Preußen Expressbriefe

  • Hallo zusammen,

    einen weiteren Expressbrief von Berlin nach Kobylepole bei Posen vom 24.12.1864 und zugestellt am 25.12.1864.
    Siegelseitig 3 Sgr. Porto und 5 Sgr. Botenlohn für die Landbestellung.


    Magdeburger.
    Lieber Ulf,
    innerhalb Preussens gab es bei Expressbriefen keinen Unterschied bei der Tag/Nacht Bestellung.
    Die gab es nach meiner Ansicht nur im Postverein 3.Sgr. bei Tag und 6 Sgr. Nachts.
    Geändert wurde dies zum 01.01.1861


    schönen Gruss
    Peter

  • Hallo zusammen,

    schon seit einem halben Jahr nichts neues. :(:(

    Dann stelle ich mal wieder einen Brief rein.

    Expressbrief aus Bonn nach Dortmund mit handschriftlicher Aufgabe vom 06.11.??
    Auch hier wünschte der Absender keine Zustellung in den Nachtstunden.
    Kann ich beim Empfänger auch verstehen.
    Lustig fand ich es nur das anscheinend ursprünglich 7 Uhr morgen stand und dann in 6 Uhr geändert wurde.
    (soll Sie doch früher aufstehen das Fräulein Henrette. ;);) )

    schönen Gruss
    Peter

  • Hallo preussensammler,

    toller Brief - bei 6 oder 7 Distributionen in Köln fragt man sich, warum hier überhaupt per Express versandt wurde, zumal die Nachtzustellung ausgeschlossen wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch,

    bei 6 oder 7 Distributionen in Köln fragt man sich, warum hier überhaupt per Express versandt wurde, zumal die Nachtzustellung ausgeschlossen wurde.


    Der Empfänger konnte seine Post im Postamt selbst abholen bzw. lassen, wenn er dies dem Postamt vorher mitteilte, was in Schriftform vorliegen sollte.
    Vielleicht war dem Absender der Inhalt so wichtig, dass er die Zustellung auf jeden Fall wollte. Diese Briefe wurden meines Wissens mit Reco-Briefen oben im Briefbeutel verpackt, so dass dieser schnell und vielleicht auch für ihn sicherer, bearbeitet wurden. Vielleicht ging ihm auch schon ein wichtiger "normaler" Brief verloren, so dass er nun "per Expressen" versendet hat.
    Vielleicht holte der Empfänger auch nicht jeden Tag seine Post im Postamt ab.

    N.B. Eine Selbstabholung war bestellgeldfrei - eine Zustellung jedoch nicht.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein etwas unklarer Brief mit Vermerk Per express

    Am 6.9.1854 spät nachmittags zwischen 17 und 18 Uhr in Halle/S. aufgegeben nach Seehausen in der Altmark. Die Entfernung liegt knapp oberhalb von 20 Meilen, so dass die frankierten 3 Sgr. dem reinen Brieffranko entsprechen.
    Der schlecht zu erkennende Ankunftsstempel scheint vom gleichen Tag zu stammen. Eine schnelle Beförderung ist über die Bahnverbindung Halle-Magdeburg-Wittenberg mit Haltestelle in Seehausen möglich.
    Daher könnte der Brief tatsächlich noch per Express zugestellt worden sein. Das in Seehausen mit seiner Post-Expedition ansonsten noch abends eine reguläre Zustellung erfolgte, halte ich eher für unwahrscheinlich.
    Da kein vorausbezahltes Bestellgeld zu erkennen ist (oder erkennt jemand im rückseitigen Schnörkel etwas ?), wäre es hier vom Empfänger zu bezahlen gewesen. Denkbar wäre auch, dass der Absender nicht einschätzen konnte, ob es evtl. wegen der späten Ankunftszeit in Seehausen eine Nachtzustellung gäbe, die mit dem doppelten Tarif anzusetzen war.

