Luxemburg - Frankreich

  • Habe heute zwar keine Zeit fürs Forum, aber nun ist unser lieber BK wieder da und da ich meinen Neuling :love: schon angekündigt hatte ..

    Es haben nur sehr wenige meinen Einkauf gesehen. Für diesen Beleg musste ich extra zu einem Geldautomaten und bin 3x durch dieselbe Polizeikontrolle gefahren. Trotz Aufregung hatte ich keinen Bleifuss und wurde nicht gestoppt. Uff !

    Nun aber zu dem Beleg : Einschreiben nr 12 mit rechteckigem recommandé Stempel ab Luxemburg nach Paris an den Comptoir d’Escompte. Abgestempelt am 22.10.80. GÜ-stempel LUXEMB. A AVRICOURT. Alleine schon wegen des CE war ich in heller Aufregung, und da hatte ich die Rückseite noch nicht gesehen - uiii - meine Lieblingsbank: die Großherzoglich-luxemburgische Nationalbank. Der Verkäufer verstand meine Aufregung nicht denn ich habe mich fast nur mit der Rückseite beschäftigt. Dabei ist die Frankatur mit 2 Franken 70 ja auch nicht ganz ohne! Das Einschreiben wog 142 Gr, Vermerk oben links. Unterhalb der 142 steht eine 10 – diese steht für 10faches Porto welches ich wie folgt berechnet habe:

    Portostufe LU-FR vom 1.4.1879 - Brief je 15gr 0.25. Bei 142 Gramm 0.25 x10 = 2fr50 + Einschreiben 0.20 = 2fr70

    Phila-Gruß

    Lulu

    2 Mal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (25. September 2014 um 22:27)

  • Hallo Lulu,

    für den hättest du so oft zum Bankautomaten fahren können, bis der Tank leer ist. :P:P:P:P

    Das ist ja eine Obergranate - so etwas war schon damals ultra - selten; um so schöner, heute noch so etwas sehen zu dürfen.

    Hierfür bedankt sich ganz herzlichst

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Neuzugang für meine Luxemburg, Land & Leute Sammlung

    Ich habe folgenden Brief vom 6 März 1823 mit sehr interessantem Innenleben erworben. Brief aus dem ersten Niederländischen Rayon L.P.B. 1.R also Luxemburg. Der Einzeiler Luxembourg, rechts, ist sehr schlecht abgeschlagen. Oberhalb der GÜStempel Pays-Bas par Thionville. Kein PD oder PP Stempel. Das Gesamtporto belief sich auf 11 décimes. Keine Angaben wie das Porto unter den beiden Ländern aufgeteilt wurde.

    Ich hatte einige Schwierigkeiten bei der Deutung der 11 décimes! Thionville-Lyon: von Büro zu Büro auf dem kürzesten Weg +/- 454 km macht 7 décimes gemäss der FR- Portotabelle von 1810 für den einfachen Brief bis 6 Gr. Der Brief muss etwas schwerer gewesen sein vermutlich zwischen 6-8 Gr. Hinzu kommt dann laut Französischem Tarif 1 Décime. Die Gewichtsprogression auf Luxemburger Seite war nicht ganz so aggressiv gestaffelt (ein Loth +/- 16gr). Das luxbg Inlandporto belief sich auf 2 (niederländische) sols welche von Frankreich mit 3 décimes verrechnet wurden. Somit ergibt sich ein gesamt Porto von 7+1+3 = 11.

    Nun aber zum Innenleben: der Brief enthält 3 Muster farbiger Seidenfäden welche der Absender (Lippmann) aus Luxemburg in Lyon in Auftrag gibt

    Die Lippmann: 1807 lässt sich die Familie gebürtig aus Ennery (Moselle) in Luxemburg nieder. Der Vater: Jonas - die Söhne: Isäi (Isaie) geboren 1804 in Ennery und Léo 1808 in Luxemburg. 1821 gründet der Vater eine Handschuhfabrik in der rue Philippe II die dann 1825 ins Pfaffenthal umzieht. 1836/37 gründet Jonas die Société Lippmann, père et fils. Isäi erwirbt 1838 ein altes Kloster in Bonnevoie wohin die Firma dann auch umsiedelt. Der Vater Jonas stirbt 1841. Isäi übernimmt die Firma verkauft aber schon 1848 und siedelt mit seiner Familie nach Paris um. Léo Lippmann der 2te Sohn von Jonas, siedelt irgendwann nach Amsterdam um und heiratet dort 1834 Henriette Enthoven. Er ist Mitbegründer der Bank Lippmann, Rosenthal et Cie.

    ein super Fund , jedenfalls für mich

  • Hallo Lulu,

    herzlichen Glückwunch zu dieser Inhalts - Rosine, wie man sie aus LUX wohl kaum einmal bekommen wird.

