Barzahlungsbriefe , ab 1865 Postanweisungen

  • Hier habe ich ein paar Beispiele für Wertbriefe aus meiner Sammlung:

    1. 8 Taler in Kassenanweisungen von Schlochau nach Flatow (1 Sgr. für den einfachen Brief bis 10 Meilen und 1/2 Sgr. für die Versicherungsgebühr)

    2. 8 Taler und 22 Silbergroschen von Posen nach Berlin (9 Sgr. für einen Brief über 20 Meilen und Gewicht bis 3 Lot, 1 Sgr. Versicherungsgebühr)

    3. Paketbegleitbrief mit Wertangabe 300 Taler von Züllichau nach Berlin (3 Sgr. Versicherungsgebühr + 16 1/2 Sgr. für das Paket)

    Und als letztes ein besonderes Stück

    4. 12 Taler eingezahlt von Neidenburg nach Berlin (3 Sgr. für den Brief + 3 Sgr. für die eingezahlten 12 Taler (Gebühr 1/4 Sgr. für jeden Taler !!))

  • Hallo zusammen,

    nachdem ich mich erholt habe einige Bemerkungen zum 4 Brief.
    Hier handelt es sich um einen Vorläufer der späteren Postanweisung. Durch das gezahlte Porto wurde dieser Brief nach dem 01.09.52 versendet. Vorher war die Gebühr noch teurer 1/2 Sgr. pro Thaler.( falls das Handbuch stimmt).
    Interessant finde ich auch das es bei Landbestellung 1 Sgr. Bestellgeld kostete, wenn nur der Brief übergeben wurde und 2 Sgr., wenn der Betrag und der Brief zugestellt wurde.
    Mein persönlicher Favorit von den 4 Briefen ist der 2. Die Kombination aus grünem Ganzsachenwerteindruck und der blauen Nr.2 ist einfach nur schön. :) :) :) :)

    schönen Gruss

    Peter

  • Gerade bei Rauhut erworben:

    An sich ein ganz normaler 3-Silbergroschen-Beleg...

    Aber die Entfernung von Jessnitz/Anhalt nach Erfurt ist unter 20 Meilen. Warum also 3 Silbergroschen? Es wurden 10 Silbergroschen eingezahlt. Für Bareinzahlungen musste pro Taler 1/4 Silbergroschen Gebühr entrichtet werden, aber mindestens 1 Silbergroschen.

    Bemerkenswert ist außerdem das Datum: der 2.April 1859 (ist durch den Inhalt des Briefs, eine im voraus bezahlte Bestellung von Pflanzen, belegt). Es handelt sich also um eine Nummernstempel-Entwertung nach der offiziellen Verordnung, dass diese nicht mehr einzusetzen war.

  • Hallo preussensammler

    Bemerkenswert ist außerdem das Datum: der 2.April 1859 (ist durch den Inhalt des Briefs, eine im voraus bezahlte Bestellung von Pflanzen, belegt). Es handelt sich also um eine Nummernstempel-Entwertung nach der offiziellen Verordnung, dass diese nicht mehr einzusetzen war.


    Besser wäre es zu schreiben, dass auf der Nr. 2 bis 4 der ersten Ausgabe, weiterhin die Nummerstempelentwertung ab dem 01.04.1959 vorgeschrieben war.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Gerade von der 141.Rauhut (und Kruschel) eingetroffen:

    Wieder ein sehr schöner Bareinzahlungsbeleg:

    Diesmal eine Einzahlung über "Sechs und ein Viertel Thaler". Somt wären neben der Gebühr für den Brief in der 1.Entfernungsstufe 7/4 Silbergroschen (1 Silbergroschen und 9 Pfennige) zu zahlen gewesen. Da zu diesem Zeitpunkt noch keine 3 Pfennigmarke vorhanden war, blieb nur die Frankierung mit 1 Silbergroschen 10 Pfennig. Immerhin gab es schon die 4 Pfennigmarke.

  • Hallo preussensammler,

    ein toller Brief - bei Bayern gibt es davon ganz wenige, ohne Marken natürlich und von daher vielfach unattraktiver, als deine Rosine. Glückwunsch zu dem schönen Stück!

    Die Anschrift lautet:

    "Eingezahlt 28 Silbergroschen

    Eine Königl.(lich) Wohllöbl.(iche) Stadt- und Kreisgerichts Salarien-Kasse zu Danzig".

    Hier ein Link dazu:

    http://de.search.yahoo.com/r/_ylt=A7x9QX_…euere_akten.pdf

    Das war eine Lohnkasse - der Engländer hat noch das Wort "salary" für Lohn im Sprachgebrauch, daher dürfte das etymologisch zu deuten sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Gerade von der Auktion eingetroffen (im übrigen das teuerste Stück):

    Meine bisher vom Betrag her höchste Bareinzahlung. Es handelt sich um 20 Taler. Tarif: Bareinzahlung 20 Taler = 5 Silbergroschen Gebühr zzgl. der Briefgebühr von 2 Silbergroschen.

