• Liebe Freunde,

    die wenigsten Sammler können sich unter dem Terminus "Reihebriefe" etwas vorstellen. Gemeint sind Briefe (in der Regel portofreie Dienstbriefe), welche von einer Behörde initiiert wurden und von deren Inhalt andere, in der Regel keine Ämter oder Behörden Kenntnis zu nehmen hatten (gegen Unterschriftsleistung), wobei am Ende der "Reihe" das Schreiben mit handschriftlichen Kenntnisnahmen wieder bei der Absenderbehörde landete, welches diese zu den Akten nahm (nehmen musste).

    Derlei Briefe kommen hin und wieder vor, häufig sind sie aber nicht.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMGeb275d29jpg.jpg]

    Am 19.1.1845 schrieb das königliche Dekanat Kleinlangheim in einer Kirchenangelegenheit, die als R(egierungs) - S(ache) portofrei war, an das protestantische Pfarramt Neuses, Albertshofen, Sickershausen, Hohenfeld, MtStefft (Marktsteft), Oberbreit und Segnitz ein "Circ"(ular) unter der laufenden Nummer 232.

    Kleinlangheim war ohne Post, so dass der Amtsbote das Schreiben in das ca. 8 km entfernte Kitzingen bringen musste! Von dort nach Neuses waren es immerhin 25 km. Von Neuses nach Albertshofen dann weitere 19 km, von da aus 6 km nach Sickershausen, weitere 2 km über Hohenfeld, dann 2 km nach Marktsteft, dann nach Oberbreit 5 km und dann nach Segnitz 2 km.

    Leider ist die Siegelseite blank und der Inhalt entnommen - trotzdem ein nicht alltäglicher Brief, wie ich finde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    ein sehr schöner Brief.
    Hierzu ein Brief aus meiner Heimatsammlung:
    Regierungssache vom kgl. bayer. Landgericht Eschenbach
    als "Rundschreiben an die Pfarrämter Thurndorf und Hopfenohe
    (Ankunftsstempel Auerbach) und Mockersdorf (Ankunftsstempel
    Kemnath)" vom 2. Juni 1852.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    auch ein sehr attraktives Beispiel dieser Versendungsform und aus der Markenzeit seltener, als in der VMZ.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayernklassisch,

    dann will ich auch einmal einen Beleg aus unserer Heimatsammlung zeigen. Leider kann ich ihn nicht auf irgend ein Jahr festlegen.

    Er ging vom k. Landgericht Lichtenfels (in Staffelstein) an die innen genannten Pfarrämter.

    Leider kann ich da auch nur einen Teil lesen: Frauendorf / -??- / Staffelstein / Mistelfeld / Lichtenfels / Buch a. Forst / Schney /Döringstadt und Ebensfeld.

    Auf der unteren Rückseite befindet sich noch ein schlecht lesbares Stempelfragment - Ankunftsstempel von Staffelstein vom 21.12.

    beste Grüße Roda127

  • Lieber Roda127,

    ein beneidenswerter Brief - leider kann ich den Ort auch nicht lesen bzw. kennt das Internet ihn nicht ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    "what an eye he has!" - du hast es lesen können, super. Ich hatte die Initiale als "N" gedeutet und dann natürlich nichts gefunden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils, hallo Ralph,

    vielen Dank für euere Beiträge. Jetzt nachdem Nils den Ort entziffert hat ist alles klar. Manchmal steht man auf dem Schlauch. Ich hatte den Buchstaben auch als N gedeutet. aber dank dieser Gemeinschaft hier gelingt halt vieles.

    Ich wünsche euch noch einen schönen Tag

    Beste Grüße Roda 127

    Suche immer Belege von Roda / Stadtroda.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Und hier der zweite Brief. Hat jemand schon einmal einen Reihebrief mit Beteiligung einer Postablage gesehen? Leider bin ich noch nicht ganz durchgestiegen, weshalb ich bei der Beschreibung auch gerne Ergänzungen und Verbesserungen entgegennehme. Leider kann ich den Absender nicht zweifelsfrei entziffern, es muss sich aber aus dem Kontext heraus um eine übergeordnete Stelle in Kronach handeln, die am 15. März 1866 an alle k. Lokalschulinspektionen des Bezirkes einen Brief geschrieben hat. Dieser trat, wie der Aufgabestempel belegt, am 17.3. bei der Postexpedition in Kronach seine Reise an. Die erste Station war Steinwiesen, wo der Brief noch am gleichen Tag eintraf. Im Inneren ist auch gut der Tag der Kenntnisnahme des Schreibens dokumentiert. In Steinwiesen war dies der 18.3. Am gleichen Tag ging der Brief in Steinwiesen wieder zur PE (wie der Aufgabestempel belegt) und wurde nach Neuengrün mit dem Landbriefträger gebracht (Landzustellbereich von Steinwiesen). Dort quitierte man das Schreiben am 20.3 und gab es wohl am gleichen Tag dem Landbriefträger wieder mit, der es nach Wallenfels brachte, wo man noch am gleichen Tag Kenntnis vom Inhalt nahm. Wieder aufgegeben bei der Postablage Wallenfels gelangte das Schreiben am 21.3. erneut zu der für Wallenfels zuständigen PE Steinwiesen. Die nächste Station war Zeyern, Landzustellbezirk von Unterrodach. Bei der dortigen PE ging der Brief am 22.3. ein und wurde noch am gleichen Tag beim Empfänger abgezeichnet. Dieser schickte es weiter nach Theisenort. Also zunächst wieder zurück zur PE Unterrodach, die am 24.3. Aufgabe stempelte und über die für Theisenort zuständige Expedition Küps dorthin. Der Ankunftsstempel von Küps ist leider schlecht lesbar, allerdings wurde der Brief am 26.3. in Theisenort gegengezeichnet. Anschließend ging der Brief weiter nach Neukenroth (PE Stockheim), wo er am 29.3. quitiert wurde. Für diese Strecke lässt sich keine postalische Behandlung nachweisen.
    Auch der Inhalt des Briefes ist noch vollständig vorhanden. Der Brief befand sich einst in der Sammlung von Dr. Richard Bader, der auch das bekannte Büchlein über die bayerischen Postablagen geschrieben hat.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    Absender war die k(önigliche) Districts - Schulinspection dahier (also von Cronach).

