicklung und
    Herstellung der ersten Röntgenröhren mit der Stützerbacher Firma Greiner
    und Friedrichs
    , die Zusammenarbeit dieser einst führenden Stützerbach
    Glashütte mit Dr. Otto Schott aus Jena, sowie das von den Firmen W.K.
    Heintz und Greiner u. Friedrichs eingeführte Normschliffsystem in der
    Glasindustrie sind zu nennen. Bedingt durch die wirtschaftliche
    Entwicklung wuchs der Ort zeitweise auf über 3000 Einwohner.

    * und der Hinweis auf Röntgen passt ja in wunderbar zu meiner Heimatsammlung ^^ Also muss ich noch meine "Hausaufgaben machen" um doch noch die Verbinung der beiden Stützerbacher hinzubekommen *

    Ergänzung (wer suchet der findet :rolleyes: )

    Stützerbach und die Glasindustrie
    Die Gegend um Stützerbach, Manebach, Gehlberg, Schmiedefeld am Rennsteig und Ilmenau

    eignete sich besonders für die frühe Glaserzeugung. Der Waldreichtum
    bot ausreichend Brennmaterial, die Bäume dienten zudem der
    Pottascheherstellung und besonders der Boden um die Pörlitzer Dörfer war
    reich an dem benötigtem Sand. Produziert wurde das "Waldglas", ein
    durch Verunreinigungen von Eisenoxiden in der Pottasche grün gefärbtes
    Material. Im Jahr 1656 wurde die erste Glashütte in Ilmenau
    von Zacharias Holland etwa auf dem Gelände des ehemaligen VEB
    "Westglas" erbaut. Hans Greiner, ein Teilhaber dieser Hütte, gründete in
    der Mitte des Dorfes, auf dem "Hüttenplatz" nach der Teilung des Ortes
    eine neue, nun auf sächsisch-weimarschen Boden befindliche Fabrik.
    Ferdinand Friedrichs I. aus Ilmenau erwarb den Hüttenanteil Gundlachs (siehe auch unter Goethe und Ilmenau)
    und verlegte die Produktion seiner Ilmenauer Hütte ganz nach Stützerbach. 

    Aus dieser ging die Firma Greiner und Friedrichs hervor,
    die neben der Hüttenproduktion auch Glasinstrumente fertigte.

    http://www.deutschland-informativ.de/stadt-stuetzerbach.html

    Wenn ich mir vorstelle, dass sich mal alle daransetzen, ihre in die Zig'Tausend gehenden Briefe inhaltlich "zu erforschen", wir hätten sehr viel zu lesen und würden manch interessantes aus der sogenannten "guten alten Zeit" erfahren. Nun ja, manche machen das ja schon sehr vorbildlich :thumbup:

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    15 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (10. November 2017 um 18:42)

  • Hallo Luitpold,

    genau das habe ich auch gefunden. :)

    "Carl Wilhelm Ferdinand Friedrichs gründete 1836 die dritte Ilmenauer
    Glashütte. Seine unternehmerischen Fähigkeiten verhalfen endlich zur
    Kontinuität und zu industrieller Produktionsweise. Allerdings kaufte
    Friedrichs Hüttenanteile in Stützerbach, verlegte die Produktion dorthin
    und schloss die Ilmenauer Hütte. 1852 nahm eine vierte Glashütte -die
    Sophienhütte- in Ilmenau den Betrieb auf, trotz Protest seitens
    Friedrichs."

    Grüße
    Plattenfehler

  • Heute eine Ansichtskarte - Teil 1 - Bildseite.

    Für den Ansichtskarten- oder Heimatsammler eine von über 100.000ten von Würzburg-Postkarten. Allerdings mit einem nicht so häufigen Motiv. Die Kartenserie widmete sich "verschwundenen" Gebäuden und Anlagen, die schon zur damaligen Zeit Erinnerung waren.
    So auch der "Württemberger Hof". Unter Würzburg-Wiki finden sich alle nötigen Informationen:
    http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/W%C3%BCrttemberger_Hof
    Das wär's gewesen, wenn es nicht die Anschriftenseite gäbe.