    Wie schätzt ihr diesen Brief ein?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    musste denn der Expresslohn auf dem Brief (bzw. seiner Siegelseite) notiert werden, oder war das nur dann der Fall, wenn der Empfänger eine Quittung brauchte?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo in die Runde

    der Brief war erst am 07.09.1854 in Seehausen.
    Meines Wissens kam erst um 21 Uhr Abends ein Zug aus Halle in Magdeburg an und entweder ging es 6 Uhr am nächsten Tage oder 7.45 Uhr in Richtung Seehausen.
    Hier sind die Fahrpläne zu finden:
    Zug-Fahrpläne Ab- und Abfahrten

    Das Bestellgeld für eine Expresse Bestellung hätte siegelseitig notiert werden müssen - ist hier nicht und ohne ist dies schlicht nicht zu beweisen. Vielleicht wartete der Empfänger am Postamt schon auf seine Post, oder, oder...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    musste denn der Expresslohn auf dem Brief (bzw. seiner Siegelseite) notiert werden, oder war das nur dann der Fall, wenn der Empfänger eine Quittung brauchte?

    nur ein vorausbezahltes Express-Bestellgeld musste auf dem Brief notiert werden.
    Kassierte der Bote sein Bestellgeld bei der Zustellung, musste dieses nicht auf dem Brief notiert werden und auch der Express-Zettel brauchte dann nicht aufbewahrt werden.


    LIeber Ulf,

    der Brief war erst am 07.09.1854 in Seehausen.
    Meines Wissens kam erst um 21 Uhr Abends ein Zug aus Halle in Magdeburg an und entweder ging es 6 Uhr am nächsten Tage oder 7.45 Uhr in Richtung Seehausen.
    Hier sind die Fahrpläne zu finden:
    Zug-Fahrpläne Ab- und Abfahrten

    Du hast natürlich recht. Das Datum 7.9. ist auf dem Scan klar zu erkennen - besser als auf dem Original.
    Danke für die Fahrpläne, wusste gar nicht mehr, dass wir solche Infos auch in den Tiefen des Forums vergraben haben.

    Das Bestellgeld für eine Expresse Bestellung hätte siegelseitig notiert werden müssen - ist hier nicht und ohne ist dies schlicht nicht zu beweisen. Vielleicht wartete der Empfänger am Postamt schon auf seine Post, oder, oder...

    Wie oben beschrieben, musste nur ein vorausbezahltes Bestellgeld notiert werden. Ein vom Empfänger zu zahlendes konnte, musste aber nicht, auf dem Brief notiert werden. In diesem Fall mussten ja auch keine Express-Zettel und Karten gepflegt werden.
    Bei vorausbezahltem Express-Bestellgeld ging der quittierte Express-Zettel an die Aufgabepost zurück.

    Da die formalen Anforderungen an eine Expreß-Bestellung vom Briefaufgeber erfüllt wurden, bin ich im Moment noch immer der Meinung, dass diese Zusatzleistung so auch von der Post akzeptiert wurde. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass der Brief dennoch morgens mit dem ersten Bestellgang ohne extra Berechnung zugestellt wurde ...

    Danke jedenfalls für eure Kommentare.
    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief mit vorausbezahltem und auf der Briefrückseite mit Marken frankierten Expressbestellgeld.

    Die Frankatur von 1 Sgr. reicht für die Strecke ins benachbarte Nieheim.
    Leider vergass der Postbeamte in Paderborn nach dem Stempeln der Marken noch den Aufgabestempel abzuschlagen ... ;)

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich müsste schon sehr lange nachdenken, um mir einen besseren Einstieg in eine preussische Contraventions - Sammlung vorzustellen. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    ja, der Brief hat mir direkt gut gefallen: 3-Farben-Frankatur, nicht so häufiges rückseitig verklebtes Expreßbestellgeld, sauber gestempelt und saubere Gesamterhaltung, und dann noch die Besonderheit des fehlenden Stempels.
    Das zusammen findet man gerade bei Preußen nicht alle Tage.
    Da habe ich gestern bei Rauhut doch gerne mein Bieterkärtchen hoch gehalten ... :D

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier eine etwas andere Art der Expreßzustellung.

