• Offizieller Beitrag

    Liebe Sammlerfreunde,

    manchmal erfolgte das Forwarding auch ganz ungeniert (hier im Jahre 1862):

    Aber die preußische Post sah dies auch entspannter, wie so manch andere.
    Die Geschäftsfelder der in Mannheim & Ludwigshafen ansässigen Firma waren Spedition, Incasso und Commission. Da ergaben sich schon aus dem eigenen Geschäftsbetrieb vermutlich immer wieder Gelegenheiten, Porto zu sparen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    weil es einen Pfälzer interessiert: wurde er in Ludwigshafen, oder in Mannheim geschrieben?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    danke für die etwas desillusionierende Antwort - damit haben es die Badener mal wieder geschafft. ;) Es gibt nämlich recht viele Briefe von Preußen, die in Ludwigshafen aufgegeben wurden, von daher war meine Hoffnung nicht völlig unbegründet.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    weil schwarze Einser nicht unbedingt zu den Marken gehören, die sich im Dutzend auf Forwarded - Briefen oder Drucksachen finden lassen dürften, möchte ich heute meinen gestrigen Fang bei Köhler zeigen, der es "in sich hat".

    Von außen eine harmlose DS mit einer 1II (oben mit Plattenfehler - ist der schon bekannt?) aus Karlstadt vom 23.1.1851 nach Bayreuth. Tatsächlich stammte sie aber aus Frankfurt am Main, damals freie Reichsstadt unter Taxis, und wurde im ca. 80 km entfernten Karlstadt aufgegeben.

    Bei korrekter Postaufgabe wäre sie, weil in der 1. Gewichtsstufe, als Brief zu tarifieren gewesen, so dass sie von FFM bis zur Grenze nach Aschaffenburg 4 Kr. für Taxis und ab da weitere 4 Kr. (über 6-12 Meilen) für Bayern bis Karlstadt, so dass der Versand bis zum tatsächlichen Ort der Postaufgabe 8 Kr. gekostet hätte. Von der bayer. Grenze bis Bayreuth waren es 165 km = über 18 bis 24 Meilen, so dass diese Strecke allein schon 8 Kr. gekostet hätte, wodurch sich der Absender 11 Kr. durch Umgehung des Postzwanges ersparte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber bayern klassisch,

    Große Gratulation zu dieser Oberrosine, die Du da gepflückt hast! :thumbup: :thumbup:

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    vielen Dank für die netten Worte. Sie war reif, diese Oberrosine! :thumbup::thumbup::thumbup:

    Und der Preis war sehr moderat, da musste ich doch zuschlagen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    dank eines hier im Forum weltbekannten Katzenliebhabers kam ich zu einem Brief, der nicht im Album verschwinden soll, sondern sein Geheimnis ruhig preisgeben darf.

    Er wurde in Lindenberg im Allgäu geschrieben und wir erinnern uns der großen Rast & Hauber Korrespondenz dahin. Aber es gab auch andere Firmen dort, wie wir sehen werden.

    Der Brief wurde in Landau in der Pfalz, schlappe 300 km per Bahn von Lindenberg entfernt, aufgegeben. Nach Pirmasens kostete im Jahre 1856 nur 3x Franko, weil innerpfälzische Briefe eine Ermäßigung genossen. Von Lindenberg hätte der Brief 6x gekostet und das war unserem sparsamen Absender zu viel. Die Korrespondenzadresse Friedrich Theobald in Pirmasens ist Pfalzsammlern auch nicht völlig unbekannt - dorthin liefen weit über 1.000 frankierte Briefe und sonderbarer Weise kaum ein unfrankierter (wiewohl das i. d. R. genau umgekehrt zu beobachten ist).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Von außen eine harmlose DS mit einer 1II (oben mit Plattenfehler - ist der schon bekannt?) aus Karlstadt vom 23.1.1851 nach Bayreuth. Tatsächlich stammte sie aber aus Frankfurt am Main, damals freie Reichsstadt unter Taxis, und wurde im ca. 80 km entfernten Karlstadt aufgegeben.Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Lieber bayern klassisch und an alle, die ähnliche Briefe (natrürlich nicht mit dem Schwarzen Einser) besitzen!

    Im damaligen Wirtschaftsleben spielten Vertreter (Reisende) eine wichtige Rolle. Sie waren oft mehrere Wochen zu der Kundschaft in allen Teilen Bayerns (und sicherlich darüber hinaus) unterwegs. Da es damals noch keine fernmündliche Voranmeldung gab, schickten sie rechtzeitig Drucksachen oder später Postkarten an die zu besuchenden Geschäfte. Die Vordrucke hatten sie immer dabei. Deshalb tragen sie den Ort der Firma, die der Reisende vertrat. Leider konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, wie z.B. die bei der Bahn angeboteten "Rundreise-Fahrkarten" funktionierten. Dabei zahlte der Reisende einen bestimmten Betrag und konnte dann mit der Fahrkarte eine bestimmte Zeit die Bahn benutzen. Denn sicherlich konnte sich nicht jeder eine eigene Fahrgelegenheit leisten.
    Übrigens lag Karlstadt an der Bahnlinie und war eine Station auf den Weg nach Bayreuth.