    Ein sehr schöner und interessanter Reihebrief - wie sagt Peter Sem immer so schön: Ein Vortragsstück. :P

    Es gibt ein paar Reihebriefe, die auch Stempel einer oder mehrerer Postablagen tragen, aber viele haben sich heuer nicht erhalten und einen schöneren muss man erst einmal zeigen können (ich kann es nicht).

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich mal einen Reihebrief aus der Pfalz, wie ich keinen zweiten kenne. Da er keinen Inhalt mehr hat, kann man ihn nur über den Stempel datieren und diesen hier gibt es seit 1814, ich halte ihn also für aus der Zeit der späten 1810er Jahre.

    Gerichtet war er: "An die Herrn Bürgermeister Lauterecken, Becherbach, Hundheim und Odenbach". Schön der Vermerk von anderer Hand: "Von Nußbach nach Odenbach". Er dürfte dann wieder nach Kaiserslautern zurück gelaufen sein.

    Wie für die Pfalz "typisch": Keine Franchise als Dienst - Sache (D.S.), Causa Domini (C.D.) oder sonst etwas. Auch wurde keine einzige Expeditionsnummer vergeben, weswegen die Datierung auch bei 1814-1815 hängen bleiben könnte und wir in der sog. "überrheinischen Zeit" sein könnten.

    In jedem Fall darf man sich als Pfälzer freuen, mal einen hübschen Reihebrief zeigen zu können. :P:P

  • Lieber VorphilaBayern,
    Eine Sensation! Das oder besser der haut mich um!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich denke , auch der nachstehend gezeigte Beleg gehört in diese Rubrik. Es handelt sich um einen gebührenfreien Dienstbrief aus dem Jahr 1847 aus Merseburg, adressiert an den Herrn Superintendenten in Heldrungen. Absender war die königliche Regierung, Abteilung für das Kirchen- und Schulwesen - Merseburg war Sitz eines preußischen Regierungspräsidenten.
    Es kommt selten vor, dass ich solche alten Briefe lesen kann. Hier ist es mir gelungen. Bei dem Schreiben handelt es sich um eine mahnende dienstliche Weisung:

    „Es sind öfter Fälle vorgekommen, daß die Herren Geistlichen unterlaßen haben, zur Beglaubigung der an die Gerichtsbehörden abzugebenden Duplikate der Kirchenbücher das Kirchensiegel beizudrücken. Wir sehen uns darum veranlaßt, ausdrücklich darauf
    aufmerksam zu machen, daß unter jedes an eine Gerichtsbehörde abzuliefernde Kirchenbuch-Duplikat nicht blos die Bescheinigung, daß das Duplikat mit dem Unikate genau übereinstimmen, zu setzen, sondern diese Bescheinigung auch durch Beidrückung des Kirchensiegels zu beglaubigen ist.

    Der Superintendent wurde angewiesen, diese Weisung allen Geistlichen seines Sprengels bekannt zu geben. Das hat er getan, indem er den Brief an alle Betroffenen - einen nach dem anderen - schickte und diese quittieren ließ.

    Dabei erfolgte die Beförderung sicherlich nicht mit der Post, sondern es musste sich ein Kirchendiener auf den Weg machen.

    Dieser Brief macht uns aber sehr deutlich bewusst, dass es in Deutschland Standesämter erst seit Kaiser's Zeiten (1870er Jahre) gab.

    Beste Grüße
    Jürgen

  • Liebe Freunde,

    ich kann Euch heute einen weiteren Reihebrief zeigen.
    Er wurde vom Königl. Dekanat Michelau an das Königliche Pfarramt Obristfeld gesendet und von dort weiter nach Mitwitz, Küps, Schmölz und Burggrub.

    Aufgegeben wurde der Brief in Lichtenfels am 30.09. Welches Jahr ist leider nicht ersichtlich da der Brief ohne Inhalt ist. Der Fingerhutstempel wurde in Lichtenfels von 1833 - 1839 verwendet.

    Liebe Grüße
    Roda127