Dienstmarken und Dienstbelege

  • Hallo abrixas,

    wuerttemberger hat vollkommen recht,
    denn Belege mit dem Vermerk „Frei durch Ablösung“, bzw. "Frei lt. Aversum"
    waren keine portofreie Belege im eigentlichen Sinne, denn die Beförderungsgebühren
    wurden pauschal gegenüber der Postverwaltung abgegolten. In Bayern gibt es z.B. die
    „Gezählt“ Belege aus dem Jahr 1907. Hier wurde ein monatlicher Gebührenbetrag ermittelt
    der mit 13 multipliziert wurde. Dies war dann die jährliche Pauschalsumme. Im Nordeutschen
    Bund wurde dies erstmals zum 1.1.1870 eingeführt. Im Königreich Bayern ab 1. Juli 1872 mit
    anfangs zwei Aversionalverträge Frei lt. Avers Nr.1 und Nr.2 für die Königlich Bayerischen
    Staatsbahnen. Ein drittes in Bayern betraf ab April 1902 die Gemeindewaisenräte
    (Frei lt. Avers Nr.3). Ab 1.1.1908 kamen dann weitere hinzu, wie der Beleg von abrixas zeigt.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Nach langer Enthaltsamkeit habe ich wieder in meinen Beständen herumgeschnuppert. Ich werde versuchen aufzuzeigen, wie sich in relativ kurzer, aber geschichtsträchtiger Zeit einiges verändert hat.
    Als Vorgeschmack zeige ich nur mal zwei Belege, zwischen denen Einiges liegen mag. Vor allem das Dienstsiegel und die Porti umranden das Gebiet.
    Und wenn Ihr aus der gleichen Epoche etwas besitzt, kann das recht informativ werden. ;)

  • Lieber Klaus,

    die 1. Karte wirkt sachlich aus guter, alter Zeit; die 2. ist schon sehr adrett aus nachfolgender Periode, sprich dem Deutschen Reich. Die Übergangszeit ab 1.4.1920 ist natürlich interessant und gerade im Dienstmarkenbereich spannend.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Die nächste Karte belegt, dass eine gewisse Standardisierung und Anpassung statt gefunden hat (quasi political corectness). Eine DP 6/01 wurde auf der Adress-Seite bedruckt, das Amtssiegel um die königlichen Elemente beraubt. Die Wappenkrone und das königliche "K" erscheinen nicht mehr. Es wäre noch radikaler gegangen, wie das Siegel des Justizministerium belegt: Die beiden Löwen wurden auch noch entkrönt.
    Betrachte ich die Rückseite, staune ich, mit wie wenig Pegelinformationen man damals zufrieden war.

  • .. wobei ich bei den entkrönten Löwen eher an Loriot denken musste, als dieser noch reiner Karikaturist war (mit Möpsen und so weiter meine ich ...).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wieder ist es eine ehemalige DP 6/01. Diese Ganzsache wurde mit dem Datumslosen Stempel Typ 30b (streng genommen, müsste er eigentlich als Typ 30c spezifiziert werden). Durch Anbringen dieses Stempels wurde die Ganzsache zum Formular degradiert. Dennoch diente dieses Formular im vollen Umfang als Erfassungsbericht über den Wasserstand. Im Gegensatz zum Vorgänger erhält die Tabelle mehr und aufschlussreichere Informationen. Warum der Postler von Berneck den Wertstempel nochmals mit dem aktuellen Stempel behämmerte, mag der bayerischen Entschuldigung gelten "Das haben wir immer schon so gemacht!".

  • Die Posthilfsstelle ZELLSEE lag bei uns gleich um die Ecke. Na gut heute kann man noch erkennen, dass dies einst ein Gasthaus war. Aber anfang der 50er Jahre war da Schluss mit lustig.
    Die Bewertung der DP2 macht mir etwas Probleme. Abgestempelt wurde diese Dienstpostkarte am 1. JAN 1922. Wurden die 20 Pfennig des Wertstempels voll anerkannt? ?(
    Gilt das gute Stück als Postkarte mit ZuF? ?(

  • Denke, da ist alles korrekt dran. Vom 01.04.1920 bis 30.06.1920 wurde die vorgeschriebenen Verwendungsgebiete für DP1 und DP2 (ohne Wertstempelaufdruck "21" - für Reichs- und Länderbehörden außer dem Freistaat Preußen, Bayern und Württemberg) sowie DP4 und DP5 (mit Wertstempelaufdruck "21" für den Freistaat Preußen) genau eingehalten. Vom 01.07.1920 wurden beide Kartenarten dann im ganzen Reichsgebiet, auch in Bayern und Württemberg ausgegeben. Gebührenperiode 01.04.1921 - 01.01.1922 passt mit 40 Pf für die ensprechend mit DR Dienst-Mi-Nr. 37 auffrankierte Fern-Poka gerade noch für den Verwendungstag.


    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • .... noch eine Frage hinterher schieben. :S

    Das Postkartenporto ab 1.7.1922 bis 1.10.1922 betrug 150 Pfennige. Die Zusatzfrankatur summiert sich auf 130 Pf. Daraus schließe ich, dass die 20 Pf des Wertstempels der DP 2 mitgerechnet wurden. Die Frage nun: War zu diesem Zeitpunkt die DP2 noch eine Dienstpostkarte oder ein Formblatt mit obsoletem Wertstempel? ?(?(

    Bei dieser Gelegenheit zeige ich auch noch die Rückseite dieser Karte. Ich habe mich gewundert, dass nicht nach einem Pegel gefragt wird, sondern nach Niederschlagsmengen. Auch der Ph-Stempel ist auch nicht ohne. Wenn ich versuche HÄFELISWALD zu Map-ergoogeln und dann im Fortgang nach Kreuzthal und Ermengerst suche, ist das Gebiet flächenmäßig ganz schön weitläufig. Interessant wäre, in welchem Gebäude die Posthilfsstelle untergebracht war. Der Versuch, die Kriterien der Geographien der Beobachtungsstellen herauszufinden, macht das Thema "Gewässerkunde" richtig spannend. Dagegen ist das Pokemon-Spiel kalter Kaffee. 8)8)

  • Hallo Abrixas,
    da kann nichts schmerzen, da es die einzig mögliche Frankatur war. Da Bayern keine 2 1/2 Pfennig Dienstmarke ausgab, blieb nur die 3 Pfennig zur Auffrankierung
    vom 1.10.1918 bis 1.10.1919 übrig.
    Diese Portostufe zu 7 1/2 Pfennig ab dem 1.8.1916 entschied der Reichstag in 3 . Lesung am 5.Juni 1916. Die vollkommen überraschende Reichsabgabe von 2 1/2 Pf. statt 2 Pf.auf Postkarten war postalisch Unsinn. Aber bei der Reichsabgabe hatte die Reichspost nichts zu sagen.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo zusammen,
    dass das Ablösungsverfahren bei örtlichen Ämtern und Dienststellen ziemlich chaotisch war, zeigt dieser Beleg:
    Vom städt. Bezirkstierarzt in Landshut, der offenbar unter das Ablösungsverfahren fiel, sonst hätte er wohl nicht den
    entsprechenden Vermerk auf seine Umschläge drucken lassen. Sicherheitshalber hat er daneben noch sein Dienstsiegel
    angebracht. Durch die Post gestrichen mit Vermerk links "nicht abgelöst!", mit 10 Pfg. Nachporto (Ortsbrief 2. Gewichts-
    stufe) taxiert, dieses wieder gestrichen und die Streichung wieder annulliert, zusätzlich Portokontrollstempel.
    Alles in Allem: Tohuwabohu bei der Post.

    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/32887025/Scan.jpg
    Schöne Grüße von

    weite Welle

  • Diese Ganzsache mit postalischem, dienstlichem Migrationshintergrund möge vielleicht dem philatelistischen Puritaner als "zweitreihig" anmuten. Ich habe mich aber trotzdem darauf hartnäckig eingesponnen, einige Belege zu sammeln und eine Sammlung daraus zu erstellen. Das einzige Problem ist, dass ich - obwohl ich die "Deutsche Schrift" (=Sütterlin) im Gymnasium noch lernen musste, nicht alles entziffern kann. Die Schreibaufgaben waren auch seinerzeits stilecht mit Tintenfass und REDIS-Feder Citofein pflichttgemäß zu erledigen. Trotzdem habe ich bei den "Schmierfinken" geringe Entzifferungsprobleme. Aber für unseren klassischen Bayern ein Klacks!
    Habe ich recht. Ralph? :S

    Eins kann ich aber herauslesen: Das Aprilwetter war damals auch nicht besser! :D^^

  • Lieber Klaus,

    bin zwar kein Sütterliner, aber "I´ll do my very best", sagte schon der Butler ...

    Der Scan ist aber sehr klein - kannst du das optimieren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Der Scan ist aber sehr klein - kannst du das optimieren?

    Lieber Ralph, dass sich der Straßenaufseher Anton Steinberger um die Meldung der Schneehöhen befleissigt hat, kann ich klar lesen. Aber ich knabbere am Namen der Beobachtungsstelle. Da beisst es aus! :cursing:
    Siehst Du das etwas klarer? ?(
    LG Klaus

    "Extra Bavariam non est vita et si est vita non est ita."

  • Lieber Klaus,

    ach so - Steingaß oder Stangaß lese ich. Passt das irgendwie?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen
    Es scheint langsam (aber hoffentlich!) sich eine Rentnerruhe bei mir einzustellen. Ich will meine Schnäppchen und Beifänge erfassen und auch noch voll und ganz erkennen. Und hier ist meine Wiedereinstiegsdroge:

    Ein Dienstbeleg mit dem Stempel "Frei durch Ablösung"
    Ich habe ein Gefühl der unerklärbaren Ratlosigkeit. Siehe Scan.

    Und BTW etwas spät: Alles Gute zum 2019er Jahr :thumbup:

    LG
    Klaus

  • Lieber Klaus,

    schön, dich wieder hier zu wissen - feine Karte, gerne mehr davon und von deinen Beifängen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:

    In Bayern gibt es die „Gezählt“ Belege aus dem Jahr 1907. Hier wurde ein monatlicher Gebührenbetrag ermittelt der mit 13 multipliziert wurde. Dies war dann z.B. die jährliche Pauschalsumme für die Regelung der Dienstsendungen ab 1.1.1908 "Frei durch Ablösung". Regierungssache vom kgl. bayer. Bezirksamt Nabburg vom 24. März 1907 an die Gemeindeverwaltung Lichtenwald Post Regenstauf. Ankunftsstempel Regenstauf vom 24. März. Dann weitergesandt nach Bernhardswald (25.3.) und dann nach Donaustauf, was diesmal richtig war. Ankunftsstempel 26. März. Auf dem Brief ein Stempel "G." = gezählt.

    Beste Grüße von VorphilaBayern