    Dies nur von einem, der wie Dr. Stenger in anderem Zusammenhang schreibt, "die wirtschaftlichen Verhältnisse ... die Möglichkeit nehmen, große Aufwendungen für ihre Sammlung zu machen"

    Und PS - einem wunderschön mit Zweikreis Würzburg gestempelten Briefstück mit einer Nr. 1Ia bewilligte ein Bieter schlappe 1.400,- und Drucksache ohne Adressenschleife 1.450,- :thumbup: Deshalb Glückwunsch allen, deren wirtschaftliche Verhältnisse einen Erwerb ermöglichen. Ich hoffe, dass dies hier auch mal gesagt werden darf.
    Einen guten Abend wünscht
    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Luitpold,

    hier darf jeder seine Meinung sagen - wir sind ja Sammler unter uns und alternative Meinungen sind immer auch Impulse für den Fortschritt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Luitpold,

    wir sind ja Sammler unter uns und alternative Meinungen sind immer auch Impulse für den Fortschritt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch


    Lieber bayern klassisch,

    ja das waren Impulse :sleeping::sleeping::sleeping:

    Dabei ist die Drucksache eine Fundgrube für Überlegungen, wie, warum und weshalb gerade in Karlstadt die Drucksache versendet wurde.
    Zumindest die Datierung ist nur aufgrund der handschriftlichen Notiz vorderseitig möglich. Der Halbkreiser wird jetzt mal mit Note 5 :thumbdown: bewertet (kein Datum lesbar).
    Die Notiz zum "Absender" wurde jedenfalls nicht von dem geschrieben, der die Adresse geschrieben hat.
    Innen ebenfalls die etwas lange Zeitangabe (wenn ich richtig lese 3-4 Wochen?)
    So und nun mal recheriert.
    Wer war Sackermann & Streng in Frankfurt? Dazu schweigt das www.
    Doch - Treffer :thumbup: Adolph Grünewald Bayreuth. Dazu findet sich allerdings fast 9 Jahre später ein Hinweis auf "Weinstube mit Weinhandlung und Colonialwarengeschäft, Wein, Spirituosen, Delicatessen und Cigarren.
    Und, Herr Sülzer aus Frankfurt stieg 1854 in Bayreuth zur "Goldenen Sonne" ab.
    Das würde passen. Sackermann war sicherlich ein "Ess- ,Trinkwaren, Genussmittel"-Großhändler (evtl. Importeur).
    Das einzige, was mir rätselhaft ist, ist die Reiseroute. Warum Karlstadt? Diese Kleinstadt liegt am rechten Ufer des Mains, an der Poststraße nach Hammelburg (Bad Kissingen - Schweinfurt sind auch möglich). Jedenfalls nicht auf der linken "Schellstraße durch den Spessart" Frankfurt - Würzburg. Klapperte der Herr Sülzer die kleinen Städte Lohr, Gemünden, Karlstadt usw. ab?
    Oder gar, war er auf der Rückreise (wenn er seinen Besuch in Bayreuth erst in Wochen ankündigt? Wir werden es nie erfahren :cursing:
    Was bleibt: Die Drucksache war durch die Aufgabe in Bayern im Franco wesentlich günstiger als von Frankfurt aus. Das ist sonnenklar :thumbup:
    Dass es nicht immer um den Kreuzer ging, sondern, wie ich vermute, einfach ein Reisender die Ankündigung von unterwegs aufgab, möchte ich mit einer bescheideneren 1 Kr.-Drucksache zeigen. Aber auch hier ist nicht belegbar, dass die Aufgabe so oder nicht doch aus anderen Gründen in Murnau und nicht gleich in Würzburg geschah. Da wäre ein Vergleich der vorhandenen Stücke angebracht, aber die meisten davon bleiben unerkannt bei den nicht am Inhalt interessierten Sammler :wacko:
    Wow 8o Das war jetzt aber ein Beitrag :thumbup:
    Schnell auf Wiedersehen
    Luitpold

    PS
    Hat es denn keiner bemerkt? Mit der Bahn konnte der gute Herr Sülzer noch nicht fahren :D
    Erst Ende 1854 wurde die Bahnstrecke (Frankfurt) Aschaffenburg - Würzburg eröffnet.
    Die Probefahrt von Aschaffenburg nach Würzburg wurde damals in 3 Stunden zurückgelegt.
    Was für eine Geschwindigkeit, wenn man die Fahrdauer mit der Postkutsche bedenkt (geschätzt 1 Tag).

  • Lieber Luitpold,

    schön geschrieben und recherchiert - prima!

    Die Usi der Geschäftsreisenden waren teils unterschiedlich, teils standardisiert. Vermutlich waren sie es, die 1x Marken in ihre außerbayerische Heimat mitnahmen, so dass von dort Briefe unter Kreuzkuvert an bayerische Postexpeditionen geschickt werden konnten, wo diese als Ortsbriefe bestellt wurden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Luitpold

    Es ist ja fast poetisch geschrieben :)

    Diese Briefe/Drucksachen gehören meiner Meinung nach nicht unter Frowarding Briefe, ist sondern eine Avisierung. Es ist nicht gemacht um Geld zu sparen, sondern um besseren Übersicht/Planung für den reisenden zu schaffen.
    Dann will eine Falls von x Ort geschickt y gespart sein und so weiter. Eine Ersparniserklärung wird schwer zu erklären wenn man die praktische Handhabung vor die Auge stellt.

