Zumstein Korrespondenz

  • Liebe Adriana,

    schönes Stück der "Güterbestätterey Augsburg" aus dem Cholerajahr 1831. Da wurde an den Grenzen schon gut kontrolliert, wer da was ins Land brachte ...

    Glückwunsch zu dieser Rosine. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke Ralph :) ,
    der zweite Stempelabschlag ist leider zu schwach abgeschlagen, schade..
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana,

    es ist schon sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, dass in diesem kleinen, aber feinen Forum 35 Seiten dieses Spezialthemas "Zumstein - Korrespondenz" zusammen gekommen sind und wohl noch einiges mehr zu erwarten ist.

    Die folgenden 3 Briefe waren als 1 Lot in der Bucht angeboten worden und ich habe sie benötigt, weil ich 3 verschiedene Arten von Korrespondenz aus Ulm nach Bayern benötigte, gewissermaßen als Vorspann zu meiner Mini - Sammlung Ulm / Neu-Ulm und Bayern.

    Der 1. vom 24.6.1809 datiert noch aus einer Zeit, als Ulm, Napoleon war Dank, zu Bayern gehörte, weswegen der Brief an Z. ein reiner Inlandsbrief war, der noch nach dem alten Tarif der Reichspost für einfache Briefe ein Porto von 4 Kr. vorsah, die neben dem R3ULM auch gut zu sehen sind. Absender war die Firma Kindervatter in Ulm und die Handschrift ist außerordentlich schön, schwungvoll und dynamisch - ein echter Schwabe eben!

    Wer die Schrift noch nicht so gut lesen kann, für den transkribiere ich mal den ersten Teil, der Rest geht dann sicher in Eigenregie leichter:

    Kempten, Herren Nicolaus Zum Stein und Söhne Ulm den 24. Juni 1809

    In der angenehmen Erwartung, daß Sie widerum glücklich daselbst angekommen seyn werden, geben wir uns hiermit die Ehre Ihnen anzuzeigen, daß uns heute von der Postwagens Expedition für Sie zugestellt worden ist -
    ad. 1 Groupp Contanti Val(or) f 136. 12xr mit Ihrer werthen adresse ...

  • ... et ad secundum ordinem:

    Nun ein reiner Portobrief der Firma Spengler & Inspruckner vom 12.4.1822, als Ulm längst königlich württembergisch geworden war. Die Taxispost in Württemberg notierte 2 Kr. für die 100 Meter über die Brücke nach Neu-Ulm und Bayern addierte für sich 4 Kr. (über 6-12 Meilen) dazu, so dass Zumstein nun 6 Kr. total zahlen musste - gegenüber dem vorherigen Brief also ein Aufschlag von 50%, der allein der Abspaltung Ulms von Bayern geschuldet war.

    Der Inhalt ist hoch interessant: "Mit gegenwärtigem ersuchen alleinig höflich uns sobald möglichen schöner Qualitaet und in niedrigst möglichen Preißen zu übersenden ...
    Da unseres Wissens in Bayern der Postzwang aufgehört hat, so werden Sie diese Päck(chen) wohl dem Ord. Fuhrmann mitgeben können."

    Kann jemand Angaben zu dieser Aufhebung des Postzwangs in Bayern von 1822 machen?

  • ... und zu guter letzt:

    Frankobrief aus Ulm vom 22.9.1828 der Firma Miller - jener zahlte siegelseitig 2 Kr. für Württemberg bis Neu-Ulm und 4 Kr. für Bayern bis Kempten, die Ulm mit Rötel vermerkte.

    Der Inhalt ist schön und lesbar geschrieben - interessant ist die 2. Seite mit fast anekdotischer Akribie verfasst (nett zu lesen, dass der Sohn des Absenders ein Muster von Zumstein im Gasthaus zum Pflug fand, das Z. wohl dort verschlampt hatte).

  • ... da gehe ich doch wieder ein wenig in der Zeit zurück ;) hier ein Brief von 1787 aus Höchstätt an Zumstein in Ulm.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Lieber Ralph,
    die 35 Seiten – eine ABC Postgeschichte eine Anfängerin, aber nicht nur Post ..obwohl ich mich bemühe auch wo anders reinzuschauen, werde ich diese Briefe nicht los :D ..also machen wir gern weiter.. :)
    Ich bin unfähig eine Seite machen, würde bei Absender anfangen und vielleicht bei Siegel enden bei Beschreibung..und Tarife würde ich ganz vergessen zum erwähnen! :wacko: Um so mehr freue mich auf die deine welche uns dann zeigst :thumbup:
    Dein Brief aus 1828 ist mein Favorit wegen seinem Inhalt!

