Ein Versuch: Moderne philatelistische Sehenswürdigkeiten aus Spanien

  • Liebe Freunde,

    mal was ganz anderes: Ich habe gerade noch einen kleinen Beitrag für unsere Arge-Zeitschrift zusammengestoppelt, den ich gerne mit euch teilen möchte. Da der überwiegende Teil der hier Schreibenden doch eher in der deutschen Postgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts zuhause ist, rechne ich nicht mit großem Interesse, aber vielleicht gefällt's ja dem/der einen oder anderen trotzdem... :)

    Drucksache zu ermäßigter Gebühr nach Australien (1992)

    Auch relativ modernes Material kann durchaus seinen Reiz haben, wie das hier vorgestellte Stück zeigt: Am 5. Februar 1992 versandte das Tourismusbüro der Junta de Andalucia in Sevilla eine Drucksache zum ermäßigten Tarif nach Burnside in Südaustralien, frankiert mit einem 12er-Block plus einer Einzelmarke der kleinformatigen Dauermarken zu 2 Pesetas (Mi.-Nr. 2713; Edifil Nr. 2829). Im Tarif von 1992 kostete eine Auslandsdrucksache bis 100 Gramm Gewicht 52 Pesetas; der auf dem Umschlag abgeschlagene Gummistempel „Reducción del 50% de la tarifa de impresos - Art. 36, párrafos 3 y 4, Convenio Postal Universal de Paris 1947“ verweist auf den Weltpostvertrag von Paris (1947), der den Versand von Drucksachen ohne gewerbliche Anzeigen mit fünfzig Prozent Ermäßigung auf den regulären Posttarif gestattete. In Spanien war dieser reduzierte Tarif von 1952 bis 1998 in in Kraft.
    Hier stimmt einfach alles: Ein ungewöhnlicher Tarif, die für Spanien recht seltene Destination Australien sowie die portorichtige Mehrfachfrankatur, noch dazu „Ton in Ton“ mit der Druckfarbe des Umschlages (Originalmaß 250 x 175 mm) - ein Traum in Grün!

  • Hallo buzones

    sei versichert: Auch ich habe trotz primärer Leidenschaft für Altpostbelege den Blick für die Schönheiten jüngeren Datums nicht verloren, eine DDR-Motivsammlung ist seit Jahren am laufen und die CH-Neuausgaben sind abonniert, weil...sie mir schlicht gefallen.

    Und das trifft selbstverständlich auch auf den o.a. MEF-Beleg zu ! Eine Klasse Optik !

    Vielen Dank für`s zeigen + Gruß !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber buzones,

    wenn ein ausgefallenes Stück so präsentiert wird und so attraktiv ist, dann wäre es ja ein Verbrechen, sie nicht zu zeigen.

    Auch wenn die Masse nichts dazu schreiben wird, bin ich mir sicher, dass es (fast) jeder lesen und gerne sehen wird, was du uns zeigst.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • @ll

    Dann beschließe ich das vergangene Jahr mal mit einer weiteren kleinen, modernen „Rarität“:

    [Blockierte Grafik: http://reinhold-und-becker.de/schaustuecke/1987tpurgente_formato.jpg]

    An sich sind von Touristen geschrieben Ansichtskarten ja beileibe nichts Besonderes, es sei denn, es handelt sich, wie hier, um die Kombination eines Sonderportos mit einer Zusatzleistung. Da man eine Ansichtkarte im Format 170 x 120 mm verschicken wollte, kam das Sonderporto für nicht normgerechte Postkarten (über 105 x 148 mm) in's Ausland zur Anwendung: 50 statt 40 Pesetas im (Tarif 1.9.86 - 31.10.87). Wohl damit Tante Maria und Onkel Fritz die Urlaubsgrüße aus dem sonnigen Süden noch erhalten sollten, bevor die Urlauber wieder in Deutschland waren, entschieden sich die Absender für den Versand per Eilboten, was in dieser Tarifperiode 75 Pesetas extra kostete. Zu allem "Überfluss" sind beide Porti auch noch mit Dauermarken im jeweils passenden Nennwert verklebt, was den Bedarfssammler besonders freut. Der vorderseitig abgeschlagene Ankunftsstempel beweist eine Laufzeit von nur zweieinhalb Tagen für die Strecke Torrox-Costa - Málaga - Münster! Wieder mal ein interessantes Fundstück aus der "Grabbelkiste". :)

  • Lieber Ralf,

    bitte weiter "grabbeln", darin bist du unschlagbar, weil du sehr viel von sehr vielem weißt - Vorteil buzones. :)

    Guten Rutsch und liebe Grüsse vom Namensvetter

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Mitstreiter,

    mit Erschrecken habe ich festgestellt, dass ich vor zweieinhalb Jahren meine letzte "Sehenswürdigkeit" hier gepostet habe. Shame on me! :(

    Hier also die Fortsetzung meiner kleinen Reihe moderner Hingucker.

