• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein unterfrankierter Brief aus Köln nach Sion im Kanton Vaud von 1859.

    Wahrscheinlich wurde der Brief, eine 3 Sgr.-Ganzsache, in den Briefkasten eingeworfen. Die 3 Sgr. reichten natürlich nur für den Postvereinsanteil. Der preußische Beamte notierte reicht nicht und der Brief wurde auf die Reise geschickt. In Baden - Kursstempel von den Kursen X und II - notierte man dann 0 / 6 für den bezahlten DÖPV-Anteil und für die offenen 6 Kreuzer, die eigentlich an die Schweiz zu vergüten waren. Die Schweiz reduzierte ihre Forderung an den Empfänger dann in 20 Rappen. Die Leitung durch die Schweiz ist schön belegt: Basel - Bern - Vevey - Sion.
    Eine Teilfrankatur war nicht zulässig, aber 1857 hatte man sich mit der Schweiz darauf verständigt, dass bei unterfrankierten Briefen das verklebte Franko angerechnet wurde.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein Brief, wie ich ihn liebe - der hat alles, was es braucht.

    Danke fürs Zeigen dieses Schmankerls. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    2 nette Briefe eines noch netteren Sammlerfreundes zeigen die Schönheit preussischer Briefe in die Schweiz.

    Wer sich die Beschreibung zutraut, darf diese gerne mal vornehmen. Nur keine falsche Zurückhaltung!

  • ...da anscheinend niemand will,

    muss ein Preußen-Laie einspringen.

    1.Brief:

    7Sgr Franco = 3Sgr PV, 2Sgr Schweiz, 2Sgr Einschreiben.

    Laufweg: Bielefeld, via Basel vom Empfänger wegen 66er-Krieg???, Kassel, Frankfurt, Baden, Basel, Zürich, Chur nach Graubünden.

    Hier wäre meiner Meinung nach ein Laufweg über Bayern, Lindau auch sinnvoll gewesen, aber bei Sommer 1866 denke ich dank des Forums hier sofort an eine Umleitung über Baden...

    Zum 2.Brief weiss ich nichts, Rückseite leer?

    LG
    Christian

  • Hallo Christian,

    trotz 66er Krieg über Baden im offenen Transit nach der Schweiz. Die Taxen hast du richtig erklärt. Nicht häufig! Ich habe auch hier einen liegen, den ich mal anbieten kann (wenn es Zeit gibt).

    Der 2. wog doppelt. Der Absender frankierte 6 Sgr. für Preussen und 4 Sgr. für die Schweiz. Aber Baden hat nur 6 Kreuzer Weiterfranko durchgereicht, obwohl man 4 Sgr. von Preussen gutgeschrieben bekommen hatte. Bern lag dann im 1. Rayon, also 20 Rappen = 6 Kr. für die CH nur.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Aktueller Neuzugang - etwas unterfrankiert für die Schweiz. Nur bis zur Grenze frankiert.

    Bilder

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“

    – Ernest Shackleton

  • Hallo Woermi
    Schönes Stück, eine Kombination von schönen Hufeisenstempel und unterfrankiert. Links steht ja in blau reicht nicht, jedenfalls meine ich das zu entziffern. Und die Nachgebühr ist ja auch vermerkt.
    Beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... ich lese links in blau "ohne WF" = Weiterfranko und darunter eine NULL - Paraphe WF.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ja is sehr blass das inlandsporto war demnach 10 RP?

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    – Ernest Shackleton

  • Ja, Basel hat 10 Rappen mit typischer Rötel vermerkt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    ich konnte zuletzt von Dr.Derichs folgenden Beleg ersteigern, der in die Kategorie "Eierlegende Wollmilchsau" reinpasst. Mit ein paar Korrekturen von Ralph, komme ich nun zu dieser Beschreibung:

    Aufgegeben wurde der Ganzsachenumschlag am 30.07.1867 in Hannover und wurde adressiert an einen Anwalt in Zürich. Darüber hinaus vermerkte man auf dem Beleg "poste restante", also postlagernd.

    Der Brief kam bereits einen Tag später (31.07., 10 Uhr morgens) in Zürich an, wurde jedoch sofort darauf (01.08., 8:30 Uhr) wieder retourniert (siehe vorderseitiger Zürich Stempel), weil der Ganzsachenumschlag unzureichend frankiert wurde. Die Adresse strich man durch und ersetzte "Zürich" wieder durch "Hannover", wo er ebenfalls einen Tag später wieder ankam.

    Nun zur Taxierung:

    Es handelt sich hierbei um eine Unterfrankatur, da der GU mit dem Wertstempel von 3 Silbergroschen bloß den Postvereinsanteil abdeckte, also bis zur schweizerischen Grenze. Zürich lag im 1.Rayon, sodass der Beleg um 1 Sgr unterfrankiert wurde.

