• Hallo bayern klassisch,

    ...bis jetzt bist Du von einem Laufweg über Österreich ausgegangen...könnte er nicht anders gelaufen sein?

    Basel, Sardinien, Genua, Schiffspost nach Livorno. Mit den Taxen komm ich aber auch nicht weiter. ?(

    Nur als Denkanstoß-Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    bei der Vielfalt der Stempel in Anführungszeichen weiß ich es auch nicht - nicht mein Gebiet.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo Leitwege,

    zum Beitrag #65

    meiner Meinung nach ging der Brief mit der Bahnpost von Winterthur nach Zürich und dann weiter nach Olten ...

    hier unterstelle ich mal, dass eine effizient arbeitende Schweizer Post den Brief am 15.10.1865 direkt mit der seit 1.6.1864 bestehenden Bahnverbindung Zürich-Luzern expediert hat und nicht den doppelt so weiten Weg über Olten wählte.


    "... dann Como in Italien, wieder Anschluß an die Bahnpost (Como-Monza-Mailand)."

    Hier bist du der Zeit etwas voraus. Die Bahnstrecke Mailand-Como endete bis 1875 in Albate-Camerlata und wurde erst mit dem Neubau der Strecke Como-Lecco bis Como und dann weiter nach Chiasso geführt.


    mit bestem Gruss
    stampmix

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix (12. Januar 2015 um 11:01)

  • hallo Leitwege,

    Literatur zu interdisziplinären Themen gibt es nur in Ausnahmefällen. Aber da werde ich Dir nichts Neues sagen. Im Kontext zur Eisenbahnentwicklung und deren dramatische Auswirkung hinsichtlich der Beförderungszeiten von Poststücken gibt es genügend Ingenieur-Historische Literatur; nur legt diese den Schwerpunkt auf Aspekte, die den Postgeschichtler wenig bis garnicht interessieren. Zur Recherche ist wikipedia wie immer eine gute Bank.

    Zur Entwicklung der Eisenbahnen gibt es jedoch die hervorragende Enzyklopädie des Eisenbahnwesens von Viktor Freiherr von Röll, die bei zeno.org veröffentlicht ist: Hier die Artikel zur Schweizerischen Eisenbahn und Italienischen Eisenbahn

    Es sind aber immer die kleinen Mosaiksteinchen, die es zu finden gilt. Hier mal kurz am Beispiel der Bahnstrecke Como-Mailand gezeigt. Im deutschen wiki unter Chiasso-Mailand und im italienischen wiki unter Milano-Chiasso zu finden. Schon die Bezeichnung spiegelt die unterschiedlichen Blickwinkel wider. Aber nur die italienische Seite lässt mit Hilfe der Originalkarte einen Rückschluss zu, warum die Strecke 1849 kurz vor Como endete und erst 25 Jahre später weitergeführt wurde. Die geplante Rampe nach Como war schlicht zu steil und die endgültige Streckenführung nimmt eine weite Schleife und halbiert damit die Steigung.

    Da wir uns hier im Schweiz-Forum befinden möchte ich jedem (halbwegs) Interessierten das Buch Die Gotthardbahn in kommerzieller Beziehung von Gottfried Koller aus 1864 ans Herz legen. Dieses Buch bietet eine Fülle an allgemeinen Informationen zur Situation der Schweiz Mitte des 19.Jahrhunderts; auch und besonders die Einbindung in das Europäische Transportnetz betreffend.
    Für die Bedeutung der Transitwege durch Graubünden finden sich hervorragende Informationen in der Bibliothek von Untervaz: Zur Geschichte der Transitwege durch Graubünden , Die Bergstrassen durch den Kanton Graubünden , Graubünden - Transitland Europas und viele mehr.


    besten Gruss
    stampmix

    3 Mal editiert, zuletzt von stampmix (13. Januar 2015 um 14:23)

  • Hallo stampmix,

    vielen Dank für diese wertvollen Informationen - der Drucker arbeitet schon. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo Leitwege,

    die sich im 19. Jahrhundert entwickelnden Verkehrswege (nicht nur) in den Alpen beschäftigen mich schon einige Zeit - spannendes Thema.

    Nochmals zur Gotthardroute: Hier der Fahrplan Luzern-Mailand mit der Postkutsche ab 1850, Fahrzeit ca.28 Stunden:

    05.00 Luzern - Flüelen, mit Dampfschiff
    07.45 Flüelen - Andermatt, mit Postkutsche
    13.30 Andermatt - Airolo
    17.40 Airolo - Bellinzona
    23.20 Bellinzona - Lugano
    03.25 Lugano - Camerlata
    07.40 Camerlata (Como) - Mailand, mit Bahnpost
    08.55 Ankunft in Mailand.

    Der Brief ist am 16.10.1865 ab Luzern erstmal per Dampfschiff befördert worden, ob mit oder ohne Bestätigungsstempel. Mit der Axenstraße hast Du zeitlich zwar gerade noch die Kurve (im wahrsten Sinne) gekriegt, da am 3.7.1865 eröffnet; jedoch ist die ca. 50 km lange Fahrstrecke auf der Axenstraße damals schwerlich mit der Postkutsche frühmorgens bis 7.45 Uhr Abfahrt in Flüelen zu bewerkstelligen gewesen und die Nachmittagskutsche verkehrte nur in den Sommermonaten.

    off-topic:
    gestern nicht gefunden, jedoch herrlich selbstkritische und aufschlussreiche Darstellung der damaligen Schweizer Beförderungshemmnisse am Beispiel eines Reisenden aus Paris 1865, der auf dem Weg nach Mailand in der Schweiz nicht vorankommt:

    Bericht des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung über die Einführung von Nachtzügen auf den Eisenbahnen des Schweiz


    besten Gruss
    stampmix

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix (14. Januar 2015 um 10:34)

  • Hallo stampmix,


    jedoch ist die ca. 50 km lange Fahrstrecke auf der Axenstraße damals schwerlich mit der Postkutsche frühmorgens bis 7.45 Uhr Abfahrt in Flüelen zu bewerkstelligen gewesen

    ...das verstehe ich nicht ganz. Ich dachte durch die Straße verkürzte sich die Fahrzeit.