    Wenn sie attraktiv und aussagekräftig sind, finden ab und an sogar philatelistisch beeinflusste Stücke wie dieses hier ihren Weg in meine Sammlung. Am 16. September 1998 verklebte auf Menorca jemand platzsparend 29 Kleinstwerte (10x 0,15 und 19x 0,40 Pts.) der 1956 erschienenen Dauermarken mit dem Bildnis Francos auf einer Ansichtskarte nach Deutschland. Die damals noch frankaturgültigen Marken hatten einen Wert von zusammen 9,10 Pesetas - am seinerzeit gültigen Portosatz von 70 Pts.* fehlten also noch 60,90 Pts. Der Postbeamte in Ciudadela bemühte sich ganz unspanisch um eine saubere Abstempelung der Marken und versah die Karte mir Hilfe eines Kugelschreibers mit einem Taxvermerk. In Deutschland angekommen, wurde die Karte mit 194 Pfennigen 'Strafporto' belegt, das sich wie folgt berechnete: Fehlender (abgerundeter) Betrag (= 60) dividiert durch das Porto für einen einfachen Brief aus dem Herkunftsland (= 70) multipliziert mit dem deutschen Porto für einen einfachen Europa-Brief (= 1,10) zuzüglich einem Einziehungsentgelt von 1,00 DM; also 0,85 x 1,10 = 0,94 + 1,00 = 194. Kompliziert, aber nachvollziehbar und ein teurer 'Spaß' für den Empfänger, der jedoch möglicherweise auch selbst der Absender war. Mir gefällts's jedenfalls! :)

    * Seit 1990 galten in Spanien gleiche Porti für einfache Briefe wie Ganzsachen.

  • Lieber Namensvetter,

    ich hoffe, dass es nicht wieder so lange dauert, bis du uns mit solch einem tollen Poststück erfreust - klasse! Hätte ich den gesehen, würde ich ihn glatt für dich mitgenommen haben. Also: Bitte weiter machen! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich möchte euch hier eine weitere "moderne" Sehenswürdigkeit aus meiner Sammlung vorstellen:

    Am 4. Mai 1956 trat diese Nummer der spanischen Sportzeitung El Mundo Deportivo von Barcelona aus ihre Reise nach Lugo di Romagna in Italien an; frankiert ist das Streifband mit 70 Céntimos. Über den beiden Briefmarken ist ein Stempel angebracht, der darauf hinweist, dass es sich um einen um 50 Prozent ermässigten Drucksachentarif handelt, wie er auf dem Brüsseler UPU-Kongress (1952) beschlossen wurde: [Reduccion del 50 por 100 de la tarifa de impresos: Convenio Postal Universal de Bruselas]. Die Ermäßigung griff im internationalen Verkehr u.a. (wie hier) beim Zeitschriftenversand direkt durch den Verleger. Im Tarif von 1954ff. wären "unreduziert" 1,40 Pesetas pro 50 Gramm Versandgewicht fällig gewesen. Zeitungsschleifen mit Inhalt in's Ausland findet man – nicht nur aus Spanien – nicht häufig.

  • Lieber Ralf,
    also diese Massenfrankatur, die trotzdem noch total unterfrankiert war, gefällt auch einem Preußensammler. Und das frankierte komplete Zeitungsstreifband sowieso.
    Beste Grüße
    Erwin W.
    preussen _fan

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Ralf,

    Niveau, Qualität und postgeschichtliches Interesse erlahmt nicht nach 1900 - das beweist dein Schmuckstück, das ich ganz toll finde. Für mich als Fußballfan wäre es sogar noch interessant, was Spaniens größte Sportzeitschrift damals zu berichten hatte - aber bitte wegen mir nicht öffnen !! :D

    Ich freue mich sehr, dass du dein Sammelgebiet hier polularisieren möchtest. Anregungen kann jeder Mensch gebrauchen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Christian,

    ja - Rot-Weiß-Essen in der Champions - League ... da sieht man, wie alt man selbst schon ist.

    Ralfs Stück ist schon faszinierend - auf seine eigene Weise, nicht wie die Klassik, aber doch mit einem Sehnsuchtsfaktor gepaart, den ich als Sammler nicht missen möchte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ja, wohl wahr. Aber jetzt - trotz der Steilvorlage im Streifband und sorry für "off topic" - bitte weiter mit PO aus Hispania. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ihr Lieben, nun sind doch schon wieder einige Monate vergangen seit meinem letzten Beitrag, aber heute, an einem nebligen Herbsttag finde ich wieder Zeit und Muße für einen neuen, kleinen Post. :rolleyes:

    Per Einschreiben wurde diese Postkarte am 6. September 1956 von Reus nach Rio de Janeiro geschickt. Da Brasilien Mitglied der UPAE (Unión Postal de las Américas y España) war, galt das Inlandsporto gemäß Tarif vom 10.7.1954: 0,50 Pta für die Postkarte plus 1,00 Pta Einschreibegebühr. Die Marke zu 1,50 Pesetas blaugrün im Rastertiefdruck (Mi.-Nr. 1080; Edifil Nr. 1155) erschien am 24. April 1956 im Rahmen der neuen Dauerserie "General Franco in Zivil".