    Zur deine Frage/ 1822 – keine Ahnung.. Meine Überlegung: Mit Ordinari Boten waren hier vermutlich die Stadt Boten/Fuhrunternehmen mit Legitimation Schein Erlaubnis gemeint, sogar mit Versendungen welche unten 15 Pfund wiegten..usw. ? Dein Brief deutet darauf hin das die Versendung die Ganze Strecke als ganz Franco (oder Porto) und ohne Übergabe an Fahrpost Versand dürfte..?
    Wir kennen Taxissche Fahrpost Tarif aus 1790, dann Bayerische aus 1808, erst 1834 kam die nächste. Ob 1822 ein Fahrpost Versendung ohne Grenzzwang möglich wahr?


    Lieber Volker,
    ich habe so eine Vorahnung das ich Inhalt selbst zeigen darf. :)
    LG A

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    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana,

    ich habe im Internet leider nichts dazu gefunden, jedenfalls nicht unter 1822. Da kenne ich nur eine Bank, die gegründet wurde ...

    Alle Inhalte sind kalligraphisch sehr ansprechend und die Erhaltung der Z. Briefe ist eh weit überdurchschnittlich; so macht das Spaß.

    Ich wette, dass noch viel mehr als nur diese 35 Seiten hinzu kommen, weil es viele, tolle Z. Briefe gibt. Vielen Dank dafür. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo
    So wie bei Zumsteins sind auch aus die Gressoney stammende Castells Handelskorrespondenzen aus verschiedenen Orten wo sie sich niederließen bekannt.
    In Forum sind paar Briefe vorgestellt worden welche an Handelsmann und Bankier Johann Jakob Castell, der in Schwyz sein Leben vorführte. Kaiserliche Reichspost - Helvetische Republik

    Der Jack hat paar Daten rausgesucht welche wir hier gern weiter geben..

    1, Herrn J. Jb. Castelly & Cie Schwitz in Canton Schweitz
    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…xpu80pxyBGaqeqw

    2, Taufe Eintrag aus Gressoneyer Kirchenbüch

    3, Porträt von Johann Jakob Castell

    LG A & J

  • Liebe Adriana,

    toll! Sagst du uns noch etwas zu den Taxen des herrlichen Briefes?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Stary,
    leider nicht, ich bin hier nicht in klarem. Ich werde noch Karl bitten ob er zur deine Beschreibung was zufügen kann..

    „FFM taxiert 3 1/2 Batzen = 14 Kr.. Für den Transit durch Basel 2 Kr. = 16 Kr.. 3 Kr. Transit für den Aargau (?) = 19 Kr. und 4 Kr. für Schwyz = 23 Kr..“

    LG A

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    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana,

    zu einem anderen Ergebnis wäre ich jetzt auch nicht gekommen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Abend,
    habe Nachricht von Karl erhalten der sich unsere Briefe angesehen hat: Kaiserliche Reichspost - Helvetische Republik

    ich glaube, dass die Briefe obwohl auf einem Brief als Leitvermerk Basel u. Luzern steht, nicht über Basel sondern über Schaffhausen gelaufen sind, da Taxis auch in Schaffhausen vertreten war.
    Taxis-Post bis Schaffhausen: 3 1/2 Batzen = 14 Kr.
    Schaffhausen für die Schaffhauserpost: 2 Kr.
    Schaffhausen-Zürich für die Züricherpost: 3 Kr.
    Zürich-Schwyz für die Züricherpost: 4 Kr.

    Diese Briefe sind nur sehr schwer zu beschreiben, nachdem aus dieser Zeit so gut wie keine Verträge gibt.

    Danke :)

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    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana, lieber Karl,

    vielen Dank für eure Mühewaltung - wenn keine Quellen da sind, ist das doch das allerbeste Forschungsgebiet für einen PO´ler, das man sich denken kann. Prima für uns, denn es bleibt noch viel zu tun.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Guten Abend
    Teilgedruckte Rechnung und Mitteilung über Versendung durch Augsburger Boten, als Portobrief 10x von Nürnberg nach Kempten.