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Luitpold,

    vielen Dank für deinen Beitrag - ich lese immer gerne etwas über die alten Gasthöfe, Hotels und Herbergen, denn man lernt, gerade als Altpostgeschichtler, sehr viel über die Zeit damals und damit auch unter Umwegen über unsere Briefe und deren Hintergrund. Bitte weitermachen!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Tei 2 - Anschriftenseite

    Der Text auf der Bildseite (damals durfte ja nur dort eine Mittelung stehen) sagt nichts aus, ist allerwelts Geschreibe.

    Erst wenn man die Anschrift liest erkennt man den Sinn von "wir hoffen Sie bald wieder hier begrüßn zu können". Denn der Adressat war weit weg in Cina (ohne H).

    Dr. Eugen Wolfhügel gehörte als Stabsarzt zum 4. Ostasiatischen Infanterieregiment, das während des sogenannten "Boxeraufstand" zusammengestellt wurde.

    Jetzt recherchiere ich schon tagelang (stundenweise) zu diesem Thema und ich habe viele Informationen gefunden.

    Kurz dies. Der Herr Dr. war Pfälzer aus Neustadt und war (das ist eine Annahme) nach Schule und Studium, Promotion in Straßbourg Einjährig Freiwilliger und blieb als Mediziner bei der Truppe (war in Münchener Krankenhaus Assistensarzt, dorthin abkommandiert). Da wird er wohl - das war sicherlich berufsfördernd und in der Zeit auch naheliegend - die Chance ergriffen haben und als Freiwilliger sich zum Einsatz in Fernost gemeldet haben. Dass er dort war zeigen seine Veröffentlichungen danach.
    Leider gibt es unter dem Namen Wolfhügel verschiedene Personen, sodaß ich nicht sicher bin ob er es ist, der es bis zum Generalarzt geschafft hat.
    Die letzte Meldung ist ein Todesnachweis 1937 als med. Arzt in Neustadt.
    Wenn ich alles aufschreiben würde, was ich fand, würde das hier ein Aufsatz werden, auch über den kolonialen Krieg in China (ein sehr dunkles Kapitel, nicht nur für Deutschland).
    Was ich aber damit wieder einmal ausdrücken möchte, warum sollten wir uns die Spannung :!: nehmen lassen, nach den Personen zu suchen und ihre Lebenssituation, als sie dieses Briefstück (hier Postkarte) in Händen hielten ?(

    Ach ja, zur Postgeschichte (fast vergessen):

    Frage 1: Warum wurde "Feldpost" ausradiert und mit 10 Pf. frankiert :?:
    Frage 2: Ist unten notiert - Ankunftsort (?) Datum: 22.II.01 :?:

    Dank hier auch nochmal an VorphilaBayern für die Verordnungen. Danach war ja die "Feldpost" noch möglich, das "Ostasiatische Expeditionskorps soll erst am 17. Mai 1901 aufgelöst worden sein.

    Und ja, wer könnte der Absender sein "Agapito" :?: Den Zusammenhang (Studienkollegen) aus Würzburg, zufällig in Würzburg aus München, Würzburg war damals als für das Medizinstudium hoch angesehen (auf Höhe mit der Charite in Berlin), und dann das Kartenmotiv - ein Hotel/Gaststätte, frühere Treff der Studenden??? - Es bleibt spannend, denn nicht alles lässt sich erschließen.

    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    3 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (11. Februar 2018 um 15:25)

  • Hallo Luitpold,

    adressiert wurde nach "China" und man ging davon aus, dass die k.d. (kaiserlich deutsche) Feldpost die Weiterbeförderung erledigte. Evtl. war man sich bei der insofern ins ferne Ausland gerichteten Karte aber nicht so ganz sicher über die auch da geltende Portofreiheit der Expedtionsangehörigen und verklebte vorsorglich noch den UPU-Tarif.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (11. Februar 2018 um 17:23)

  • Lieber Luitpold,

    vielen Dank für deinen Beitrag - ich lese immer gerne etwas über die alten Gasthöfe, Hotels und Herbergen, denn man lernt, gerade als Altpostgeschichtler, sehr viel über die Zeit damals und damit auch unter Umwegen über unsere Briefe und deren Hintergrund. Bitte weitermachen!