 Obwohl nicht als solche frankiert und gekennzeichnet, wurde die Karte offenbar per Luftpost befördert – anders wäre der rückseitige Ankunftstempel vom 10. September nicht zu erklären.

    Interessant noch der Einschreibe-Datumsstempel CERTIFICADO 1A REJA=REUS. „Reja“ (= Gitter) ist eine altertümliche Bezeichnung für die Einwurföffnung der Postbriefkästen und wird gelegentlich noch in Datenstempeln als Anspielung auf die manuelle Briefkastenleerung benutzt. Der Begriff taucht in diesem Wortsinn erstmals in den Ordenanzas Postales (Postverordnungen) von 1762, Artikel 5, auf. Dort wird angeordnet, „Öffnungen oder Gitter in allen Zweigstellen oder Gehwegen, wo man Briefe einwerfen kann ..." („abrir agujeros o rejas en todas las Hijuelas o Veredas por donde se echen las cartas…“) anzubringen. Der auf der Karte zusätzlich abgeschlagene, rechteckige R-Stempel mit handschriftlich eingetragener Registriernummer ist auch schon älteren Datums: Dieses standardisierte Modell ist von der spanischen Post im Jahre 1894 eingeführt worden! In Reus, einer Stadt in Katalonien, die 1956 knapp 40.000 Einwohner zählte, war man wohl ungewöhnlich pfleglich mit dem Stempelmaterial umgegangen.

    Wie man sieht, hat auch eine simple, portorichtige Einzelfrankatur ihren Reiz – wenn man genügend Hintergrundwissen hat! ;)

  • Wie man sieht, hat auch eine simple, portorichtige Einzelfrankatur ihren Reiz – wenn man genügend Hintergrundwissen hat! ;)

    Lieber Namensvetter,

    da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus - ich bin ja schon der Klassik vergeben, aber wäre ich es nicht, könnte ich mich auch dafür begeistern. Nur mit dem nötigen Hintergrundwissen würde es doch erheblich hapern ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Corona! (Ich konnt's mir nicht verkneifen...) ;)

    Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch mal wieder etwas zeigen! In diesem Forum ist ja bereits alles nach 1900 modern, also kann ich sicher auch mal etwas (zeitlich) tiefer in die Mottenkiste greifen:


    Am 25. Dezember 1938 wurde dieser Brief per Eilboten (Urgente) in San Sebastian aufgegeben und auch dort zensiert. Die Massenfrankatur mit 15 Exemplaren der grünen El Cid Dauermarke zu 10 Céntimos (= 1,50 Pesetas) errechnet sich aus 50 Cts. für einen Auslandsbrief und 1 Peseta für die Expressgebühr. Bis zum 9. Januar 1939 galten in Nationalspanien noch die Auslandstarife der Republik vom 1. Januar 1935. Die beigeklebte Tuberkulose-Zuschlagsmarke war in der Zeit vom 22. Dezember 1938 bis 3. Januar 1939 für Inlandspost zwingend vorgeschrieben - auf einem Brief ins Ausland war sie obsolet.

    Obwohl der Absender das spanische Urgente rot unterstrichen hat und auch versuchte, die in Deutschland vorgeschriebene Kennzeichnung von Expressbriefen (ein rotes Andreaskreuz auf der Briefvorderseite) anzubringen, ist die Sendung in Deutschland offensichtlich nicht per Eilboten zugestellt worden, da sie keinen deutschen Zustellvermerk und keine entsprechenden Poststempel aufweist - ein Schicksal, das er leider mit vielen spanischen Expressbriefen ins Ausland teilt, die nicht mit dem international gültigen roten EXPRESS-Label gekennzeichnet waren und im Bestimmungsland unerkannt in der Tagespost landeten.

    Bemerkenswert ist noch, dass der Brief offensichtlich innerhalb Spaniens eine kurze Strecke per Luftpost befördert wurde: Rückseitig findet sich der "nationale", mit Falange-Pfeilen verzierte sechseckige Flugpoststempel von Burgos (26. DIC. 1938) und ein Durchgangsstempel von Salamanca (28. DIC. 38).

  • Lieber Ralf,

    schön dich wieder hier lesen zu können - immer hoch interessant, was du alles aus diesen Briefen heraus liest. Super! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.