    Danke auch für die Erklärung zu den Taxen - wenn man es nicht weiß, ist man hier chancenlos und dass LUX mit dem Loth rechnete, war mir auch neu. Wie lange war das dort so?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Luxemburgs Geschichte ist undurchsichtig! Wir waren zu den Zeiten ein Spielball der Nationen. Das Aufbröseln von Auslandsbriefen – incoming oder auch outgoing - ist manchmal Schwerstarbeit. Ich arbeite im Augenblick intensiv an Portodeutung zwischen 1815 und 1850. Ehrlich gesagt es vergehen oft Stunden mit Recherchen ohne auch nur einen Deut weiterzukommen. Nun bin ich auch keine Expertin. Mal wurde in französischen décimes verrechnet, dann in niederländichen sol. 1820 Währungsreform zu niederländischen cents, später in Belgischen Franc, dann wieder in Nierländischen cents und letztlich in Luxemburger Franken. Schlimmer noch das Land war 1830-1839 Belgisch die Stadt Luxemburg aber Niederländisch. Je nach dem wo der Brief einging findest du das Porto in Francs oder in Florint.

    Die Sache mit den Gewichten änderte auch je nachdem ob wir französisch, niederländisch oder belgisch waren. 1820 kam einen Neuerung (niederländisch) in Sachen Gewicht und eine Währungsreform. Auch welcher Gewichtsbasis nun genau gerechnet wurde entzieht sich mir im Augenblick. Ich vermute dass ab 1830 in Gramm verrechnet wurde. Mit den belgischen Portosätzen von 1836 wurde auf jedenfall in Gramm gerechnet. Somit in Loth von 1815- 1830 (?), bin mir noch nicht 100% sicher.

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Lulu,

    vielen Dank für die Info über deinen Forschungsstand; klingt abenteuerlich, aber auch sehr spannend - sollte dir mal die Vormarkenzeit von Luxemburg zu einfach erscheinen, rate ich dir zur Schweiz vor 1852, da erlebt man dann das noch, was man zuvor um ein Haar ausgeschlossen hätte. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralp,

    Dank unserer Diskussion von gestern hatte ich einen Geistesblitz und habe meine Suche unter einem anderen Stichwort fortgesetzt. Und siehe da:

    Ab dem 1.1.1821 verschwand die Gewichtseinheit Loth und wurde durch den Esterling ersetzt. 1 Esterling war wohl nichts anderes als 1 Gramm . Die Gewichtsprogression für Briefe hat aber nicht gross geändert und war wie folgt:

    <16 esterling = einfacher Brief,
    16 <24 à 1,5x Porto
    24<32 à 2 x Porto
    32<40 à 2,5 x Porto, usw immer 8 hinzu

    die Beschreibung muss ich nun anpassen, die Porto Rechnung passt allerdings

    Phila-Gruß

    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (8. November 2014 um 18:08)

  • Liebe Lulu,

    Esterling habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört - das scheint eine Luxemburger Spezialität zu sein, aber es ist hoch interessant, dass man praktisch auf Gramm fußte, aber die Gewichtseinteilung nach dem Loth machte. Super!

    Vielen Dank für deine Mühewaltung! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Helmut,

    danke fürs Googlen - dann war 1 Esterling 1,5g schwer? Welche Unze galt von mehreren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Helmut. lieber Ralp

    auch ich hatte gegoogelt. Aber die gefundene Tabelle Stadt Gent oder so passt nicht ganz überein mit den niederländischen Bestimmungen von 1820.

    Ich kann euch jetzt natürlich den Auszug aus dem Dictionnaire postale de la Belgique von 1845 scannen, die Texte sind allerdings auf Französisch

    Zitat, übersetzt : Das neue Niederländische Pfund mit seinen 1000 Esterling kommt einem französischen Kilogramm gleich ... die neuen niederländischen Gewichte stimmen exact mit den alten Französischen überein. Die Postanstalten welche diese Gewichte noch besitzen , dürfe diese wieder einsetzen .......