    Viele Grüsse
    Christian

  • hallo Leitwege,

    die Straßenverbindung Luzern - Küssnacht - Schwyz - Flüelen beträgt heute noch über 50 km, damals dürften es noch ein paar mehr gewesen sein. Bei einer angenommenen Reisegeschwindigkeit der Postkutsche von 10km/h in der Ebene entspricht das einer reinen Fahrzeit von 5-6 Stunden zusätzlich Aufenthalt bei Zwischenhalten.

    Die direkte Strecke über den Vierwaldstättersee von Luzern - Flüelen beträgt ca. 35 km. Selbst das ältesete verkehrende Dampfschiff fuhr mit ca. 15km/h, was einer Fahrzeit von ca. 2,5 Stunden entspricht und mit dem Fahrplan gut zusammenpasst. Das 1843 in Dienst gestellte Dampfschiff "St.Gotthard" wurde eigens für die Anbindung der neu ausgebauten Gotthard-Passstraße erworben und hat die Verbindung frühmorgens sicher ohne Zwischenhalt ermöglicht.

    Die Bedeutung des Axenstraße liegt darin, dass es die erste und einzige Straße von Flüelen am Urnersee entlang Richtung Norden überhaupt war (und ist, wenn wir von der Autobahn A2 absehen). Zuvor musste jeglicher Verkehr über den See befördert werden.


    mit bestem Gruss
    stampmix

  • hallo Leitwege,

    da hat der Autor deiner Quelle einiges durcheinandergebracht.

    1837 wurde das erste Dampfschiff auf dem Vierwaldstättersee eingesetzt. Bist dahin verkehrten sogenannte Nauen, Fracht-Ruderkähne mit Segelunterstützung, zwischen Luzern und Flüelen. Wobei hierfür die Verkürzung der Fahrzeit von 9h auf 2h 30min plausibel erscheint.

    1849 wurde die Bahnstrecke Camerlata - Mailand fertiggestellt, was die Fahrzeit um weitere 3h 15min verkürzte.

    1865 wurde die Axenstraße fertiggestellt, was erstmal keinen Einfluß auf eine Fahrzeitverkürzung hatte, den nördlichen Zugang zum Gotthardpass allerdings von den Fahrplänen der Dampfschiffe unabhängig machte und eine erheblich bessere Anbindung an die Bahnverbindung Zug-Zürich ermöglichte.

    1882 wurde die Gotthardbahn von Immensee (bei Küssnacht) nach Chiasso und weiter nach Mailand in Betrieb genommen.

    1897 war die Gotthardbahn ab Luzern fertiggestellt.


    mit bestem Gruss
    stampmix

  • Liebe Sammlerfreunde,

    heute ein Brief aus Sion im Wallis nach Genua/Sardinien vom 31.3.1863. Frankiert mit 30 Rappen war der Brief bis zum Empfänger bezahlt, was auch der PD-Stempel ausdrückt.

    Rückseitig wird der Laufweg deutlich, am 1.April war er in Brigg/Schweiz und lief dann über den Simplon-Pass (mein erster Brief über diesen Alpenpass 8o ) nach Domodossola dem Grenzpostamt in Sardinien. Von dort weiter über Novara (2.April) nach Genua (2.April).

    Gekauft habe ich ihn wegen dem Leitweg Simplon-Pass, im Helbig-Buch ist ein Brief aus Sardinien nach München über den Simplon, was sehr selten sein dürfte, meiner ist leider nur aus der Schweiz nach Sardinien.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute in Portobrief aus Bern vom 3.1.1854 nach Nizza/Kgr.Sardinien. Gelaufen wahrscheinlich über Luzern, Gotthard, Bellinzona zum Lago Maggiore (sicher wegen des Verbano-Stempels vom 5.1.). Von dort gings nach Sardinien (Turin) und schlecht zu sehen: 8. Gen. (ist das ein Stempel von Nizza?).

    Der Empfänger zahlte 4 Decimi. Wie war die Portoaufteilung Schweiz-Sardinien?

    Was mich noch wundert: Bern ist ja in der Westschweiz, war es normal dass der Brief zuerst wieder nach Norden Richtung Luzern lief und dann über den Gotthard? Ich hätte mir auch einen Laufweg über Genf/St.Julien oder über Aosta vorstellen können.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Laurent,

    dankeschön :thumbup: , also 40 centsimi oder 4 Decimi, passt.

    Und der Laufweg, war der normal von Bern nach Nizza über Lago Maggiore?

    Viele Grüsse
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (19. Oktober 2016 um 19:50)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    einen ähnlichen Brief wie Jürgen in # 54 gezeigt hat, habe ich heute erhalten:

    Brief frankiert mit 10Centesimi/Grenzrayon (R.L.-Stempel) aus Domodossola in Sardinien/Italien vom 26.6.1967 nach Loeche (auf deutsch Leuk) im Kanton Wallis.

    Rückseitig die Stempel von Brigue/Brigg und der Ankunftsstempel von Loeche. Der Stempel von Brigue dokumentiert den Laufweg über den Simplon-Pass.

    Jetzt ist dann aber mal einer aus Sardinien mit diesem Laufweg nach Österreich oder AD fällig. :D

    Viele Grüsse
    Christian