    Hallo in die Runde, lieber Luitpold,

    dem kann ich mich nur zu gerne anschliessen, da ist eine Menge daraus zu PO und Sophy zu lernen :):)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Sozusagen als Verpackung kam mir diese Karte in's Haus. Eigentlich nichts besonderes, was für die 10 Ct.-Wühlkiste.

    Aber dann die Mitteilung von Fam. Helbig (wohl in den 80'er-Jahren geschrieben - aus "Oberwiesenthal". Da durften sie wohl zum Winterurlaub hinfahren - evtl. verdiente Arbeiter-Genossen?

    Ich gehe davon aus, dass alle den Text lesen können,

    besonders schön der Hinweis auf die "durchgeschüttelte" Trabbi-Fahrt (wer riecht hier nicht die blauen Auspufffahnen und hört das "Motorgedröhne"?). Dann ach oh Fortschritt - Zentralheizung im Neubau. Diese Karte gehört eigentlich in's Museum (am besten nach Leipzig - wo die Karte auch ursprünglich angekommen ist).

    http://nostalgiemuseum-leipzig.de/index.php/de/

    Die 10 Pf.-Marke zeigt ein "untergegangenes Objekt", das keinen Bestand mehr hatte nachdem der Staatsratsvorsitzende in die Bücher der Geschichte eingegangen ist. Möge es ALLEN unter der Sonne "immer warm" sein!

    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Ein Thema das mich schon lange beschäftigt ist die Provienzforschung in den Museen. Dort geht es um die Herkunft von Gemälden oder anderen Kunstgegenständen.

    Wie ist das aber bei Briefmarken(-sammlungen)? Ich frage mich oft, ob die Briefmarke/Brief nicht mal einem jüdischen Mitbürger gehört hat. Das lässt sich natürlch so nicht mehr herausfinden. Aber jüdische Briefmarkensammler gab es ja.

    "Briefmarkenalben wurden laut Anordnung des RdF vom 4.11.1941 bis zum Oktober 1943 an die Städtische Pfandleihanstalt Berlin
    ausgeliefert und von Berliner Briefmarkenhändlern durch Verkauf an Privatkunden im Inland verwertet. Angesichts der schwierigen Devisenlage des Reiches wurden
    ab Oktover 1943 auch die geraubten Briefmarken zur Devisenbeschaffung eingesetzt. Sie gingen nun an den Reichsbauftragten für Papier und
    Verpackungswesen, der wiederum prüfte, ob die Marken zum Export und zum Hereinholen von Devisen geeignet waren."


    Legalisierter Raub: die Ausplünderung der Juden im Nationalsozialismus durch die Reichsfinanzverwaltung in Hessen. Susanne Meinl, Jutta Zwilling -2004 - S. 149Ich komme deshalb darauf, weil ich gestern bei der Recherche zu einem philatelistischen Offertenblatt den Hinweis fand, dass selbst der "Stürmer" gegen dieses Blatt schrieb, weil darin Anzeigen von jüdischen Briefmarkenhändlern waren.

    Sicherlich ein Thema, dass hier nicht hergehört, aber bei den Spitzenstücken gerade von Altdeutschland, frage ich mich immer, ob ...

    Im übrigen gehört für mich diese "dunkle Seite" auch zur Philageschichte und diese möchte ich für mich aufhellen.Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Unglaublich was im Internet zu finden ist. So z.B. über jüdische Briefmarkenhändler und ihr Schicksal. Aber auch über eine Helferin, die das Überleben ermöglichte. Vielleicht interessiert sich ja jemand für dieses Thema:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Littner
    Jakob Jenö Littner (* 17. April 1883 in Budapest; † 6. Mai 1950 in New York) war ein jüdischer Briefmarkenhändler und Holocaust-Überlebender


    "In einem der bewegendsten Teile des Berichts erzählt er, wie die christliche Deutsche
    Christine Hintermayer, eine frühere Freundin undGeschäftspartnerin in München, ihn im Frühjahr 1943 in
    Zbaraz unter den schwierigsten Umständen besucht, und ihn dann am Leben erhält
    durch einen Strom von Postsendungen mit Bargeld, Esswaren und seltenen Briefmarken,
    die Littner verkaufen konnte, was ihm im Sommer 1943 ermöglicht, in einem bezahlten
    Versteck, einem Erdbunker unterhalb eines Kellers, bis zur Befreiung durch die Rote Armee im März 1944 zu überleben."