    Ein Reisende kann es nicht anders machen, als eine Avis auf den weg zu schicken, wie bei der Karlstadt DS gezeigt wird - hier ist es deutlich dass man den Verlauf nicht immer planieren kann und wie hier 4-5 Wochen verzögern.

    Um eine gute Beschreibung zu machen kann man bei diese Fälle nicht zu Postgeschichte greifen, sondern Wirtschaftsgeschichte.
    Es wird bei Fälle wie hier deutlich dass die Falls-Beschreibungen nicht immer passen.

    Leider kann ich es nicht mehr poetisch beschreiben.

    Viele Grüsse
    Nils


  • Um eine gute Beschreibung zu machen kann man bei diese Fälle nicht zu Postgeschichte greifen, sondern Wirtschaftsgeschichte.
    Es wird bei Fälle wie hier deutlich dass die Falls-Beschreibungen nicht immer passen.Viele Grüsse Nils

    Ach, lieber Herr Nils!

    In welches "Geschichtsfach" die Beschreibung gehört ist mir einerlei. Ich bin jedesmal glücklich, wenn ich einen Brief "zum Sprechen" bringen kann. Gestern zum Beispiel erhielt ich einen ganz ordinären 6 Kr.-Brief - von Würzburg nach München geschrieben - der mir zum ersten Mal einen indirekten Bezug zum Stadttheater in Würzburg (und Hoftheater in München) brachte. Dabei habe ich bemerkt, dass damals das Theater wohl einen anderen Stellenwert hatte als heute. Denn alle unsere "Vergnügungen", wie Kino, Fernsehen usw. gab es noch nicht.

    Doch zurück zum Thema Reisender:

    Am 3. Juni 1826 fuhr ein Herr Schaller mittags 12 Uhr mit der Dilligence von Würzburg über Roßbrunn, Esselbach, Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt. Die Ankunft in Frankfurt war am darauffolgenden Morgen um 7 Uhr (um Mitternacht fuhr die Postkutsche durch den Spessart und zum Morgengrauen war man n Aschaffenburg).
    Dass man auch damals bequem und schnell mit Extrapost reisen konnte, so man Rothschild hieß, zeigt die Bemerkung von Herrn Schaller, dass der Bankier der gleichzeitig unterwegs war mit 3 eleganten Reisewägen, 12 Pferden und 1 Pferd für den vorauseilenden Kurier (um frische Pferde auf der nächsten Poststation bereitstellen zu lassen) von Würzburg nach Frankfurt um 8 Uhr Morgens von Würzburg nach Frankfurt abfuhr und dort bereits am Abend eintraf.
    Zitat: „Es ist doch was herrliches und großes, sehr reich zu sein. Wie schnell kann der Reiche alle seine Wünsche befriedigen, und wie viele Annehmlichkeiten des Lebens stehen ihm mittelst seines Talismanns zu Befehl?“
    Anmerkung: 1830 kostete die einfache Eilwagen-Fahrt von Frankfurt nach Würzburg (15 Meilen) 8 Gulden.

    Schlussendlich, gefällt mir an den alten Briefen, dass in ihnen "Suchworte" stehen, die dann manchmal weitere Informationen zur Geschichte (ob Post-/Wirtschafts-/Kirchen-/Landes-/Orts-/Bahn-/Schiffahrtsgeschichte usw.) bringen.

    So habe ich bei der wunderschönen 1 Kr.-Drucksache von bayern klassisch es nicht unterlassen können, aktiv zu suchen. Ob dann das Gefundene hilfreich ist oder nicht, dass ist eine andere Frage. Mir hilfst jedenfalls und macht glücklich :thumbup:

    In diesem Sinne wünsche ich ALLEN viel Finderglück :rolleyes:
    Luitpold

    PS
    Alle Angaben ohne Gewähr - überprüfen kann ich die Angaben nicht, jedoch sind sie oftmals nachvollziehbar.

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Michael,

    ich wußte nicht, dass das Auktionshaus Grobe in Hannover schon damals in dem Geschäft zu Gange war ... :D:D:D

    Glückwunsch zu dem Unterschleif - von Hannover nicht häufig.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ich mag auch solche kleinen Extras ;)

    Zitat

    Unterschleif - von Hannover nicht häufig

    Ich vermag nicht einzuschätzen, wie oft solche Einschlußbriefe tatsächlich vorkamen.
    Schließlich generierten sie ja Arbeit bei dem Vermittler (frankieren, zur Post bringen, Buchführung) und auch beim Absender (welche Briefe können an welche Adressaten mitgeschickt werden, usw.) - ich bin mir sicher, unsere heutigen Controller würden derartiges als höchst unwirtschaftlich einschätzen und unterbinden. :huh:

    Viele Grüße
    Michael