    Ein 1 Sgr.-Ganzsachenumschlag U11aB mit bar bezahltem Expreßbestellgeld von 2 1/2 Sgr. von Löwenberg nach Berlin.
    Die Entfernung betrug 6 Meilen, so dass alles passt.
    Außergewöhnlich der Zustellungswunsch des Absenders:
    am Sonntag früh 7 Uhr pr. expreß zu befördern, wofür in Löwenberg 2 1/2 Sgr. Trinkgeld gezahlt sind.
    Anscheinend sollte hier die Hochwohlgeborene Dame pünktlich einen Gruß zu einem persönlichen Festtag (Geburtstag o.ä.) bekommen.
    Der Brief wurde an einem 9.11. am frühen Nachmittag aufgegeben und erreichte Berlin ausweislich des rückseitigen Ankunftstempels noch am selben Tag.
    Die Ganzsache U11a wurde ab 1855 herausgegeben, die Entwertung mit Tintenstrich war bis März 1859 vorgeschrieben. Daher kommen für diesen Brief die Jahre 1855-58 in Frage. Ein Blick in den ewigen Kalender ordnet dem 9.11. folgende Wochentage zu:
    1855 Freitag
    1856 Sonntag (Schaltjahr)
    1857 Montag
    1858 Dienstag
    Da der Brief an einem Sonntag früh zugestellt werden sollte, gehe ich von 1855 aus.
    Der Absender bezahlte also die Expreßgebühr dafür, dass der Brief den Samstag liegenblieb und am Sonntag in der Frühe zugestellt wurde.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    schön, dass du ihn so gut beschreiben konntest - ich hatte ihn gleich gesehen und dem Schorsch gesagt, dass ihn einer mit Ahnung kaufen würde, denn solche Vermerke sucht man auch bei Preussen wohl eher vergeblich. Dass der Name der Empfängerin unkenntlich gemacht wurde, darf in dem Fall gerne hingenommen werden. Wer kann schon einen vergleichbaren Brief überhaupt zeigen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1861/62 mit vorausbezahltem Expressbestellgeld in den Landbezirk.

    Für die Strecke Schlawa - Baumgarten bei Ohlau fielen 2 Sgr. an
    (gemeint war hier das dicht bei Ohlau etwas nordwestlich liegende Baumgarten mit 125 Häusern und 1000 Einwohner, nicht das rund 8 Meilen entfernte Baumgarten, Kr. Frankenstein), siehe Karte.

    Für die Recommandation waren ebenfalls 2 Sgr. zu zahlen.
    Für die Express-Bestellung in den Landbezirk wurde der Minimalsatz von 2 1/2 Sgr. (gültig bis zu einer Entfernung von einer halben Meile) bezahlt.
    Der Absender notierte frei recommandirt und sofort abzutragen! Citissime !!! Entfernung von Ohlau 1/10 Meile !

    Im Preußen-Handbuch steht, dass die Vorausbezahlung des Bestellgeldes bei Expresszustellung in den Landbezirk nicht zulässig war.
    Mit Einführung der neuen Expeditionsvorschriften 1849 war eine Vorausbezahlung des (Express-)Bestellgeldes nicht möglich. Mit Einführung der Freimarken konnte dann das normale Bestellgeld vorausbezahlt werden. 1851 konnte der Express-Botenlohn von 2 1/2 Sgr. für den Ortsbezirk ebenfalls vorausbezahlt werden - für den Landbezirk war dies (noch) untersagt.
    Im neuen Reglement von 1861 wird die Vorauszahlung des Express-Bestellgeldes zugelassen, der richtige Betrag liegt jedoch in der Verantwortung des Absenders. Wird zuwenig bezahlt, verfällt dieser Betrag und der Empfänger muss den vollen Bestelltarif bezahlen. Der letztgenannte Sachverhalt wurde dann später entschärft, so dass auch hier das vorausbezahlte Express-Bestellgeld angerechnet wurde.

    Abgesehen davon, wurde bei dem Brief die vorgeschriebene Reco-Nummer nicht notiert und kein Ausgabestempel abgeschlagen.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    herzlichen Glückwunsch zu dieser Bombe - eine 3-Farben-Frankatur (noch dazu als Ganzsache) mit Reco und Express ist sicher nicht das unattraktivste Stück Postgeschichte, das ich mir vorstellen kann. Dazu noch eine Contravention - was will man mehr? Ein Stück von Rauhut? So etwas findet man ja nicht in der Krabbelkiste, daher die Frage.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.