    Wir sehen auf der Briefvorderseite zwei Notierungen, zum einen eine "0" in Bläuel und zum anderen eine "10" in Rötel. Normalerweise wäre es wie folgt abgelaufen:

    Baden hätte 1 Sgr. als Weiterfranko erhalten, die mit der Schweiz wiederum an der Grenze 3 Kreuzer abgerechnet hätten. 3 Kreuzer entsprachen 10 Rappen, die der Schweiz im Normalfall zugestanden hätten. Doch hier lief alles anders, aufgrund der Unterfrankatur notierte man eine "0", denn Hannover/Preussen bzw. Baden konnten aus diesem Grund genau "0" Weiterfranko an die Schweiz abgeben, so dass der Brief zurecht mit 10 Rappen Nachporto taxiert wurde.

    Wenn der Brief tatsächlich unmittelbar nach der Ankunft in Zürich wieder retourniert wurde, muss vom Empfänger eine schriftliche Note der Post vorgelegen haben, wonach für ihn eingehende Poststücke, auch poste restante gestellte, unmittelbar nach Hannover zurückgeschickt werden sollten.

    Doch die eigentlich Besonderheit lag darin, dass die Schweiz natürlich einen Anspruch auf 10 Rappen bzw. 3 Kreuzer bzw. 1 Silbergroschen hatte. Allerdings strich sie die 10 Rappen selbst durch (Rötel hatte damals keiner mehr der anderen, involvierten Postgebiete), sodass sie freiwillig auf ihren Anteil verzichtete, was gerade bei der einkommensorientierten Schweiz nicht häufig gewesen ist. Höchstwahrscheinlich wollte man aber einen Gebührendschungel vermeiden und verzichtete demnach lieber auf die 10 Rappen.

    Desweiteren musste die Schweiz diesen Retourbrief auch wieder über Baden zurückschicken (und nicht über Württemberg oder gar Bayern), wie es theoretisch auch möglich war, weil sonst die "Bücher" nicht gestimmt hätten.

    Nun noch eine Info zu dem blauen Stempel von Hannover:

    Im Jahr 1866 erklärte Preußen im Rahmen des Deutschen Krieges Hannover den Krieg und zwang es zur Kapitulation von Langensalza. Am 20.09.1866 wurde Hannover von Preußen formal in Besitz genommen und somit preußische Provinz, die neue Verfassung wurde dann am 01.10.1867 eingeführt.

    Zum 01.10.1866 wurden auch preußische Briefmarken eingeführt, die hannoverschen Marken zum 01.11.1866 außer Kurs gesetzt und die hannoversche Post zum 01.01.1867 in die preußische Postverwaltung eingegliedert.

    Nach Übernahme der Postanstalten stempelten diese bis zum Aufbrauch nur noch mit blauer Farbe.

    Ich bin der Meinung, dass dieser Beleg mehrere Dinge vereint, die als "Komplettpaket" in der Form sehr selten sind.

    Zum einen die Unterfrankatur (schon nicht sehr häufig), dann als "poste restante" verschickt und zu guter Letzt eben die Retournierung.
    Wer einen zweiten Beleg dieser Art hat, soll ihn gerne hier zeigen :D

    Liebe Grüße

    Kevin

    PS: Auf der Siegelseite sind nur der Ankunftsstempel von Zürich sowie der von Hannover (nach Retournierung) zu sehen.

  • Hallo Kevin,

    ein perfekt beschriebener "Hammer" - Brief. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,
    .

    ohne jetzt ein Experte in AD Hannover zu sein; aber mit so einem "multiple-featured" Auslandsbeleg kickt man in Philatelie & Postgeschichte mit absoluter Sicherheit in der 1. Bundesliga.


    ...meint und grüßt
    der Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... tja, Hannover 96 jedenfalls kickt bald nicht mehr in der 1. Bundesliga. :D

    Da sieht mans wieder, die Philatelie ist besser, als alles andere. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...yipp ! :thumbup: :thumbup: :thumbup:.
    .
    ...es soll ja sogar Erstligaspieler geben, die jetzt "Schönheits-Salons" aufmachen, des könnte bspw. unser kilke mit seinen Mühlrad-EZM-Pretiosen - locker - aber auch :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... tja, Hannover 96 jedenfalls kickt bald nicht mehr in der 1. Bundesliga.

    ... wie gut, dass ich Werderaner bin :D

    ohne jetzt ein Experte in AD Hannover zu sein; aber mit so einem "multiple-featured" Auslandsbeleg kickt man in Philatelie & Postgeschichte mit absoluter Sicherheit in der 1. Bundesliga

    Nur, dass die Spieler dort Geld für´s Kicken bekommen und wir Geld bezahlen müssen :thumbdown::thumbup:

  • liebe Freunde,
    bei folgendem Porto-Brief komme ich nicht weiter. Er ging am 20.5.1852 von Aachen nach Wohlen an die bekannte Adresse Jakaob Isler. Wie ergeben sich die Gebühren. Ich sehe vorderseitig eine blaue 9 und eine rote 50, welche mir etwas merkwürdig plump vorkommt. Wer hilft mir weiter?

  • liebe Freunde, ich glaube, ich habs:
    Portobrief bis 1 Loth = 9 Kr. Portogebühr für Preussen und 6 Kr. Portogebühr für die Schweiz.
    Reduziert in 15 Kreuzer = 50 Rappen.
    Ich hoffe, das stimmt so.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan