Fingerhutstempel Bayern

  • Liebe Freunde,
    mit der nachösterlichen Post kam nun ein Teilbrief mit einem schönen Fingerhutstempel von Weiden in der Oberpfalz bei mir an, den ich hier zeigen möchte.

    Leider kann ich ihn nicht datieren, aber vielleicht hat einer von Euch einen Hinweis dazu.
    Weitere Fragen die sich mir stellen sind: Der Absender ist das Königlich-Bayerische Landgericht Vohenstrauß - warum wurde der Brief aber in Weiden gestempelt?

    Der als R.S. (Regierungssache) gekennzeichnete Brief trägt den Zusatz: Portofreyer Offizial-gegenstand. Rückseitig ein rotbrauner Ankunft-Stempel WIEN * Franco *.
    Zum Zusatz Portofreyer Offizial-gegenstand habe ich im Sistematisches Handbuch des österreichischen Strafgesetzes über Verbrechen und der auf dasselbe sich unmittelbar beziehenden Gesetze und Verordnungen etwas gefunden, aber ob es zeitlich für diesen Brief etwas aussagt bin ich ungewiss.

    In der Hoffnung auf erhellende Reaktionen
    verbleibt der Stempelfreund Christian

  • Hallo Christian,

    eine genaue Datierung kann ich auch nicht liefern. Aber annähern können wir uns wenigstens.

    Der Brief wurde deshalb in Weiden aufgegeben, weil Vohenstrauß erst ab 1. Oktober 1849 eine eigene Postexpedition bekam. Dieses Datum markiert schon einmal das obere Ende: spätestens 15. März 1849. (Der Fingerhut von Weiden war laut Winkler nicht mehr lange, nämlich nur bis 1850 in Gebrauch.)

    Eingeführt wurde der Stempel in Weiden den Handbüchern (Winkler; Feuser/Münzberg) zufolge im Jahr 1834.

    Der Fingerhut zeigt im Außenring zwischen den letzten beiden Buchstaben eine markante Delle.
    Jetzt müsste man noch Briefe finden, die dieses Merkmal nicht haben (oder einen Heimatsammler, der es genau sagen kann).

    Gefunden habe ich Beispiele aus den Jahren 1843 ohne Delle und 1846, bei der ich meine, bereits eine Delle erkennen zu können.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erding,
    danke für die Hinweise. In der Stempeldatenbank stampsx habe ich noch einen Abschlag vom 14.1.1840 gefunden, der die Delle im Außenring auch schon zeigt. Damit ist das Zeitfenster für diesen Brief noch etwas größer. Vielleicht finde ich ja noch etwas über den Wiener Francostempel heraus.
    Beste Grüße
    Christian

  • Hallo Christian,

    der Weidener sieht sehr neu aus - also eher recht früh, als spät.

    Der Postvertrag wird der von 1819 zwischen Bayern und Österreich sein - ab 1.10.1842 sollte so ein Brief anders aussehen.

    Diesen roten Stempel von Wien kenne ich so Ende der 1830er Jahre - daher schätze ich ihn von 1837-1839 ein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo lebenslauf,

    das ist sicher kein Bayernstempel (Fingerhutstempel), sondern muss ein weit späteres Exemplar sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo lebenslauf,

    20 Pfennig in Marken und 4 Pfennig bar bezahlt, dazu die Anschrift eines bekannten Philatelisten und ein Stempeltyp, den ich noch nie gesehen habe - das schaut mir sehr nach philatelistischer Mache aus. Aber ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren. Man lernt ja schließlich nie aus.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Lebenslauf,

    der Stempel ist bei Arenz-Kahl-Richter auf Seite 196 gelistet. Verwendung bekannt von 9.45 - 8.46 und einzelne Abstempelung vom 17.1.1948 . Als Bedarf waren im Jahr 2001 ca. 15 - 25 Belege + Sammlerpost bekannt.

    beste Grüße

    Dieter

  • Verehrte Freunde,

    zu diesem Stempel gibt es im Archiv für Postgeschichte in Bayern 1957/I einen Artikel eines Freiherrn von Reitzenstein (ohne Nennung seines Vornamens, S. 122f.).
    Demnach handelte es sich ursprünglich um einen Stempel, "der zur Kontrolle von Kraftpost-Wochen- und Monatsfahrkarten bestimmt war".
    Reitzenstein hat versucht, bei diversen Ämtern Auskünfte dazu einzuholen und konnte immerhin ermitteln, dass der Stempel in Konradsreuth vom 14.8.45 bis 8.10.46 im Einsatz war. Es gab ihn wohl auch andernorts, aber halt nicht im Einsatz am Postschalter. Selbst die OPDs vermochten damals nur Schätzungen abgeben, wann und wie lange der Stempeltyp seinem eigentlichen Zweck entsprechend verwendet wurde (ca. 1920–1940).
    Als Reitzenstein Anfang Januar 1946 von dieser Stempelbesonderheit erfuhr (durch einen Abschlag auf einem Postanweisungsabschnitt), ließ er sich Abschläge des Stempels auf AM-Post-Marken schicken.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo erdinger,

    diese von Reitzenstein initiierten Belege stellen vermutlich die bei Arenz-Kahl-Richter genannten Sammlerbelege dar. Interessante Ergänzung zu dem Stempel.

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    auf der kürzlich gewesenen Deider-Auktion gab es ein bemerkenswertes Ergebnis für einen Stempel der Pfennigzeit. Der nur in einer Handvoll Abschläge bekannte Fingerhut Selb brachte bei 80 € Ausruf immerhin 240 € Zuschlag. Der nur in diesem einen Stück bekannte Fingerhut Bernried dagegen war auf der vorletzten Deider-Auktion für gerade mal 95 € zu haben.

    Da müssen also bei dem Selber Stempel zwei Heimatsammler aneinander

    geraten sein, anders ist der Zuschlag nicht zu erklären. Ich hätte ihn übrigens auch gerne gehabt, hatte aber nie mit so einem hohen Ergebnis gerechnet :wacko:.

  • Lieber Franz,

    Selb auf 50 Pfg sind aber auch großes Kino - besser geht es halt nicht, von daher sehe ich den Preis als moderat an.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    einen leicht übergroßen Brief von Gefrees nach Neustadt Aisch frankiert mit 7 Kreuzer konnte ich an Land ziehen.

    Außer dem Datum 30.8. im Stempel befindet sich leider kein Hinweis auf des Verwendungsjahr. Es wird aber wegen des blauen Stempels wohl 1872 oder 1873 sein.

    Offensichtlich wurde mit dem Brief jedoch keine Textnachricht verschickt sondern 3 Bogen (was?) und die Textnachricht auf die Außenseite des Kuverts geschrieben:

    "Anbei 3 Bogen ....(was?). Bitte dieselben möglichst bald, mindestens in vierzehn Tagen zurückzusenden."

    Vielleicht kann jemand lesen, was verschickt wurde?

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,

    dein Brief ist vom 20.8.1872 - steht vorne unten links jedenfalls so drauf ...

    Anbei 3 Bogen Sdx (?). Bitte dieselben möglichst bald, mindestens in 14 Tagen, zurück zu senden.

    Weiß leider auch nicht, was für Bogen das waren ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo abrixas,


    Du kannst das Verwendungsjahr meiner Meinung nach noch weiter einschränken.

    Die Marke stammt von Platte 3 und damit kommen für Weilheim frühestens 1865, wahrscheinlicher wohl nur die Jahre 1866, 1867 oder 1868 infrage.


    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Beleg aus HAMERAU vom 21.7.1866.

    Weitere Ausführung zu den Stempeln siehe post 2 von maunzerle.

    Lt. Attest Brettl soll es nur drei Briefe geben.

    Gruß

    bayernjäger