    Der Dictionnaire gibt Wortgenau die Postinstruktionen der damaligen Zeit wieder in diesem Fall von 1820

  • Liebe Lulu,

    jetzt bin ich doch einigermaßen verwirrt - 1g also doch?

    Liebe Grüsse
    Ralph

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Lulu,

    Dein Brief ist ein einfacher Brief (<6 g, gemäss Franz. Gewichstufe) wenn man durch Deduktion entsprechend dem Postvertrag Frankreich-Nederland von 1817 geht.
    Wirklich nach diesem Postvertrag sollte ein Brief, der das "LPB1R" Stempel trug, mit 4 décimes seit dem Grenzübergangsspostamt taxiert sein. Das Porto eines einfachen Briefes von Thionville nach Lyon kostete 7 décimes. Man erhält also einen totales Porto von 11 décimes.
    Dein Brief wurde als kein Muster ohne Wert betrachtet, weil ein Muster unter Streifen oder identifiziert als Muster zirkulieren sollte . Das ist kein Fall hier.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • @ Emmanuel
    vielen Dank für den Scann. Sehr hilfreich

    Dass es keinen Zuschlag für ein Muster gab habe ich mir schon fast gedacht. Allerdings dass das ‚Luxemburger Porto‘ mit 4 décimes berechnet wurde wusste ich nicht. Ich konnte einige Briefe einsehen allerdings in umgekehrter Richtung Frankreich-Luxemburg wo unser Porto mit 3d berrechnet wurde, es wurde sogar eindeutig auf dem Brief vermerk. Deshalb bin ich von 3 ausgegangen.

    Diesen Unterschied von 1 décime kann ich mir jetzt nicht erklären.

    Phila-Gruß

    Lulu

  • 3 oder 4 , 4 oder 3


    Lieber Emmanuel

    Eine Frage hätte ich da noch: Diese Postkonvention hatte ja über viele Jahre Bestand, gab es im Laufe der Jahre da etwa eine Anpassung bei der Reduzierung? Ich habe in meiner Sammlung zumindest einen Brief à 3d Lu-Fr wenn auch späteren Datums.

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Corinphila


    Die Internationale Bank wurde Anfang März 1856 von Kölner/Frankfurter Bankiers und Geschäftsleuten gegründet. Der erste Schalter öffnete am 31.7.1856. Ich wollte immer einen recht frühen Beleg, am liebsten aus dem Gründungsjahr. Dies war mir nicht geglückt. Nun tauchte bei Corinphila ein Beleg vom April 1857 auf. Nicht ganz billig aber ich habe mein Glück versucht und mein Gebot per Fax eingereicht. Man staune ich bekam den Zuschlag. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren stand am 24.12 FedEx vor meiner Tür und ich nahm das kleine Karton entgegen. Soweit so gut.

    3 Monate später bekam ich Post vom Zoll  8o und musste die Mehrwertsteuer nachzahlen, eine Ausgabe mit der ich nicht gerechnet hatte (ich wusste es halt damals nicht besser). Nun den: Einfuhr einer Antikität von 1857 aus einem nicht EU-Staat --> 15%.

    Und hier ist nun mein Kleinod:

    Kastenstempel der 'Internationalen Bank' unten links, frankiert mit 4 nr 1 gesamt 40 cts Porto für Frankreich, abgestempelt Luxembourg am 24 AVRIL 57 in blau Typ 'petit français'. PD port payé à destination in blau. In rot der Grenzübergangsstempel (sauber was recht selten vorkommt) Luxembourg Roussy le Village 25.4.57. Auf dem Verso ein Streckenstempel Luxembourg à Paris vom 25.4.57 und ein Ankunftsstempel 1 Paris 1 (2) vom 26 AVR57

    Phila-Gruß

    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (23. April 2015 um 21:40)

  • Liebe Lulu,

    das ist aber schon ein Traumbrief - phantastisch! Einen schöneren von Luxemburg wird man kaum finden, oder?

    Ich hoffe, du hast den moderierten Steuersatz bezahlt, wie er für Antiquitäten vorgesehen ist, und nicht den hohen. In Deutschland, wo dieser Fehler oft gemacht wird, beträgt der Unterschied 12% ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.