    Arnold Heidsieck. Das Primat der Erinnerung in der Darstellung des Holocaust -- Jakob. Littner und Wolfgang Koeppen.

    Jakob Littner, Firma Jakob Littner - Kleinhandel in Briefmarken, Prielmeyerstraße 20, München (Verzeichnist der gewerbepolizeilich gemeldeten jüdischen Gewerbetreibenden in München 1938)

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  • Lieber Luitpold,

    ein sicher sehr interessantes Thema - das Problem ist nur, dass es ganz, ganz wenige Stücke geben dürfte, die hinsichtlich ihrer potentiell mosaischen Inhaber einen Hinweis auf jetzige Besitzer geben könnten. Ich fürchte daher, dass die Masse der Belege bzw. Marken nach der Arisierung nicht mehr remittierbar sein werden.

    Aber wir wissen auch nicht, was Deutsche 1870/71, 1914-18 und 1940-45 alles in Frankreich, Belgien, den Niederlanden usw. gestohlen haben und umgekehrt, was alliierte Truppen nach 1918 und in den 1940er und 1950er Jahren hier alles haben mitgehen lassen.

    Ich denke, ein Schlußstrich wäre das einfachste und damit letztlich beste, was man machen könnte, auch wenn Gerechtigkeit anders ist - aber die gibt es ja bekanntlich eh nur in geeigneter Literatur, nicht, oder nur selten aber im richtigen Leben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    ...und von Berliner Briefmarkenhändlern durch Verkauf an Privatkunden im Inland verwertet.

    Theoriemodus an > Vielleicht gab es damals schon Briefmarken-Abonnements bei der Reichspost und/oder bei den Briefmarkenhändlern, worüber dann mit Sicherheit Kundenlisten geführt worden sind < Theoriemodus aus.

    Aber wie sollte man heute noch an solche Dokumente herankommen können ?

    Insofern wird man da auch m.E. leidlich fündig werden.

    + Gruß!

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Aber wir wissen auch nicht, was Deutsche 1870/71, 1914-18 und 1940-45 alles in Frankreich, Belgien, den Niederlanden usw. gestohlen haben und umgekehrt, was alliierte Truppen nach 1918 und in den 1940er und 1950er Jahren hier alles haben mitgehen lassen.

    Ich denke, ein Schlußstrich wäre das einfachste und damit letztlich beste, was man machen könnte, auch wenn Gerechtigkeit anders ist - aber die gibt es ja bekanntlich eh nur in geeigneter Literatur, nicht, oder nur selten aber im richtigen Leben.

    Solange die Wunde nicht verheilt ist, tut sie weh, bricht immer wieder auf. Vielleicht in 2-3 Generationen nach uns wird diese "dunkle Seite" in den Geschichtsbüchern verblassen.
    Nur es handelte sich um zunächst Raub und im weiteren Verlaufe um Raubmord. Und Mord verjährt bei uns nicht. Ich will aber keine Diskussion dazu anschieben, sondern es geht um Postgeschichte (wozu ich Sammler und Händler zähle). Wie geschrieben, auch Verleger konnten damals Probleme bekommen und sei es nur, wenn sie jüdische Mitarbeiter beschäftigten (wie im Falle meiner Recherche zum "Internationalen Postwertzeichenmarkt").

    Aber inzwischen fand ich doch ein Museum, das sich damit beschäftigt hat:
    https://www.kulturgutverluste.de/Content/03_For…rojekt1_en.html
    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).