    Im übrigen ist der Nummernstempel nicht gerade häufig auf Briefen. Lt.Krauß soll es nur 2 Briefe und 2 Briefvorderseiten geben. Bei diesem Beleg hier handelt es sich um eine der Briefvorderseiten.

  • Gerade in der Bucht an Land gezogen:

    Ein schöner Brief mit Bareinzahlung von Wormditt nach Königsberg (Entfernung ca. 9 Meilen) vom 31.10.1856. Für den Brief selbst war 1 Silbergroschen zu entrichten. Die Gebühr für die Bareinzahlung von 10 Talern betrug 2 1/2 Silbergroschen. Interessant bei diesem Brief ist der Abschlag des R2 von Königsberg vom 2.11.1856. Meiner Vermutung nach ist damit die Auszahlung der 10 Taler bestätigt worden. Eigentlich war der Abschlag eines solchen Stempels nur bei Paketen üblich.

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier eine simple Briefhülle aus Lübbecke nach Münster (Entfernung >10 Meilen) von ca. 1859 oder später. Portofrei gelaufen als H. Grundst. D. S., die Gebühr für die Bareinzahlung (Hierauf eingezahlt Zwei Thaler 20 Sgr.) in Höhe von 1 Sgr. musste allerdings bezahlt werden, in diesem Fall vom Absender.
    Rückseitig findet sich nur der Ausgabestempel, das Papierdienstsiegel ist leider nicht mehr zu entziffern.

    Der gezahlte Betrag von 1 Sgr. passt zu den Tarifen ab 1.9.1852 und ab 1.1.1861

    Viele Grüße

    Michael

  • Liebe Freunde,

    hier ein Barzahlungsbrief von 1864 von (Schloß) Tamsel nach Berlin, die Entfernung betrug rund 12 Meilen. Eingezahlt wurden 10 Reichstaler und 5 Silbergroschen.

    Der Brief wurde mit 4 Sgr. bar frankiert. Und darüber wundere ich mich etwas:

    Für Barzahlungsbriefe fiel neben dem Briefporto, hier 2 Sgr., noch eine Einzahlungsgebühr an (Tarif ab 1861). Diese betrug bis 5 Taler 1 Sgr, bei 5-10 Talern 2 Sgr. und für jede weitere 5 Taler noch 1 Sgr.

    Da 10 Taler und 5 Sgr. einbezahlt wurden, hätte ich hier eine Gebühr von 3 Sgr. erwartet. Zusammen mit dem Briefporto wären dann 5 Sgr. zu zahlen gewesen.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Dieter,

    da gebe ich dir recht.

    Die Absenderin ist auch nicht ganz unbekannt. Wer noch seinen Fontane parat hat:

    Hoch ragt aus schattigen Gehegen

    Ein schimmerndes Schloß hervor

    ...

    ;)

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Fontane, wer ist das? Scherz beiseite. Für meine Deutschlehrer war Böll schon Klassik. Ich habe von den berühmten deutschen Schriftstellern der damaligen Zeit keine Ahnung.

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    das stammt aus Wanderungen durch die Mark Brandenburg, ein mehrbändiges Werk von Theodor Fontane, dass als typische Literatur der Romantik galt und lange populär war. Darin wird auch Schloß Tamsel mit den obigen Einleitungsversen beschrieben. Das Werk entstand übrigens genau in den Jahren, aus dem auch der Brief stammt. Es könnte also gut sein, dass Fontane die Schreiberin (dies nur indirekt, da sie ihren Rendanten die Überweisung ausführen liess) dort persönlich traf.

    Bei der Absenderin (in deren Namen und mit deren Siegel der Brief versandt wurde) handelt es sich um Reichsgräfin Rosalie Ulrike von Schwerin, geb. von Dönhoff, die die Siedlung und das Schloß von Tamsel mit in die Ehe einbrachte. Ihr Gemahl Hermann Graf von Schwerin war wenige Jahre zuvor gestorben, so dass sie jetzt Herrin auf Schloß Tamsel war. Die verschiedenen Eigentümer von Schloß Tamsel waren über viele Jahrzehnte für ihren Kunstsinn und die hieraus entstehenden interessanten Sammlungen bekannt.

    So passt dann auch der Brief an den Kunstgewerbehändler Naumann Goldschmidt dazu, der später zum Preußischen Hoflieferanten aufstieg (die passende Adresse mit "Unter den Linden" hatte er da schon).

    Sorry für die etwas weitschweifige Sophie zu dem Brief, aber für mich gehörts halt dazu. ^^

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (21. Juni 2022 um 23:14)