    Ein paar Briefe an Nikolaus Welf haben wir in Forum, aber es ist nicht klar (wie bei Castell beispielsweise) wem die Handlung gehörte.

    Lieber Jack,
    die Briefe wo ich an Nikolaus Welf habe ab dem J 1811 bis J 1833. Wie schaut es bei euch aus?

    In die Archivakten hab ich auf keinen Nikolaus Welf gestoßen..vielleicht findest was - wer der Nikolaus war?

    Es ist nicht viel womit ich mithelfen kann:
    Die jüngste Akte ist aus dem J1815/Welf Joseph Anton – Großhandlung Konzession in Seiden und Baumwollwahren. Zur vermuten sind zwei Möglichkeiten, Firmennamen würde nach seinem Vater oder Großvater übernommen oder war es eine Handlung welche nicht in Kempten Sitz hatte.
    Bitte Vorsicht die Daten von K. Martin scheinen mir nicht richtig zur sein, erwähnte ihm auf die Seite 12, gib dort ein das er 1839 verstorben ist. Joseph Welf (die Akte Kopie hast du, da sie eure Rial betrifft) erwähnt in Protokoll von April J 1826: „Schon seit mehr als 30 Jahren halte ich mich einen großen Teil das Jahres in der hiesigem Stadt auf, und beziehe von hier aus die bayerische Merkte. Im Jahre 1816 assozierte ich mich mit dem hiesigem Großhändler Joseph Anton Welf. Nach seinem Tode würde die Gesellschaft von seiner Witwe betrieben fortgeschätzt, allein von kürzen hat sie sich aufgelöst, und die Witwe auf die Conzession verzichtet geleistet. ...“ Also ist der Großhändler J. A. Welf 1826 schon verstorben. Martin hat mit Kirchenbücher von Kempten gearbeitet, schwierig nachvollziehen wie er zur der Sterbedatum von J.A. Welf kam, da er Bürger von Kempten war findest ihm nicht in Gressoneyer Kirchenbücher aber eventuell die Taufe und Namen seines Vaters..mal sehen ob es was bringt..
    LG A

  • Handelsbriefe des 18. Und 19 Jh. zeigen öfters rätselhafte Zeichen: schöne Schnörkel, natürlich, aber auch Handelszeichen, die zur Identifizierung der Warensendungen dienten, und die man auch auf Siegeln finden kann. Und öfters merkt man, dass diese Zeichen aus einer 4 besteht, kombiniert mit einem Herzen und Buchstaben. Es gibt davon unzählige Varianten!

    Was bedeutet dieses Symbol? Man hat viel spekuliert, man hat in den nordischen Runen gesucht, in der Numerologie, und man ist eigentlich zu keinem eindeutigen Schluss gekommen. Klar ist aber, dass die Walser, und besonders die Handelsleute und die Steinmetz seit der Renaissance die Zahl 4 (Symbol des Jupiters, der Fahrenden und der Handelsleute), als Identitätszeichen für ihr Unternehmen und ihre Warensendungen adoptiert haben. Es ist übrigens heute allgemein als "Krämerzeichen" bekannt.


    In den Walsertälern, südlich am Monte Rosa, ganz speziell in Gressoney, aber auch in Graubünden, im Vorarlberg wie im Liechtenstein, findet man dieses Symbol als Hauszeichen und in den Familienwappen. Jetzt ist es sogar zum allgemeinen Symbol der Walserkultur geworden!

    Viele Bücher sind über das Thema geschrieben worden. Eines der interessantesten sei hier genannt: Peter Guler, Rätselhafte Hauszeichen. Mit 2500 Hauszeichen aus dem Prettigau und der Landschaft Davos , Terra Grischuna Verlag, 1992.

    Und noch einige Bilder von Handelszeichen (Hauszeichen, Familienwappen und Heutiges folgen!)

    Bleibe natürlich zur Verfügung!
    Jack der Walser

  • Hallo Jack,

    wunderschöne Zeichen sind das. :P:P

    Interessant auch deine Ausführungen über ihr Zustandekommen - Filigrana hatte da uns auch schon einiges erklärt und gezeigt.

    Wenn jemand da 2.500 zusammengetragen hat, war der sehr emsig. Bitte gerne weitermachen mit diesen spannenden Themen, die die Philatelie nur bereichern können.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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